06.03.13 Zur Pfahlbausiedlung im Wauwilermoos: Sursee - Mauensee - Wauwil (Beat) |
Heute Mittwoch war ich im Wauwilermoos, zwischen Sursee und Wauwil, unterwegs.
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/Wauwilermoos060313
ROUTE: Sursee (504m) - Mauensee - Schloss Mauensee (504m) - Seewagen (509m) - Wauwilermoos (498m) - Strafanstalt - Pfahlbausiedlung - Wauwil (503m)
Streckenlänge ca. 14 km; praktisch keine Höhendifferenzen.
Route dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Kurz vor 10 Uhr starte ich die Wanderung beim Bahnhof Sursee in Richtung Mauensee. In Wauwil werde ich um 13:30 ankommen.
An schattigen Stellen, wie hier im Wald zwischen Sursee und dem Mauensee, ist der Weg stellenweise noch schneebedeckt und vereist:
Der Mauensee (Mauesee):
Zwei Seen verschwinden…
Ab 17000 v. Chr. war das Gebiet des Wauwilermooses eisfrei. In dieser Zeit setzte auch die Verlandung der drei Seen durch Sand, Seekreide und Torf ein. Dieser Vorgang verlief nicht kontinuierlich.
Die Seespiegel waren als Folge klimatischer Veränderungen im Verlaufe der Steinzeit Schwankungen unterworfen. So stieg der Wasserspiegel mehrfach an, so dass auch die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten mit Seeablagerungen überdeckt wurden.
Heute besteht von den drei Seen nur noch der östlichste, der Mauensee.
Quelle: http://www.pfahlbausiedlung.ch/files/faltblatt_2012.pdf
Das Schloss Mauensee liegt auf einer kleinen Insel, die über eine Brücke erreichbar ist:
Möglicherweise waren hier Biber am Werk. Laut einer kürzlichen Meldung in der Luzerner Zeitung gibt es Hinweise auf ein bis zwei Tiere in dieser Gegend:
Brücke hinüber zum Schloss Mauensee, welches sich im Privatbesitz von Uli Sigg befindet:
Uli Sigg nahm Schloss Mauensee das erste Mal richtig wahr, als er als junger Offizier der Schweizer Armee den Auftrag erhielt, im Rahmen eines Manövers mit seinen Männern die Insel Mauensee zu stürmen. Als Sigg die Insel eingenommen hatte, dachte er: „So zu wohnen, das wäre schön.“ Jahrzehnte später verwirklichte Sigg sich seinen Traum und kaufte das 1605 erbaute Schloss samt der 1.4 Hektaren grossen Insel und dem 56 Hektaren grossen See. Nach umfassenden Restaurierungsarbeiten zog er 1998 mit seiner Ehefrau Rita im Schloss Mauensee ein. Die Insel, die nicht öffentlich zugänglich ist, ist mit einer Brücke mit dem Festland verbunden. Die Brücke ist durch ein Gittertor abgeschlossen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Uli_Sigg
Am westlichen Seeufer, beim Wegpunkt "504m", fliesst das Wasser des Mauensees in die Ron und anschliessend durch das Wauwilermoos zur Wigger:
Ich folge der kanalisierten Ron ins Wauwilermoos:
Eine eigenartige Scheune (für Tabak?):
Im Weiler Seewagen,
wo sich Hase und Fuchs GuetNacht sagen, ........
....... laufen die Ostervorarbeiten auf Hochtouren:
Blick in Richtung Südosten zum Dorf Kottwil:
Wasser- und Zugvogelreservat Wauwilermoos: http://www.lawa.lu.ch/wauwilermoos_leporello.pdf
Archäologischer Lernpfad Wauwilermoos / Tafel 6:
Ich befinde mich nun bei der Infotafel 6 des "Archäologischen Lernpfades". Anschliessend werde ich die Tafeln 3 und 4 passieren, die Strafanstalt umrunden und via Tafel 2 zum Anfangspunkt (1) gelangen. Dort, umittelbar neben der Bahnhaltestelle Wauwil, befinden sich der Infopavillon und die drei rekonstruierten Pfahlbauhütten:
Obige Abbildung aus der Infobroschüre: http://www.pfahlbausiedlung.ch/files/faltblatt_2012.pdf
Blick nach Norden auf Egolzwil und Wauwil:
Wegpunkt "Wauwilermoos 498m":
Richtung Südosten ist der Pilatus zu erkennen:
Moränenlandschaft:
Jenseits des Bachlaufs der Ron liegt die Strafanstalt Wauwilermoos:
"Insassen" der Strafanstalt Wauwilermoos:
Seit ihrer Verhaftung nach einem Banküberfall weigern sie sich hartnäckig ihre Maskierung abzulegen!
Die Strafanstalt Wauwilermoos hat eine bewegte Vorgeschichte:
Im Zweiten Weltkrieg wurde in dieser Gegend ein Straflager für Internierte geführt, in dem internierte alliierte Soldaten Strafen wegen Fluchtversuchen oder anderer Vergehen zu verbüssen hatten. Das Interniertenstraflager Wauwilermoos war neben Hünenberg und Les Diablerets eines von drei Internierungsstraflagern, die in der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges bestanden. Daneben bestanden die regulären Internierungslager.
Die unhaltbaren Zustände wurden später von zahlreichen damaligen Insassen geschildert, verschiedene zeitgenössische Berichte und Untersuchungen führten jedoch kaum zu Verbesserungen.
