18.01.13 Arzo - Ponzione d'Arzo / Monte Pravello - Linea Cadorna - Monte Orsa - Meride (Beat) |
Heute Freitag war ich zusammen mit Elias im Gebiet zwischen Mendrisio im Südtessin und dem italienischen Porto Ceresio unterwegs.
Unsere ROUTE: Arzo (486m) - Costa di Prabello (707m) - Poncione d'Arzo / Monte Pravello (1015m) - Linea Cadorna*) - Monte Orsa (998m) - Albero di Sella (897m) - Meride (578m)
*) Auf dem Felsgrat zwischen Poncione d'Arzo / Monte Pravello und Monte Orsa führt der Wanderweg stellenweise durch Schützengräben und Stollen sowie Kavernen für Artilleriestellungen der Cadorna Verteidigungslinie (Linea Cadorna). Vor dem ersten Weltkrieg liess der italienische General Luigi Cadorna mit bis zu 35'000 Arbeitern diese umfangreichen Verteidigungsanlagen erstellen. Die Italiener rechneten damals mit einer österreichisch-deutschen Invasion in Norditalien über das Gebiet der Schweiz.
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/LineaCadorna180113
Route dargstellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Streckenlänge ca. 15 km; 950 m aufwärts, 850 m abwärts:
Gegen 10:45 erreichen wir mit dem Postauto von Mendrisio her das Dorf Arzo. Kurz vor 12:30 sind wir beim Aussichts- und Grenzpunkt Poncione d'Arzo / Monte Pravello, eine Stunde später kommen wir auf dem Monte Orsa an und kurz nach 16:30 beenden wir die Wanderung im Dorf Meride, wo sich im Winterhalbjahr die Endstation der Postautoverbindung Richtung Mendrisio befindet.
Im Gegensatz zur Tessinwanderung am 5. Januar, mit damals sommerlichen Temperaturen von über 20 Grad, bewegen wir uns heute durch ein winterlich gestimmtes Tessin bei vermutlich nur knapp über Nullgrad. Nur die Sonne am Himmel zusammen mit diesen blühenden Forsythien an einer Gartenmauer zeigen, dass wir auch dieses Jahr einen Frühling erwarten dürfen:
Auf der ganzen Wegstrecke liegt etwas Schnee. Weiter oben und an Schattenstellen gehen wir stellenweise auch über eine geschlossene Schneedecke. Schneeschuhe sind dazu aber nicht notwendig, über vereisten Stellen sind Stöcke und Schuhspikes hingegen von Vorteil:
Durchblick Richtung Nordosten zum Monte Generoso:
Obwohl auf der Karte kein durchgehender Weg eingezeichnet ist, könnte man hier oberhalb Costa di Prabello (Kartenpunkt 707) vermutlich auch geradeaus über den Kartenpunkt 882 zum Ponzione d'Arzo / Monte Pravello gelangen. Wir wählen den markierten und eingezeichneten Wanderweg, der nach links und der Grenze entlang hoch führt:
Der Weg führt nun nach links und zur Grenze zwischen der Schweiz und Italien:
Kurze Tiefschneepassage:
Bei der Grenzmarkierung Nr. 62 (Kartenpunkt 887) erreichen wir die Grenze zwischen der Schweiz und Italien:
Entlang dem rostigen und löchrigen Grenzzaun und über schöne Steinstufen erfolgt nun der Schlussaufstieg zum Ponzione d'Arzo / Monte Pravello:
Beim Grenzpunkt Nr. 61 (Kartenpunkt 1015) stossen wir auf den vorher erwähnten Gratweg, der vermutlich ebenfalls durchgängig begehbar ist:
Die entlaubten Baumäste ermöglichen einen erster Tiefblick auf den Luganersee mit dem Damm bei Melide:
Ankunft beim höchsten (1015 m.ü.M.) und schönsten Aussichtspunkt unserer heutigen Wanderung, dem Poncione d'Arzo / Monte Pravello. Unter dem Wegweiser eine leider ziemlich ausgebleichte Infotafel über die "Linea fortificata Cadorna":
Für den Winterdienst im gut durchlüfteten und gekühlten Zollhäuschen wird noch Personal gesucht:
Blick über den westlichen Seearm des Lago di Lugano, unten in Bildmitte liegt Morcote:
Zoomblick auf Morcote:
Blick in Richtung Lugano, links der Monte San Salvatore und im Hintergrund (Bildmitte) die runde Kuppe des Monte Bar, den wir im vergangenen November überwandert haben:
Die Hotelanlage von Serpiano (unten im Bild) liegt auf der Westseite des Monte San Giorgio und ist mit einer Seilbahn ab Brusino-Arsizio vom See her erreichbar. Im Sommerhalbjahr fährt auch das Postauto ab Mendrisio über Arzo und Meride weiter bis nach Serpiano und erschliesst das Wandergebiet um Monte San Giorgio / Monte Pravello / Monte Orsa etwas besser als jetzt im Winter:
