22.09.07 - 24.09.07 Etzlihütte (Marcel) |
Hoi zäme
Zu meinem Leidwesen wusste ich ja bereits im voraus, dass diese dreitägige Wanderung für mich und Christina bereits am zweiten Tag zu Ende gehen würde – aber dass ich am ersten Tag erst am späteren Nachmittag auf meine KollegInnen treffen würde hätte ich dann doch nicht gedacht! – aber mal hübsch der Reihe nach.
Normalerweise erwache ich ja automatisch - mein innerer Wecker klingelt mich jahrein jahraus durchaus zuverlässig zur gewünschten Zeit wach. Naja nachdem ich diese Woche eine nicht eingeplante berufliche Freinacht einziehen durfte, war wohl auch mein Wecker durcheinander und liess mich anstatt um sechs Uhr erst um sieben Uhr zwanzig wach werden. Mein Schreck war enorm - war doch MEIN Zug um diese Zeit bereits zwanzig Minuten unterwegs. Mir blieb nichts anderes übrig als meine KollegInnen zu informieren, dass ich nicht wie geplant um acht im Zürcher HB sein würde und statt um 10 Uhr halt erst um 12 Uhr bei der Golzern Talstation eintreffen würde.
Es gibt zweifellos schlimmeres und so setzte ich mich dann völlig ausgeschlafen erst um halb neun ins Postauto, genoss im Zug Kaffee und Gipfeli und führte mir die Samstagsausgabe des Tagis ausgiebig zu Gemüte. Meine Laune besserte sich angesichts der Superwetters zusehends und als ich dann mit dem Postauto Richtung Bristen hochfuhr und ich mich dem Maderanertal näherte war auch für mich die Welt wieder in Ordnung J. Das Postauto war bis auf den letzten Platz gefüllt und (fast) alle steuerten auf die Seilbahn nach Golzern zu – verstehe ich ja auch – dort oben ist wohl einer schönsten Plätze unseres Landes zu finden.
Doch für mich – und einer Familie mit zwei kleinen Girls - gings dieses Mal in die andere Richtung – die Etzlihütte war das Ziel. Und dieses wollte ich nun schnellstmöglich erreichen. Also schnürte ich meine neuen Wanderschuhe ganz fest und los gings erst mal fast senkrecht bergauf – wegen des Ausschlafens musste ich leider auf da für diesen Wegabschnitt vorgesehene Alpentaxi verzichten.
Der Weg war allerdings noch recht abwechslungsreich und so nach ca einer Stunde hatte ich dann auch das Ende der Fahrstrasse erreicht. Im Blick zurück konnte ich noch einen Blickauf die Windgällen werfen.
Nun gings richtig ab ins Gebirge – ein wunderschöner sehr abwechslungsreicher Weg mit allerlei Informationstafeln über Flora, Fauna, Wasserkraft, Neat und Infos zur Etzlihütte usw gespickt führte mich dann zur besagten Hütte.
Dort wurde ich von der Hüttenwartin Rita äusserst freundlich empfangen. Sie erklärte mir auch sogleich, dass meine Freunde vor einer Stunde zum Aussichtspunkt Rossbodenstock aufgestiegen seien und erklärte mir dann auch noch den Weg dahin. Nachdem ich mir einen Most und eine superfeine hausgemachte Nusstorte gegönnt hatte, machte mich wieder auf den Weg – denn ich hatte nicht vorgesehen, dieses Weekend als Solowanderer zu verbringen. Die Beschreibung von Rita war perfekt! Ich fand bald den erwähnten Abzweiger und erklomm den Berg Richtung Rossbodenstock und freute mich sehr, als mir Leute entgegenkamen, die ich als Yvonne, Christina und Thomas identifizierte J! Ich ersparte mir die restlichen 20 Minuten zum Gipfel hoch und begnügte mich mit den Fotos
und den mündlichen Schilderungen meiner Mitwanderer und kehrte gemeinsam mit den anderen wieder zur Etzlihütte zurück.
Bei der Hütte angelangt gabs dann erst mal ein feines Appenzeller Bier zum Anstossen! Tja – das tat wirklich gut J ! Mittlerweile waren wohl auch alle 65 Bewohner der Hütte angekommen und es herrschte ein gewaltiger Betrieb. Thomas freundete sich noch mit dem Huhn des Hauses an - und auch Hüttenwauwau Nero holte sich jetzt jede Menge Streicheleinheiten.
Auch der riesige Zuber mit dem 40 Grad warmen Wasser zum Baden wurde nun in Betrieb genommen. Dass man sich vor dem Eintauchen ins warme Wasser noch mit einem eiskalten Kübel abduschen lassen musste – las ich leider erst nach meiner Einwilligung bei diesem Spass mitzumachen ;-) .
Aber eben ein Mann – ein Wort! Mir blieb nix anderes übrig als dieses Spektakel mitzumachen und schlussendlich muss ich sagen – es war genial und ein Genuss in dieser Riesenwanne zu sitzen und das umgebende Bergpanorama mit der Sonnenuntergangstimmung auf sich wirken zu lassen!
