14.10.06 - 15.10.06 Lötschenpass (hammerhai) |
Vom Gasteretal ins Lötschental
Hallo zusammen,
wieder einmal wollen wir im Berner Oberland wandern gehen. Wir treffen uns am frühen Samstagmorgen auf dem Bahnhof Basel, um nach Bern zu fahren. In Bern steigen wir in den Zug nach dem Wallis um. Nach der Einfahrt ins Kandertal hoffen wir den Hochnebel hinter uns zu lassen, aber als wir in Kandersteg aussteigen werden wir vom Einheitsgrau, dem wir eigentlich entfliehen wollen, begrüsst. Beim Bahnhof wartet schon der Rufbus, der uns nach Stalden im Gasteretal bringen soll. Zum Glück hatte ich am Vorabend noch Plätze reserviert. Als wir losfahren, ist der Bus bis auf den letzten Platz gefüllt und der Chauffeur muss sogar noch Wanderer, ohne Reservation, stehen lassen. Beim Gasthaus Steinbock verlassen wir den Bus und bestellen uns einen Kaffee in der Gaststube. Als wir losmarschieren ist es immer noch neblig und kühl. Wir steigen den Weg hinunter zur Kander, um den wilden Fluss auf einer "Hängebrücke" zu überqueren.
Auf der anderen Seite steigen wir durch den Wald hinauf. Leicht ansteigend erreichen wir einen Wasserfall des Leilibachs.
Der Weg wird nun steiler und über enge Kehren steigen wir auf der rechten Bachseite aufwärts. Der Wanderweg führt durch dichten Wald, der uns keinen Blick mehr ins Tal erlaubt. Erst als wir beim geschlossenen Gasthaus auf der Gfelalp eintreffen sind wir oberhalb der Nebelgrenze und können einen Teil des Tals überblicken. Hier machen wir auch grad die Znünipause.
Bevor wir losmarschieren, verstauen wir die warme Kleidung in den Rucksack, denn wir sehen, wie die Sonne immer tiefer ins Tal drängt. Nach einem weiteren Aufstieg erreichen wir eine kleine Ebene, von der wir das hintere Ende des Gasteretal sehen können. Wir bemerken auch, dass sich der Nebel in der Zwischenzeit wieder verdichtet hat und der Talboden nicht mehr sichtbar ist.
Der Blick nach Südwesten offenbart uns das Balmenhorn und seinen langen, mit bizarren "Gipfeln", bestückten Nordgrat. Wir umrunden den kleinen Hügel, auf dem Foto im Vordergrund sichtbar, um auf dessen Rückseite den Aufstieg in Angriff zu nehmen.
Wir nehmen den Weg, der auf der Westseite der Schönbüel zur Balme hochführt, und nicht den etwas schlechter markierten Weg auf der Ostseite, der über den Klettersteig direkt zur Seitenmoräne des Lötschengletschers führt. Der Wanderweg wird jetzt richtig steil und die wärmenden Sonnenstrahlen tragen auch dazu bei, dass wir so richtig ins Schwitzen kommen. Schnell gewinnen wir an Höhe und bei einem Blick zurück können wir endlich das Gasteretal nebelfrei geniessen. Klein Doldenhorn, Doldenhorn und die Gipfel der Blüemlisalp auf der linken Seite, der Kanderfirn und ein Teil des Petergrats sowie Birghorn, Elwertätsch und Sackhorn auf der rechten Talseite.
Durch ein Schotterfeld der Endmoräne erreichen wir Balme wo, wir unsere Mittagsrast machen. Nun können wir den grössten Teil des Kanderfirns einsehen. In der Mitte des Firns ragt das Mutthorn aus dem ewigen Eis, von dessen Gipfel man das Hintere Lauterbrunnental überblicken kann. Ganz im Hintergrund sind auf der linken Seite der Tschingelspitz und der Tschingelgrat und auf der rechten Seite der Gipfel der Jungfrau sichtbar.
Richtung Süden überblicken wir den Lötschengletscher, die Gitzifurggu und das Ferdenrothorn.
Nachdem wir gegessen und ausgiebig den Schutthang der End- und Seitenmoräne nach Kristallen abgesucht haben, steigen wir hinunter auf den Gletscher und überqueren diesen auf einem mit hohen Metallpfosten markierten Weg, vorbei an zahlreichen kleinen Gletschermühlen.
Der Gletscher ist gut begehbar, da man vor allem auf dem Geröll und nicht direkt auf blankem Eis läuft.
Wir steigen an der Flanke der Seitenmoräne hoch und laufen auf dem Moränengrat zum Pt. 2497. Bevor wir hier die Moräne verlassen, können wir nochmals einen schönen Blick auf den Gletscher werfen.
Nun steigen wir, durch felsiges Gelände aber auf einem gut ausgebauten Wanderweg, das letzte Stück zum Lötschenpass hoch. Nachdem wir unsere Sachen in der Lötschenpasshütte verstaut haben, wollen wir noch ein bisschen auf dem Pass herumspazieren. Aber die Regenfront, die wir schon auf dem Gletscher gesehen haben, ist von Osten kommend schon eingetroffen. Es ist merklich kalt geworden und es weht eine steife Brise, die uns bald wieder zurück in die warme Hütte zwingt. Während wir das Nachtessen in der bis zum letzten Platz gefüllten Hütte einnehmen, beginnt es draussen zu schneien. Wir gehen trotzdem voller Hoffnung zu Bett, dass wir am nächsten Tag auf den ersten 3000er dieses Jahres, das Hockenhorn (3294m), hochsteigen können. Als ich in der Nacht mal raus muss, sehe ich abertausende Sterne über mir. Also, wenn das kein gutes Zeichen ist!
