14.01.12 «Vom Säuliamt ins St. Gallerland» Megawanderung durch vier Kantone (Thomas) |
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Der Gedanke, meine Wertschätzung für eine lieb gewonnene Person auf eine spezielle Art auszudrücken, führte am 08.01.12 zur verrückten Idee, die Distanz zwischen unseren Haustüren auf Schuster's Rappen zu überwinden. Aus dieser Idee wurde innert zwei Tagen ein Projekt. Nur getraute ich mich nicht, dieses als FF-Event auszuschreiben, denn nur schon die Luftlinie hätte 29,5 km betragen. Und dabei müsste erst noch der 6-grösste Schweizer See schräg durchschwommen werden! Nachdem die optimale Wanderroute gefunden war, stand fest, dass es satte 45 km sind, die an einem einzigen Tag bewältigt werden müssen. Ich war nicht sicher, ob ich selbst diesen "Fitness-Test für die Alterklasse 60+" überhaupt bestehen würde, was einen Wanderleiter schlecht aussehen liesse. Umso glücklicher war ich, dass Adriana (eine Hardcore-Wanderin aus einer Nachbargemeinde) spontan bereit war, bei einem solchen Experiment unter dem Motto "So weit die Füsse tragen" mitzumachen.
Im folgenden Bildbericht verzichte ich darauf, irgendwelche Ortsnamen anzugeben: Die Hinweise in den Foto-Legenden sollten es jedoch möglich machen, unsere Route nachzuvollziehen. Wer diese Denksportaufgabe nicht mag, schaut sich zuerst die Wanderroute ganz am Schluss dieses Blogs an.
Mit einer Minute Verspätung fährt die S9 im gleichen Bahnhof ein, von welchem wir am 11.09.11 zur Wanderung auf das Albishorn starteten:
Wie erwartet ist Adriana mit an Bord: Das Abenteuer konnte bei minus 4 Grad und in Dunkelheit starten.
Im bald erreichten Wald sind wir dankbar, dass die mitgebrachten Stirnlampen funktionieren.....
...zumal weder der Bezirkshauptort des Säuliamts noch der Mond als Lichtquelle taugen (Foto Adriana)
Nach 45 Minuten Wanderzeit zeigt sich allmählich die Sonne....
......die für den "Rest des Tages" unsere gern gesehene Verbündete werden sollte. (Foto Adriana)
Bereits nach einer Stunde tritt der erste Berg im Strahlenmeer daher:
Der Säntis im Morgenrot lässt vorerst (nur) unsere Herzen erwärmen.
30 Minuten später entdecken wir den Zugersee mit dem Pilatus und davor einen geschichtsträchtigen Ort:
Auf der hinteren Wiese starb Huldrich Zwingli 1531 auf brutale Weise nahe dem Ort, wo er zwei Jahre zuvor noch friedlich die Milchsuppe zusammen mit den Reformationsfeinden genossen hatte:
Bald lassen uns auch die spürbar wärmenden Sonnenstrahlen daran glauben, dass unser Projekt.....
.....ein gutes Ende finden wird: Freude herrscht! (Foto vom Selbstauslöser der Kamera von Adriana)
Nur wer es schon gemacht hat, weiss es und wird es bestätigen:
Eine frühmorgendliche Wanderung in Richtung Sonne hebt die Lebensqualität!
Im südlichsten Zipfel des Säuliamts zeigt mir Adriana den Schweikihof......
.....eine Besenbeiz, die auch für private Anlässe gemietet werden kann.
Weil ich Adriana's grosse Tierliebe kenne, bin ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, dass....
......wir unsere Tour wirklich "nur" zu zweit fortsetzen werden?
Nun eliminieren wir die zuvor gewonnenen Höhenmeter und steigen ab in ein Tal, das vor der...
......Eröffnung der A4 oft die Hitliste der Verkehrsmeldungen im Radio anführte.
