06.12.12 Über den "Saurierberg" Monte San Giorgio im Südtessin (Beat) |
Von der verschneiten Alpennordseite bin ich heute Donnersatg ins schneefreie Südtessin gefahren und dort auf und über den Monte San Giorgio gewandert. In Meride habe ich das im Oktober neu eröffnete Fossilienmuseum des Monte San Giorgio besucht.
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/MonteSanGiorgio061212
ROUTE: Capolago (273m) - Riva San Vitale (273m) - Pozzo (812m) - Monte San Giorgio (1096m) - Forello - Cassina (883m) - San Silvestro (606m) - Meride (578m) / Museo dei fossili del Monte San Giorgio
Route dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Streckenlänge ca. 10 km; 900 m aufwärts, 600 m abwärts:
Um 10:15 bin ich mit der S10 von Lugano her in Capolago-Riva S. Vitale angekommen. Hier befindet sich die Talstation der Bergbahn auf den Monte Generoso. Mein Weg führt allerdings zum gegenüberliegenden Monte San Giorgio, wo ich um 12:20 ankommen werde. Das Dorf Meride, mit dem neuen Fossilienmuseum, erreiche ich um 13:50.
Ich wähle die Aufstiegsroute in der Nordost-Flanke. Der Aufstieg in Richtung Süden (über Meride) ist etwas länger, dafür weniger steil und hat mehr Sonneneinstrahlung:
Die Kirche Santa Croce in Riva San Vitale, dahinter der Hügelrücken des Monte San Giorgio:
Kein einziger dieser Faulpelze lässt sich motivieren, mich auf dem Weg zum Gipfel zu begleiten:
Blick zurück auf Riva San Vitale, links das südöstliche Seeende des Lago di Lugano, rechts die Kirche Santa Croce:
Auf der Ostseite des Sees erhebt sich der Monte Generoso, der mit der Zahnradbahn von Capolago her erreichbar ist:
Blick vom Monte Generoso zum Monte San Giorgio (links im Bild):
Bild aus FF-Blog: 21.04.12 / Mit der Zahnradbahn auf den Monte Generoso und Abstieg nach Mendrisio
Der Aufstiegsweg ist schön steil und ich bin froh, dass er trocken und schneefrei ist:
Zoomblick hinüber zum Monte-Generoso-Gipfel:
Wegpunkt "605m" mit Abzweigung zur nördlich gelegenen Alpe di Brusino:
Wegpunkt "Pozzo 812m":
Hier quert der Sentiero geo-paleontologico del Monte San Giorgio meine Aufstiegsroute. Dieser Themenweg umrundet den Monte San Giorgio (ohne Aufstieg zum Gipfel).
PDF-Link zur Info-Broschüre (Italienisch / Englisch; auch erhältlich im Fossilienmuseum): Monte San Giorgio
Das Laub liegt am Boden. Das ist gut für die Sonneneinstrahlung und den Durchblick:
Ich halte immer wieder Ausblick nach Fosslilienabdrücken auf den umherliegenden Steinen. Mir fehlt aber der Kennerblick dazu und so werde ich erst im Fossilienmuseum in Meride "fündig". Allfällige Fossilienfunde dürfen übrigens nicht mitgenommen werden:
Beim Wegpunkt "995m" erreiche ich, 100 Höhenmeter vor dem Gipfel, einen ersten prächtigen Aussichtspunkt:
Blick nach Norden in Richtung der Stadt Lugano mit dem Monte San Salvatore:
Blick nach Osten zum Monte Generoso:
Blick nach Süden:
Schlussaufstieg zum Gipfel über sonnigen Gratweg und durch verdorrtes Gras:
Die letzten paar Meter vor dem Gipfel:
Unmittelbar rechts neben dem Weg der steile Abfall über 800 Höhenmeter zum östlichen Seearm. Am gegenüberliegenden das Dorf Melano am Fuss des Monte Generoso:
Blick auf den zurückgelegten Gratweg zwischen dem Wegpunkt "995m" und dem Gipfel:
Um 12:20, rund zwei Stunden nach dem Start, erreiche ich den Gipfel des Monte San Giorgio:
Auf dem Gipfelplateau des Monte San Giorgio befindet sich ein Andachtshaus, das auch als Schutzhütte dient (Capella-Rifugio de Sant'Uberte). Im 15. Jahrhundert lebte hier der Einsiedler Beato Manfredo Settala:
Der Panoramblick (hier nach Norden) ist grossartig. In der Bildmitte die Halbinsel Ceresio, die Landzunge zwischen dem Monte San Salvatore und Morcote:
Morcote an der Südspitze der Halbinsel:
Zoomblick zur Kirche "Santa Maria del Sasso" in Morcote:
Der Monte San Salvatore und unten am Ufer das Dorf Melide mit dem Seedamm:
Am vergangenen Neujahrstag wanderten wir von Lugano über den Monte San Salvatore bis nach Morcote.