Kann ich jedem empfehlen, dem sich so eine Gelegenheit bietet! Irgendwann fühlte ich mich dann aber aufgeweicht ;-) – meine Hände sahen aus wie ein Waschbrett oder so und so hüpfte ich wieder raus aus dem warmen Nass und war dankbar, dass in den 5 Franken Badegebühr auch noch ein Handtuch zum Trockenreiben inbegriffen war.
Weiter gings dann mit dem Nachtessen: Suppe (beim zweiten Umgang erwischte auch ich einige Beilagen), Salat (wie kommt bloss jemand auf die Idee Randenstückli in einen Salat zu mischen, den ich nachher mühsamst wieder aussortieren muss???), Pasta Carbonara (ein lieber Tischnachbar, der das Schöpfen übernahm hat für mich auch gleich noch die eher überflüssigen Schinkenstückli aussortiert – besten Dank im nachhinein J) und schlussendlich noch ein Birnenbrot (diesmal musste Yvonne passen) war das ausgezeichnete Nachtmahl – wir begleiteten es mit einem passenden Merlot del Ticino! Nach dem Essen gönnten wir uns noch Café und Grappa (naja nicht ganz alle) und diskutierten die Pläne für den nächsten Tag. Ursprünglich sah ich vor, dass wir – nach einem Abstecher zum Chrüzlipass – dann gemeinsam zur Treschhütte wandern und Christina und ich dann noch nach Gurtnellen runtersteigen und dort den Bus nehmen würden. Nach dem Durchrechnen von Höhenmetern und Zeiten wurde uns dann bald klar, dass es wohl viel zu knapp werden würde, den angestrebten (letzten) Bus um sechs Uhr zu erreichen. So entschieden wir uns am nächsten Tag statt per Gurtnellen über Sedrun nach Haus zurückzukehren.
Auch Diskussionen benötigen Zeit und die Uhr machte gehörige Fortschritte und so gings dann schon bald mal Richtung zehn und man weiss es – um diese Zeit beginnt in einer SAC Hütte die Nachtruhe.
Manche gönnten sich allerdings noch akademische Viertelstunde ;-), andere fielen trotz sehr beengenden Verhältnissen (glatte 65 cm pro Person) gleich in den Tiefschlaf – naja mir gelang das nicht ganz so gut – meinte am Morgen ich hätte die ganze Nacht wachgelegen – wurde dann aber des Schnarchens bezichtigt – und das schafft auch Mann nicht im Wachzustand – also muss ich doch ein paar Minütchen geschlafen haben -;)!
Egal – am Morgen sah ich wohl ein bisschen zerknittert aus – mir gings aber prächtig und nach dem herzhaften Frühstück mit Birchermüesli und frischen Heidelbeeren noch viel besser! Nun hiess es noch bezahlen, diesen gemütlichen Ort zu verlassen (hier noch einen herzlichen Dank für die Gastfreundschaft an Rita!) und die Wanderung Richtung Chrüzlipass zu starten! Noch arg im Schatten und bei relativ tiefen Temperaturen wanderten wir dann über das imposante Steinfeld hoch zum Chrüzlipass –
wo sich die Wege von Yvonne/Thomas bzw. Christina und mir dann trennen sollten. Doch zuerst wollten Thomas und ich doch noch den Ausblick vom nahen Gipfel geniessen und erklommen diesen noch kurzerhand.
Nachher hiess es schweren Herzens Abschied nehmen und beide Zweierteams nahmen den Weg nach unten in Angriff – Yvonne und Thomas gingen zurück zur Etzlihütte um danach das nächste Etappenziel Treschhütte in Angriff zu nehmen. Am Montag beendeten die beiden die dreitägige Tour mit einer Wanderung zum Oberalppass.
Christina und ich nahmen den Weg Richtung Sedrun unter die Füsse – entschieden uns dann nicht gleich runterzulaufen sondern einen Umweg und Aufstieg auf die Alp Caschlé auf 2523 m einzuschalten – der Abstecher hat sich sehr gelohnt – konnten wir neben unserem Mittagessen auch noch eine phantastische Aussicht auf die Bergketten des Vorderrheintals und des Medelsermassives werfen – ich glaube gar weit hinten auch noch den Piz Terri erblickt zu haben ;-).
Nachdem wir die Aussicht ausgiebig genossen hatten, gings dann rund 800 m auf wunderschönen Wegen durch Weiden und Wälder abwärts nach Sedrun. In Sedrun wartete wie bestellt auch schon der Zug Richtung Oberalppass und nach dieser wunderschönen Zugsalpenfahrt gings in Andermatt gleich weiter die Schöllenenschlucht Richtung Göschenen runter und von dort mit dem Schnellzug nach Zürich.
So ging unsere Wochenendwanderung viel zu schnell zu Ende – gerne hätten wir beide Yvonne und Thomas zur Treschhütte begleitet!
Möchte mich hier bei Thomas für die Organisation und Yvonne und Christina für die sehr nette und vergnügliche Begleitung bedanken – es war schlichtweg traumhaft J!!!!
Die schönen Fotos stammen von Christina und Yvonne – auch Euch beiden dafür besten Dank - zwischendurch haben sich einige nicht ganz so scharfe Fotos von meinem Handy eingeschlichen ;-) !
Freue mich jetzt schon auf ein weiteres Gebirgsabenteuer mit Eurer Begleitung!
Gruss
Marcel