Wir setzen unsere Wanderung auf italienischem Gebiet fort in Richtung des Monte Orsa. Der Wanderweg führt hier in einen ersten Schützengraben der "Linea fortificata Cadorna" (Cadorna Verteidigungslinie):
Info über die "Linea Cadorna" aus http://www.stollentour.ch:
Zwischen Monte Pravello und Monte Orsa befindet sich nur ein kurzer Abschnitt dieser umfangreichen italienischen Verteidigungsanlage der "Linea fortificata Cadorna":
Obiger Kartenausschnitt über das ganze System der Linea Cadorna aus http://it.wikipedia.org/wiki/Frontiera_Nord
Immer wieder zeigen seitliche Stolleneingänge, dass nicht nur die Schweizer ihre Berge aushöhlen können:
Blick aus dem Schützengraben auf den vor uns liegenden Monte Orsa (den Berg der Bärin):
Der erwartete Krieg fand schliesslich nicht in diesem Gebiet statt, sondern viel weiter im Osten zwischen Bozen und Triest. Die Linea Cadorna wurde darum schliesslich gar nie mit Kanonen ausgerüstet:
Aus den schattigen Schützengräben kommen wir wieder ans Sonnenlicht, doch nur ganz kurz, denn ....
..... denn vor dem Aufstieg zum Monte Orsa verschwinden wir in einem tunnelgrossen Stollen im Berg:
Seitlich des Stollens sind mehrere grosse Kavernen aus dem Fels ausgebrochen worden. Hier wären die Artilleriegeschütze stationiert worden und hätten ihre schwenkbaren Kanonenrohre durch die Felsöffnung ins Freie geschoben:
Wir sind ganz froh um das "Licht am Ende des Tunnels":
Der Wanderweg führt nicht automatisch zum Gipfel des Monte Orsa, man muss dazu einen kurzen Abstecher machen:
Der Gipfel des Monte Orsa hat leider keinen sehr schön gestalteten Aussichtspunkt und das schmucklose Gipfelkreuz steht ziemlich verloren zwischen grossen Felsblöcken. Dominiert wird der Berggipfel von drei riesigen Antennentürmen. Die schöne Aussicht auf den Luganersee lohnt trotzdem den kurzen Abstecher hier herauf:
Die sonnige Uferpromenade von Morcote:
Der Damm von Melide:
Melide am und im See sowie Serpiano, welches rund 350 Meter über dem See auf einer Terrasse liegt:
Porto Ceresio an der südwestlichen Seebucht des Lago di Lugano und in der italienischen Provinz Varese liegend:
Rebterrassen über Porto Ceresio:
Ob der Monteur, der dort oben im Antennenmast beschäftigt ist, zwischendurch auch ein wenig die Aussicht geniessen kann?
Etwas unterhalb des Monte-Orsa-Gipfels halten wir Mittagsrast mit freier Sicht nach Italien. Bei klaren Sichtverhältnissen sollte von hier aus der rund 50 km entfernte Flughafen Milano Malpensa zu erkennen sein:
Abstieg Richtung Südwesten:
Für den Rückweg in die Schweiz bestehen verschiedene Möglichkeiten:
- Zurück zum Monte Pravello / Poncione d'Arzo und dort über einen steilen Abstieg nach Albero di Sella und weiter nach Meride.
- Richtung Südosten über Veggiù und Saltrio nach Arzo, wo wir gestartet sind.
- Wir wählen den Weg Richtung Südwesten, der beim Wegpunkt 664 nach Nordosten Richtung Albero di Sella umschwenkt. (Ein grosses eingezäuntes Privatgrundstück zwingt zum Umweg über den Wegpunkt 664.)
Auf italienischem Gebiet liegt der GPS-aufgezeichnete Weg (rot) eigenartigerweise meistens rund 50-100 Meter neben dem gestrichelt auf der Karte eingezeichneten Weg:
Beim Wegpunkt 664 schwenken wir nach Nordosten um und hoffen, dass wir über einen gut begehbaren Weg bis nach Meride gelangen können. Wir wären aber auch nicht sehr überrascht, wenn wir plötzlich wieder umkehren müssten, denn die italienischen Wegweiser und Wegmarkierungen sind manchmal etwas verwirrlich:
Auf dem grossen Privatgrundstück, das wir umwandern müssen, erblicken wir zwischen den Bäumen eine grosse Villa und dieses burgartige Gebäude:
Auf der Nordwestseite der Monte-Orsa - Monte-Pravello - Hügelkette liegt der Schnee erwartungsgemäss etwas tiefer. Da aber keine ausgesetzten und gefährlichen Stellen zu begehen sind, gibt es keine Probleme:
Die drei Antennen auf dem Monte Orsa und .......