2.Tag:
Als wir am Morgen aufstehen, werden alle unsere Hoffnungen zerschlagen. In den frühen Morgenstunden ist eine weitere Schlechtwetterfront aufgezogen. Die Hütte ist von dichtem Nebel eingehüllt und es schneit immer wieder.
Wir wollen zuerst einmal gemütlich frühstücken und uns später entscheiden, was wir machen werden. Viel Schnee ist nicht liegengeblieben und wenn das Wetter noch aufklaren würde, stünde der Besteigung des Gipfels nichts mehr im Wege. Nun, es sollte nicht sein. Nachdem wir unser Rucksäcke gepackt haben, ist immer noch kein besseres Wetter in Sicht und so beschliessen wir, ins Lötschental abzusteigen. Vorbei an zwei kleinen Seelein
marschieren wir über die Ebene der Passhöhe, über enge Kehren steil hinab, zur Stierstutz wo man eigentlich einen schönen Blick auf das Vorder Lötschental und seine Gipfel hätte, so sie denn nicht von Nebel und Wolken eingehüllt wären.
Weiter abwärts laufend erreichen wir bald die Kummenalp. Nach einer kurzen Pause hat sich auch der Nebel verzogen, die Sonne zeigt sich zaghaft und bringt die Herbstfarben an den Hängen des Tals zum leuchten. Ein wahres Farbenspiel offenbart sich uns. So entscheiden wir spontan, nicht ins Tal hinunter zu laufen, sondern auf dem Lötschentaler Höhenweg zu marschieren, soweit wir eben kommen würden oder zumindest bis dorthin, wo wir den letzten Bus erwischen würden.
Wir marschieren also los Richtung Lauchernalp und bevor wir über eine Biegung die Kummenalp verlassen, schauen wir noch einmal zurück.
Nach der Biegung erreichen wir die Hockenalp und können von da Felden mit dem Stausee und im Hintergrund Goppenstein erblicken.
Der Weg ist ab der Kummenalp vorwiegend flach und so erreichen wir bald die Lauchernalp, ein kleines Chaletdorf über dem Lötschental. Wir kommen an einem kleinen Bergbeizli mit Terrasse vorbei. Der Duft, der von der Küche ausgeht, errinnert uns an das Hungergefühl, das uns schon eine Weile plagt ;-). So setzen wir uns kurzentschlossen an einen der Tische und bestellen eine währschafte Rösti mit Käse und Spiegelei. Mit vollem Magen lässt sich nicht so gut wandern, trotzdem wollen wir weitermarschieren. Wir durchqueren das Dörfchen, gehen weiter auf einem kurzen Stück Strasse um dann wieder auf Naturwegen zu laufen. Dabei begegnen wir auch einem typischen Walliser, dem Schwarznasenschaf.
Wieder ein Stück auf der Strasse laufend erreichen wir Weritzstaffel, von wo wir zurückblickend die letzten Häuser der Lauchernalp und links unten im Bild das Chaletdörfchen Fischbiel sehen können.
Wir können am Ende des Tals bereits den Langgletscher sehen und auch die Gipfel auf der anderen Talseite werden immer mehr von Nebel und Wolken befreit. So laufen wir leichten Schrittes, meist leicht abwärts, in Richtung Tellistaffel.
Bevor wir die Tellistaffel erreichen müssen wir aber zuerst einen Wald durchqueren. Gelbe Lärchen, immergrüne Tannen in verschiedenen Farbnuancen, rote Heidelbeersträucher und dazwischen ein paar Findlinge. Über den weichen, von Lärchennadeln bedeckten Weg, wandern wir durch diesen Märchenwald.
Nachdem wir den Wald hinter uns gelassen haben, erreichen wir einen Bach. Auf einem kleinen Trampelpfad steigen wir ein Stück das Tal "Im Tellin" hinauf, von wo wir eine schöne Sicht auf das Bietschhorn und seine Nebengipfel haben.
Das Bietschhorn zeigt sich leider nie ganz wolkenlos,
dafür können wir, nach Norden blickend, einen Teil des Petergrats sehen.
Nach diesem kleinen Abstecher laufen wir zum Höhenwanderweg zurück, der uns, jetzt ziemlich steil hinunter, zum Bergrestaurant auf der Tellistaffel führt. Unser nächstes Ziel, den Schwarzsee, erreichen wir innert kürzester Zeit und lassen uns am Ufer nieder. Der richtige Ort für eine Pause und um die uns umgebende Landschaft, die sich im Wasser spiegelt, zu geniessen. Die weissen Gipfel im Hintergrund sind das Breitlauihorn und das Breithorn.
Um den Bus nicht zu verpassen und um noch ein Weilchen im Restaurant bei der Fafleralp einzukehren, müssen wir auch diesen lieblichen Platz bald einmal verlassen. Auf dem Weg hinunter haben wir immer wieder eine schöne Aussicht auf die beiden oben genannten Gipfel, die uns auf dem restlichen Wegstück begleiten.
Wir haben noch genügend Zeit, auf der Terrasse des Restaurants etwas zu trinken, bevor wir zur Bushaltestelle hinuntersteigen. Der Bus fährt mit uns durch das Lötschental bis nach Goppenstein, wo wir in den Zug nach Basel einsteigen. Vielen Dank, dass ihr mich auf dieser schönen Wanderung begleitet habt. Da wir das Hockenhorn nicht besteigen konnten, ich das aber einmal nachholen möchte, habe ich ja einen Grund, wieder mal auf dem Lötschenpass zu übernachten ;-). Vielleicht seid ihr ja wieder mit dabei!
Grüssli
Thomas alias Hammerhai