Nachdem der Kommandant des Internierten-Straflagers, Hauptmann André Béguin, in einem ersten Verfahren wegen Spionageverdachts 1942 freigesprochen wurde, wurde er 1946 wegen verschiedenster Vergehen wie Betrug, Veruntreuung, Fälschung dienstlicher Akten oder Nichtbefolgens von Dienstvorschriften zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.
Seit 1947 befindet sich im Wauwilermoos wieder eine Strafanstalt. In der 1979-1983 neu gebauten halboffenen Anstalt werden Freiheitsstrafen vollzogen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wauwilermoos
Die Kirche Egolzwil-Wauwil:
Archäologischer Lernpfad Wauwilermoos / Tafel 2:
Gegen 13:30 erreiche ich Wauwil:
Die rekonstruierte Pfahlbausiedlung mit den drei Hütten steht im auffälligen Kontrast zum Neubau, der hinter der Bahnlinie entsteht.
Die Hütten sind abgeschlossen, können aber mittels Lichtschalter inwendig beleuchtet werden, so dass man einen Blick ins Innere und auf Ausstellungsgegenstände werfen kann.
Der Infopavillon neben den Hütten:
Die Themen im Infopavillon: http://www.pfahlbausiedlung.ch/files/200909-themen_im_infopavillon.pdf
Lage und Ausdehnung der Pfahlbausiedlungen Egolzwil 2, 3, 4 und 5 im Wauwilermoos (siehe auch Kartenausschnitt weiter unten):
Abbildung oben und unten aus: http://www.egolzwil.ch/portraet/geschichte/egolzwiler-kultur.html
Egolzwil 2, fantasievolle Rekonstruktion 1932:
Die Siedlung Egolzwil E3 wurde in mehreren Grabungskampagnen zwischen 1932 und 1989 erforscht. Sie ist die älteste bekannte Schweizer Pfahlbausiedlung aus der Zeit um 4300 v. Chr. Das Wauwilermoos war damals eine Landschaft mit mehreren Seen. Das Dorf E3 bestand nur ganze 8 Jahre lang am Ufer eines dieser Seen. Es wurde verlassen, überflutet und mit Seeablagerungen und Torf überdeckt. Unter der feuchten, luftdichten Überdeckung überdauerte ein spektakuläres Fundspektrum die Jahrtausende: Reste von Häusern, Feuer stellen, Holzgeräte und -gefässe, Keramik, Getreidereste, Schmuckstücke, organische Abfälle, Werkzeuge und vieles mehr. Die charakteristische Keramik dieser Fundstelle war gar namengebend für einen kurzzeitig existierenden Kulturraum in der Zentralschweiz: die Egolzwiler Kultur.
Quelle: http://www.pfahlbausiedlung.ch/files/faltblatt_2012.pdf
Der blauumrandete Kartenausschnitt oben entspricht ungefähr dem Ausschnitt unten mit dem ehemaligen Wauwilersee und den Fundstellen in seiner Umgebung. ROT: meine Wanderroute.
Oben links, am nordwestlichen Seeufer, die Pfahlbausiedlungen Egolzwilen E2 / E3 / E4 / E5.
Abbildung unten aus dem NZZ-Buch "Die ersten Jahrtausende / Die Schweiz von den Anfängen bis zur Eisenzeit".
Pfahlbaustreit: Waren die Pfahlbauten Wasser- oder Landsiedlungen?
Obige Abbildung aus: http://www.archaeologie-online.de
Ein Teil der prähistorischen Pfahlbauten stand lediglich auf feuchtem Grund am Ufer von Seen und wird daher heute Feuchtbodensiedlung genannt. Sie waren nur durch einen späteren Seespiegelanstieg unter die Wasserlinie geraten und zunächst irrtümlich für echte Pfahlbauten (im Wasser stehend) gehalten worden. Mit fortschreitender Ausgrabungstätigkeit an den zirkumalpinen Seen wurden aber immer mehr echte Pfahlbauten, die nur saisonal bei Niederwasserständen trocken fielen, gefunden. Pfahlbausiedlungen und Pfahlbauten sind nach den neuesten Untersuchungen wieder als Begriffe akzeptiert. Damit ist der langandauernde "Pfahlbaustreit" um die Lage dieser Siedlungen beendet.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pfahlbau
Blick vom Infopavillon aufs Wauwilermoos hinaus:
Von der Bahnhaltestelle Wauwil, die neben dem Infopavillon liegt, fahre ich via Olten zurück nach Zürich und aus der Steinzeit zurück in die Gegenwart.
Beat
Weitere INFOS:
- egolzwil.ch: http://www.egolzwil.ch/portraet/geschichte/egolzwiler-kultur.html
- Archäologischer Lernpfad Wauwilermoos / Pfahlbausiedlung Wauwil: http://www.pfahlbausiedlung.ch/
- Video / ch-tv: Archäologie Schweiz - Wauwilermoos
- Video / zisch.ch: Eröffnung der Pfahlbausiedlung Wauwil (26.09.09)
- Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Wauwilermoos
- "Zu Fuss-2" von Thomas Widmer: Wanderung 16 / Leseprobe mit Kartenausschnitt
Martha 07.03.13: | Hallo Beat das sieht toll aus, da freue ich mich auf den Samstag. LG Martha |