..... die Festungsanlagen nun im Blick von unten:
Bei Albero di Sella, wo eine steile direkte Wegverbindung zum Monte Pravello / Poncione d'Arzo besteht. Ab hier führt unser Weg wieder ein Stück genau der Grenze entlang und nach dem Grenzstein Nr. 57 wieder ganz über Schweizer Gebiet:
Ein bäumiger Wegweiser oder ein wegweisender Baum:
Unsere letzte Wegetappe zwischen Crocifisso und Meride stösst auf die Etappe 19 der wanderland.ch-Route 7 (die Etappe Morcote - Mendrisio der ViaGottardo):
Kurz vor dem Dorf Meride erinnert ein zerfallender Schornstein an vergangene Zeiten:
Verträumt liegt das Dörfchen Meride am Fusse des Monte San Giorgio, zwischen den südlichen Armen des Luganersees. Es scheint von der Zeit unberührt; nur ein abseits gelegener Schlot aus Ziegelstein gemahnt an eine frühere industrielle Tätigkeit. Der Monte San Giorgio ist von Schichten schwarzen Schiefers durchzogen, dem Muttergestein des Erdöls. Seit dem 19. Jahrhundert wurde in Meride der schwarze Schiefer destilliert, um daraus Brennöl und Gas zu gewinnen. Doch vor allem diente der Extrakt dieses brennbaren Berg-Gesteins bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zur Herstellung der medizinischen Salbe «Saurolo», die gegen Ausschläge und Entzündungen wirkt.
«Saurolo»? Die Namensgebung ist natürlich kein Zufall: Zwecks Schieferabbau trieb man Stollen in den Monte San Giorgio und entdeckte dabei Fossilien von Sauriern – schwarzer Schiefer konserviert bestens organisches Material.
Quelle: http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/das-tessin-hat-seinen-eigenen-saurier-1.17676717
Heute wird in Meride keine schwarze "Saurolo"-Salbe mehr hergestellt. Sie ist aber in Apotheken weiterhin erhältlich, jetzt unter den Bezeichnungen z.B. Ichtholan oder Zugsalbe.
Kurz nach 16:30 erreichen wir das Dorf Meride:
Hier in Meride bin ich auch am vergangenen 6. Dezember angekommen, damals nach einer Überwanderung des Monte San Giorgio. Ein Besuch des kürzlich neu eröffneten Fossilienmuseums ist zu empfehlen. Bis gegen Ende Jahr sollen auch deutschsprachige Erklärungen zur Verfügung stehen.
Siehe dazu FF-Blog: 06.12.12 / Über den "Saurierberg" Monte San Giorgio im Südtessin
Blick vom Monte San Giorgio her auf Poncione d'Arzo / Monte Pravello und den kegelförmigen Monte Orsa:
Der "antennenverzierte" Monte Orsa im Zoomblick:
Der Wegweiser neben der Postautohaltestelle in Meride mit dem Hinweis auf das Fossilienmuseum:
Ein letzter Blick hinauf Richtung Poncione d'Arzo / Monte Pravello:
Kurz bevor wir erfrieren, trifft mit einiger Verspätung das Postauto ein, das uns zurück nach Mendrisio bringt:
Herzlichen Dank an Elias für die Begleitung auf dieser etwas winterlich gestimmten Tessinwanderung.
Beat
Weitere INFOS:
- Im Buch "Bergwandern im Tessin" (AT-Verlag) / Seite 154 ff: "Die Linea Cadorna"
- wandersite.ch: http://www.wandersite.ch/Smeraldo.html#2
- gps-tracks.com: Sentiero Smeralda Tessin - Lombardei / Etappe 2
- hikr.org: http://www.hikr.org/tour/post47413.html
- Varese Tourismus: Der Monte Pravello
- Varese Tourismus: Der Monte Orsa
- Varese Tourismus: Cadorna-Linie
Martha 19.01.13: | Wow.... Beat ich glaube diese Wanderung musst du mal wiederholen. LG Martha |
dallostogabi 19.01.13: | Hallo Beat Sehr schöner Blog!Bei einer Wiederholung wäre ich auch gerne dabei. LG Gabi |