FF-Blog: 01.01.12 / Neujahrswanderung im Tessin: Lugano-Paradiso - San Salvatore - Morcote
Tiefblick auf das Morcote gegenüberliegende Dorf Brusino-Arsizio, von wo aus eine Seilbahn nach Serpiano, westlich unter dem Monte-San-Giorgio-Gipfel gelegen, hochführt:
Über den Damm zwischen Melide und Bissone führen Bahn, Kantonsstrasse und Autobahn:
Als Seedamm von Melide (Ponte di Melide oder Ponte Diga) wird der künstliche Damm bezeichnet, der die Seeenge des Luganersees zwischen Melide und Bissone im Schweizer Kanton Tessin überbrückt.
Der Damm wurde im Jahr 1848 von Pasquale Lucchini errichtet und ist von nationaler Bedeutung. Hier queren die Kantonsstrasse, die Nationalstrasse A2 und die Gotthardbahn den Luganersee. Der Damm bildet die direkte innerschweizerische Verbindung der beiden Städte Lugano und Chiasso. Er wird täglich von über 55'000 Strassenfahrzeugen (Jahr 2000) benützt.
Auf der westlichen Seite des Damms liegt direkt an der Nationalstrasse und der Bahnlinie das touristische Angebot Swissminiatur, eine Freiluftanlage, die eine miniaturisierte Schweiz darstellt.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Seedamm_von_Melide
Aussichtspunkt Richtung Südosten:
Der Monte Generoso mit .....
...... mit einem "Hauch von Winter":
Die zusammengewachsenen Dörfer Riva San Vitale und Capolago, wo ich am Vormittag losgelaufen bin. Capolago gehört seit 2009 allerdings zur Gemeinde Mendrisio:
Weitblick ins rund 100 km entfernte Monte-Rosa-Gebiet, wo der kräftige Nordwind Schneestaub über die Bergspitzen wirbelt:
Abstieg Richtung Süden nach Cassina / Meride (Blick in Richtung Varese):
Der kegelförmige Monte Orsa liegt in der Provinz Varese, also auf italienischem Gebiet:
Ein breiter Steinpflasterweg führt nun talwärts:
In solchen Felsaufschlüssen (wie hier bei Cassina) verbergen sich vermutlich noch unzählige Fossilien, wie sie unten in Meride im Fossilienmuseum zu sehen sein werden:
Auf einer Waldlichtung bei Cassina ....
.... befindet sich eine Kapelle und eine Hütte mit Rastplätzen:
Auch unterhalb von Cassina führt der Wanderweg über grobe Steinpflasterung, welche konzentriertes Gehen erfordert:
Kurz vor dem Dorfeingang von Meride komme ich an der im Sonnenlicht hell leuchtenden Kirche San Silvestro vorbei:
Gegen 14 Uhr erreiche ich das Dorf Meride. Hier beschliesse ich, nicht nach Riva San Vitale oder Mendrisio weiterzugehen, sondern das erst kürzlich (am 13.10.12) neu eröffnete und vom Tessiner Architekten Mario Botta gestaltete Fossilienmuseum zu besuchen:
Das Fossilienmuseum befindet sich an der Hauptstrasse, Via Bernardo Peyer 9, etwa in Dorfmitte:
NZZ-Video: Eröffnung von Mario Bottas Fossilienmuseum in Meride (13.10.12)
Bericht der NZZ über die Eröffnung des Fossilienmuseums Meride: Das Tessin hat seinen eigenen Saurier
Text aus der deutschsprachigen Info-Broschüre "Fossilienmuseum des Monte San Giorgio", verfasst von Dr. Heinz Furrer, Kurator am Paläontologischen Institut und Museum der Universität Zürich und der wissenschaftlich Verantwortliche des Fossilienmuseums:
Der Monte San Giorgio im Südtessin und sein Nachbargebiet am Monte Pravello und Monte Orsa in der Provinz Varese (Italien) gehören zu den wichtigsten Fossil-Lagerstätten der Welt. Seine zahlreichen und aussergewöhnlich gut erhaltenen Fossilien wurden seit 1850 von schweizerischen und italienischen Paläontologen ausgegraben, untersucht und in vielen wissenschaftlichen Publikationen beschrieben und abgebildet.
