15.06.12 Auf Irrwegen im Goms (Thomas) |
Heute wollten Adriana und ich nach unserer Megawanderung «Vom Säuliamt in St.Gallerland» einen weiteren Fitnesstest absolvieren; diesmal "nur" über 29 km, dafür mit insgesamt 1300 Höhenmeter aufwärts und 1150 m abwärts: In 7.5 Stunden wollten wir den Gommer Höhenweg von Oberwald bis Bellwald bewältigen:
Geplante Wanderroute
Wie es sich für eine sorgfältige Planung gehört, erkundigte ich mich im Vorfeld über die Verhältnisse vor Ort. Die Antwort von Goms Tourismus klang sehr beruhigend: "Vielen Dank für Ihre Anfrage. Den Gommer Höhenweg können Sie problemlos laufen, eventuell hat es hinten im Münstigertal noch ein wenig Schnee aber mit guten Schuhwerk ist dies kein Problem. Oberhalb Geschinen bis nach Ulrichen wird der Höhenweg teilweise saniert, deshalb sind dort die Abschnitte in die Seitentäler hinten gesperrt. Die Umleitungen sind signalisiert."
Die Qualität dieser Signalisation führte dazu, dass die geplante Höhenweg-Wanderung zu einer Bergwanderung mutiert wurde:
Effektiv gewanderte Strecke
Wegen des Bergsturzes bei Gurtnellen, mussten wir von Flüelen bis Göschenen auf den Bus umsteigen:
(Bild von Adriana) Hier kontrolliere ich , wie gut die Qualität des Bergsturz-Bilds geworden ist. Dieser sieht...
...von blossem Auge wesentlich dramatischer aus, als dies mit der Kamera erfassbar ist.
Wir ereichen Oberwald um 09:11 Uhr (zur Zeit des offiziellen SBB-Fahrplans) und steigen sofort auf...
...zum Höhenweg. Blick zurück auf Oberwald.
Durch einen wunderschönen Birkenwald kommen wir zügig voran in Richtung Obergesteln...
und schon bald zeigt sich das Weisshorn in der Ferne:
Bild von Adriana
Wir erreichen im ersten Seitental die Brücke, von welcher wir wieder auf den Höhenzug des Haupttals...
...zurückkehren und uns an den prächtigen Magerwiesen erfreuen:
Auf der Höhe von Ulrichen schauen wir hinüber zum Nordende des Nufenenpass und haben keine Ahnung...
...das wir in einer halben Stunde dasselbe Bild aus tieferer Lage wiedersehen werden!
Der Grund hierfür sind die von Goms Tourismus angekündigten Umleitungen, die mit Hinweisposter..
...deklariert sind, jedoch nicht aussagen, wieviel Umweg und zusätzliche Zeit eingerechnet werden muss
Wir tauchen ab bis nahezu dem Talboden und steigen wieder auf zur nächsten Brücke, um kurz darauf mit....
...einer weiteren Wegsperre konfrontiert zu werden. Hier fehlt jeglicher Hinweis, wie es weiter gehen soll...
...worauf wir den gesunden Menschenverstand walten lassen und in Richtung Trützisee wandern: Ein Trugschluss, welcher uns mehr als drei Stunden Zeit kosten wird!
Auf einem gut angelegtem, wenig steilen Serpetinenweg erfreuen wir uns an der schönen Aussicht..
Bilder von Adriana
...bis wir von einem Lawinenkegel jäh gestoppt werden:
"Dead-End" des Wanderwegs!
Wir entdecken auf der anderen Talseite eine Alphütte und einen Weg; wir beschliessen den Lawinenkegel zu...
...umgehen und erklimmen auf einem steilen, grasbedeckten Hang die notwendige Höhe, um den aus dem Tritzisee entspringenden Bergbach überqueren zu können.
Diese abenteuerliche Route führt uns über ein Schneefeld bis über die Baumgrenze, wo wir auf 2200 m...
...unsere Mittagsrast abhalten, die wir eigentlich Münstigertal geniessen wollten:
Immerhin war dies die höchste (2200 m) Mittagsrast in der noch jungen Wandersaison
Endlich ist hier auch eine Bachüberquerung möglich, auch wenn sie....
....mir ein ein unfreiwilliges Fussbad beschert. (Bild von Adriana)
Von der Alp-Besatzung erfahren wir, dass der einzige Weg zurück "Retour auf derselben Strecke" heisst und...
...dass der Lawinenkegel risikolos begangen werden kann.Blick auf die andere Talseite, wo wir vor zwei Stunden beim "Dead-End" des Wanderwegs waren.
Diesmal nahmen wir jedoch die Direttissima...
...über den Schnee, was sich ohne Spikes als ziemlich delikates Unternehmen erwies.
Nach über drei Stunden Irrweg entschieden wir uns beim Wiedersehen der Wegsperre, diese einfach zu...
...missachten und dem "verbotenen Weg" zu folgen. Unterwegs sehen wir zwei kleine Bauschmaschinen, ...
...jedoch keinen einzigen Arbeiter. Lediglich eine leicht havarierte Brücke erinnerte neben einigen aufgeschütteten Wegstücken an eine Sanierung. Wir beschliessen, unsere "Expedition" in Münster abzubrechen und freuen uns an den Sujets, welcher uns der verbleibende Weg noch bietet:
Mit etwas Phantasie sind hier zwei kämpfende Bären zu entdecken....
Die erst-gesichteten Alpenrosen künden den Hochsommer an...
Blumenvasen-Idyll eingangs Münster....
und ein Gommer Herrschaftshaus in Münster
Wir treffen um 17:05 beim Bahnhof Münster ein und sind um eine Erfahrung reicher. Die Wanderung verlief nicht wie ursprünglich geplant, wird uns jedoch als sehr, sehr speziell in Erinnerung bleiben.
Auf der MGB-Rückfahrt durchs Goms schauen wir noch einmal hoch ins Geschinental: Fast ganz oben waren wir..... .....jedoch nicht ganz freiwillig!
Link zu einer "gelungenen FF-Höhenwegwanderung" auf derselben Strecke:
Gommer Höhenweg von Münster bis Oberwald am 22.04.2011
Ich danke Adriana für die angenehme Begleitung und ihrer Gelassenheit trotz der Umstände
Herzliche Grüsse
Thomas
rovo 17.06.12: | Ich hoffe, dass Du Deine Erfahrungen mit dieser Informations- und Markierungsunart an geeigneter Stelle mitteilen wirst. Zur Foto mit der Dent Blanche (4357m): Diese befindet sich wirklich in dieser Richtung, davor ist aber noch das Weisshorn mit 4506m! Rolf |
Thomas 17.06.12: | @ Rolf: Vor 6 Jahren hat mir ein Walliser ziemlich standhaft erklärt, dass dies die Dent Blanche sei. Jetzt habe ich auf der Karte gecheckt und danke dir für die Richtigstellung. Ist schon korrigiert. |
rovo 19.06.12: | Hoi Thomas, Deine Irrwege haben mir den Kick gegeben, den Gommer Höhenweg ab Ulrichen bis Bellwald zu machen (merci): anstrengend aber grandios! Du hättest gar nie bis zum Punkt Deiner fatalen Entscheidung gelangen sollen, wenn Du die zwei möglichen und markierten Abzweigungen kurz vorher beachtet hättest. Sobald ich Zeit finde, werde ich einen Blogeintrag mit den entsprechenden Fotos als Beweismaterial erstellen. Gruss Rolf |