Das Tal trägt den Namen des gleichnamigen Flusses, welcher ab hier südwärts die Grenze der Kantone...
...Zug und Zürich bildet: Wir folgen aufwärts dem Wasserlauf und wechseln so munter mehrmals den Kanton. (Foto Adriana)
Wir beginnen auf der Zuger Seite und machen schon bald eine makabre Entdeckung:
Der Wanderweg ist mit alten Grabplatten belegt: Recycling im Quadrat!
Als pietätvolle WanderInnen ziehen wir es vor, bei der erst-besten Gelegenheit auf.......
......die Zürcher Seite zu wechseln: Die Schiffli-Brücke.
Bevor wir dies tun können, zeigt sich der Kanton Zug nochmals von seiner......
........schönsten Seite: Ein reizvolles Seitentobel mit wartender Adriana, die mir den Brückenzoll abzocken will.
Die Wanderung entlang dieses Grenzflusses ist facettenreich, schattige Waldpartien wechseln mit.....
.......sonnigen Passagen direkt am Wasser, die zum Verweilen einladen.
Hin und wieder wird der Blick frei zu den umliegenden Gebieten; typisch für diese Region sind.....
........die vielen Moränenhügel, die jeweils von einem einzigen Baum gekrönt werden.
Einzigartig in diesem Flusslauf sind die Zeugen des grössten Bergsturzes, den die Geschichte des...
......Kantons Zürich kennt: Riesige Nagelfluh-Gesteine besetzen spektakulär das Flussbett.
Nachstehend zwei weitere Impressionen aus dieser Region, deren Bezeichnung "....-Sprung" den Gedanken aufkommen lässt, dass dies das Quell-Gebiet dieses Gewässers ein müsste:
Oberhalb dieser Zeugen der Naturgewalt wechseln wir noch einmal in den Kanton Zug und marschieren zügig in Richtung des flächenmässig grössten Schweizer Stausees, welcher bei einem Dammbruch grosse Teile der Stadt Zürich überfluten würde:
Kaum zu glauben, dass dieses nun wieder ruhige....
....Gewässer ein solches Gefahrenpotenzial birgt.
Nun beginnt auf der Zuger Seite eine Kaskade von Tunnels im Nagelfluhgestein:
Die Eiszapfen zeigen es an: Eigentlich herrscht tiefer Winter! (Foto Adriana)
Diese Tunnels wurden ursprünglich für Leitungen der Wasserversorgung Zürich gebaut. Heute erfreuen sie die WanderInnen als willkommene Attraktion. (Der wanderfreudige Autor erinnert sich aus unerfindlichen Gründen beim Term Wasserleitung noch immer zuerst an das Walliser Synonym SUONE).
Nun verabschieden wir uns definitiv vom Kanton Zug und marschierten zügig auf der....
....rechten Flusseite bis zu einer geeigneten besonnten Holzrampe, auf welcher wir nach beinahe.....
.....sechs Wanderstunden unsere wohl verdiente (kurze) Mittagsrast machten. (Foto von Kantonspolizist auf Urlaub: Er war der erste "andere Wanderer", dem wir begegneten)
Nach einer weiteren halben Wanderstunde verlassen wir dieses reizvolle Tal und steigen ostwärts auf zum...
...höchsten Punkt (729 m) unserer Route. Eigentlich hätten wir aufgrund des Namens dieses Dorfes statt schmucken Einfamilienhäusern eher marode Hütten erwartet.
Wir durchquerten dieses hoch gelegene Dorf und steigen ab zum lauschigen See gleichen Namens.....
.......welcher mitten in einer wunderschönen Moorlandschaft liegt. Zu schön ist dieses Bijou, als dass....
.....wir es bei nur einem Souvenir-Foto bewenden lassen würden:
Und wieder grüsst der Säntis im Hintergrund (Foto Adriana)
Wir überschreiten die Grenze zum Kanton Schwyz, den wir nun für fast drei Stunden begehen werden....
