08.07.07 Säntis (Marcel) |
Hoi zäme
Na das war gestern vielleicht ein Erlebnis!
Aber mal ganz der Reihe nach. Dank der relativen Nähe unseres heutigen Wanderzieles konnte ich für einmal ausschlafen und mich bei schönstem Wetter in den halb acht Bus nach Wil setzen. In Wil habe ich mich mit Yvonne getroffen und den Zug nach Wattwil bestiegen, dort gesellten sich Martina und Werner zu uns und so fuhren wir angeregt plaudernd weiter nach Nesslau. In Nesslau hiess es erstmals in den Bus nach Wildhaus umsteigen und wie angekündigt trafen wir dort auch Peter. In Wildhaus erwartete uns nicht nur Nelly sondern auch REGEN! Wir glaubten es kaum und beschlossen auf den Schock erstmals einen Kaffee zu uns zu nehmen – immerhin versprach die Wetterprognose für den Sonntag schönstes Wetter bei maximal 28 Grad!
Im Restaurant Sonne (wie treffend) entdeckten wir noch eine spezielle Beförderungsart – wir konnten da allerdings noch nicht ahnen, dass wir auf dem Lisigrat um einen Ritt auf einem Besen wirklich froh gewesen wären!
Ewig konnten wir ja nicht Kaffee trinken und so wagten wir uns dann doch nach draussen und der Regen hörte alsbald auf. So marschierten wir dann frohen Mutes zur Talstation Gamplüt und liessen uns von der schon etwas seltsamen Seilbahn nach oben tragen. Oben befragte uns der Seilbahnmensch nach unseren Wanderplänen und meinte – das was wir vorhätten ginge nicht, der Lisigrat sei wegen Schnee geschlossen! Ganz glaubten wir ihm die Geschichte dann doch nicht und meinten wir würden mal zum Schafboden hochwandern und uns dann dort wieder erkundigen. Inzwischen klarte das Wetter völlig auf und auch die Sonne kam wieder zum Vorschein. Wir freuten uns, endlich loswandern zu können.
Zuerst ging der Weg mehr oder weniger gerade aus – gerade so richtig zum einlaufen - doch bald einmal stieg der Weg schon ziemlich tüchtig an.
Unter fröhlichem Geplauder gings aufwärts und ziemlich genau um zwölf erreichten wir die bewirtete Alphütte auf dem Schafboden. Obwohl uns der Hund ziemlich anknurrte wagten wir uns auf die Terrasse der Alpwirtschaft. Nach Rücksprache mit der Wirtin entschieden wir uns, die Wanderung wie geplant durchzuführen und uns nicht auf die Variante des Gamplütwirtes einzulassen, der uns die direkte Route via Chalbersäntis empfohlen hatte. Dies hatte zur Konsequenz, dass wir uns entschieden trotz knurrendem Magen hier auf das Mittagessen zu verzichten und weitere 400m und eine weitere Stunde zum Rotsteinpass hinaufzuwandern. Die Strecke wurde steiler und steiler und das Wetter meinte dann plötzlich wieder umschlagen zu müssen. Es war sehr eindrücklich, wie riesige schwarze Wolkengebilde und Nebelschwaden auftauchten.
Dass wir kurz vor dem Rotsteinpass noch verregnet wurden, hätten wir natürlich nicht gebraucht - naja weit wars nicht mehr und die Aussicht auf das Mittagessen beschleunigte ebenfalls unsere Schritte!
Kaum waren wir im Restaurant angelangt ging das Unwetter so richtig los und beim Blick aus dem Fenster konnte man gar nix mehr erkennen – wir machten uns schon Gedanken über eine Uebernachtung oder so - aber zuerst brauchten wir mal was in den Magen. So bestellten dann alle gleich dasselbe: Rösti mit Spiegelei! Und ich bin sehr froh, dass mir dann alle zustimmten, dass sich nur schon wegen der Rösti die Wanderung auf den Rotsteinpass gelohnt hat! Einige (darunter auch ich) brauchten noch ein Bierchen – wir mussten uns wohl etwas Mut für die bevorstehende Bewältigung des Lisigrates antrinken !
Mittlerweile hatte sich das Wetter wieder eines besseren besonnen und die Aussicht war auch gar nicht mehr so schlecht – Meglisalp und Seealpsee und die umliegen Berge waren wieder gut erkennbar.
So entschlossen wir uns die Gunst der Stunde zu nutzen und uns wieder auf den Weg zu machen. Gemäss Wegweiser waren für die restlichen 400 Höhenmeter auf den Säntis noch 1 ¼ h zu veranschlagen – das musste doch zu schaffen sein!
Der Weg über den Lisigrat ist wirklich kein Spaziergang sondern ein anspruchsvoller Höhenweg mit stetem felsigen auf und ab.
Der Wirt von Gamplüt hatte insofern recht, als der Weg teilweise mit Schnee bedeckt war – aber dank den Seilen entlang des ganzen Weges war es nicht gefährlich – auch wenn der Blick rechts in die Tiefe auch mir manchmal ein bisschen Schauer über den Rücken jagte. Ich sagte mir konzentriere Dich auf den Weg und dann geht’s schon – so wars dann auch!
Drei Viertel des Wegs hatten wir glücklich überwunden und zwischendurch auch Zeit gefunden uns über die wunderschönen Formationen des Alpsteinmassivs zu erfreuen. Doch der härteste Teil sollte uns noch bevorstehen – plötzlich setzte wieder (äusserst kalter) Regen ein - der einzige Vorteil bestand darin, dass bei diesen Temperaturen ein Gewitter äusserst unwahrscheinlich war - als dann auch noch Wind aufkam war es nun wirklich äusserst unangenehm !
Ganz erfreulich habe ich in dieser Situation empfunden, dass die Gruppe den Humor nicht verloren hat und sich auch bei diesen wirklich schwierigen Verhältnissen gegenseitig unterstützte und mit der Vorfreude auf den nahen Hauskaffee anspornte! Hier ein ganz grosses Kompliment an alle!!!!! Ich habe mir natürlich schon einige Sorgen gemacht und war, als wir den Säntis erreichten, doch sehr erleichtert, dass wir die Wanderung ohne wirkliche Probleme beenden konnten – von unseren völlig durchnässten Kleidern mal abgesehen. Immerhin hat sich nach der gestrigen Tagesschau der Wetterfrosch Bucheli für seine Fehlprognose entschuldigt.
Die wirkliche Ueberraschung erwartete uns dann auf dem Gipfel: René lächelte uns zusammen mit Conny schelmisch an – naja wir hatten es ja überstanden und lächelten tapfer zurück !!!
Nach der Begrüssungszeremonie erhielten wir dann unseren verdienten Kaffee Zwätschge-Lutz. Wir hatten jetzt natürlich auch einiges zu erzählen und die Zeit verging wie im Fluge – schon bald mussten wir mit der Säntisbahn Richtung Schwägalp runterfahren. Peter erklärte sich liebenswerterweise bereit Yvonne und mich mit dem Auto nach Gossau zu fahren – danke schön!
Nochmals einen ganz herzlichen Dank an meine Mitwanderer – Ihr wart wirklich eine ganz tolle Begleitung für diese anspruchsvolle Wanderung! Dank auch an die Fotografen Nelly und Peter! Freue mich jetzt schon auf eine weitere Wanderung mit Euch!
Gruss
Marcel