....und erkennen nach einer Gegensteigung erstmals in der Ferne unser Wanderziel (Foto Adriana)
Unser Wanderziel gezoomt. Links aussen ist das Wanderziel von Beat und Stefan vom 03.12.11 erkennbar:
Im Bild ist das Südende des anfangs zitierten 6-grössten Schweizer Sees, welcher uns eine Wanderroute entlang der Luftlinie vermasselte.
Nun näherten wir uns den bevorzugten Wohnsitzen des Schweizerischen Geld-Adels:
Foto Adriana
Nach diesem unscheinbaren Tunnel betreten wir die bekannteste "Oase" der Schweiz:
Irgendwo in solchen Liegenschaften residieren die Herren Ebner, Federer & Ospel, doch...
.....doch keiner von ihnen war zu Hause und lud uns zum "Late Afternoon Tea" ein. (Foto Adriana)
Also ziehen wir weiter zum Ort, den es im Umkreis von 20 km gleich 2 x gibt. Wir waren in jenem,...
...der zwar keinen eigenen See, dafür ein Seedamm-Center hat und auch eine wunderbare Seesicht. (Foto Adriana)
Knapp einen Kilometer vor unserem Ziel überschritten wir auf einem legendären Steg die Grenze in...
...den Kanton St. Gallen: Mehr und mehr werden die Details der Rosenstadt sichtbar. (Foto Adriana) Diese im 2001 erbaute Touristenattraktion hat eine bemerkenswerte Vorgeschichte, die bis 1500 vor Christus zurück reicht. Im Jahr 1354 beschloss Herzog Rudolf IV von Habsburg den Bau eines Steges, der eine Länge von etwa 1450 Metern und eine Breite von 4 Metern hatte; verbaut wurden 546 Eichenpfähle. Ausgelegt war er für Fussgänger, Karren und Viehtrieb. Der Bau und Unterhalt wurde durch Wegzoll bestritten. 1847 erfolgte die letztmalige Erneuerung des Stegs.
Morgens sind wir in der Dunkelheit um 07:00 gestartet und in einer stimmigen Abenddämmerung kommen...
...wir um 17:25 am vorgesehenen Ziel an. Mit einem herzhaften Give me Five feiern wir unser "erfolgreiches Tageswerk". Einfach alles stimmte an diesem Tag. Ich danke Adriana für die nette (und auch aufmunternde) Begleitung bei einem Wander-Event, das uns nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.
Thomas
Nachtrag: Am Bahnhof der Rosenstadt machte ich etwas, was ich sonst nur vom Schachspiel kenne: Einen Damen-Abtausch! Adriana wollte unbedingt die S15 um 17:40 erwischen, um sich zu Hause zurecht zu machen für ein Tanz-Event, das um 20:00 in Zürich startete..... ...ziemlich sprachlos verabschiedeten wir uns von ihr, denn ich hatte bereits erheblich Mühe mit dem Treppensteigen. Wir heisst in diesem Fall, dass meine "Wochenend-Gastgeberin" uns am Bahnhof empfing und unsere Leistung würdigte. Am Sonntag war dann ein "Beine ausschütteln" angesagt, das ich in einem separaten Blog festgehalten habe.
Und beinahe hätte ich es vergessen; ich schulde noch die Wanderkarte mit unserer Route. Hier ist sie:
Ungefähre Darstellung, da Google-Maps für Fussgänger erst mit einer Beta-Version arbeitet.
Clemens 17.01.12: | Wow.Grossen Respekt!!45Km?!Das ist wahrlich eine Mega Leistung..Danke für den Bericht.. |
ThomasM 17.01.12: | Gratulation. Super Bericht. Wenn ich nicht einen Superskitag gehabt hätte, würde es mich glatt reuen, nicht dabeigewesen zu sein. |
dallostogabi 21.01.12: | Wow, das tönt super. Grossartige Leistung |