In den etwa 600 m dicken Ablagerungen von Kalk-, Dolomit- und bituminösem Tonstein der Mittleren Trias finden sich fünf besonders reiche Fundschichten, die nach neuen Datierungen 243 bis 239 Millionen Jahre alt sind. Die Ablagerungen eines subtropischen Meeresbeckens enthalten vorwiegend marine Lebewesen wie Algen, Muscheln, Ammonoideen, Fische und Meeressaurier. Vereinzelt kommen aber auch landbewohnende Saurier, Insekten und Pflanzen vor, die von Inseln oder vom Festland ins Meer gespült wurden.
Die internationale Bedeutung der am Südrand der Alpen liegenden Fundstätte wurde durch die Aufnahme in das UNESCO-Weltnaturerbe gewürdigt, die 2003 für das schweizerische und 2010 auch für das italienische Gebiet erfolgte.
Das neue Fossilienmuseum des Monte San Giorgio - in einem vom Tessiner Architekten Mario Botta umgebauten Gebäude im Zentrum von Meride - soll dem breiten Publikum das bedeutende paläontologische Erbe der Region zeigen und erklären. Dabei stehen die Fossilien von Tieren und Pflanzen im Mittelpunkt, ergänzt durch knappe Erklärungen gemäss heutigem Stand der Wissenschaft sowie Darstellungen der ursprünglichen Lebewesen in dreidimensionalen Modellen und zeichnerischen Rekonstruktionen in ihrer damaligen Umwelt.
Das Ausstellungskonzept legt den Schwerpunkt auf die Fossilgemeinschaft der fünf Fundschichten aus der Mittleren Trias des Monte San Giorgio. Der Schichtreihe und damit der Zeit folgend sind im ersten Stock die ältesten Fossilien der Besano-Formation ausgestellt, gefolgt von den etwas jüngeren der Meride-Formation im zweiten Stock. Der ditte Stock zeigt die 50-60 Millionen Jahre jüngeren Fossilien und Gesteine aus den marinen Ablagerungen des Jura in den benachbarten Steinbrüchen von Arzo.
Daneben darf natürlich auch die Geschichte der wissenschaftlichen Fossiliengrabungen am Monte San Giorgio nicht fehlen. Die ersten Fossilien wurden beim bergmännischen Abbau von "Ölschiefer" entdeckt, aus dem das wertvolle Pharmazeutische Produkt "Saurolo", eine Bituminatsalbe gewonnen wurde.
Die wunderschön präsentierten Ausstellungsobjekte befinden sich auf drei Etagen. Die Beschriftung ist in italienischer Sprache. Im nächsten Jahr sollen zudem mehrsprachige Audioführer in Betrieb genommen werden:
Artikel über die Präparation der oben abgebildete Felsplatte mit den zahlreichen Saurierfossilien:
Quelle: http://sn.zehnder.ch/eweb/media/sn/2012/06/28/pdf/28_06_2012_sn_13_d403137434.pdf
Ein Video (auch in Deutsch) zeigt die Geschichte der Fossiliengrabungen am Monte San Giorgio und die Feinarbeit beim Präparieren der Funde:
Tiefblick in die Eingangshalle im Erdgeschoss (der Eintritt kostet Fr. 12.-):
Blick über die Dächer von Meride:
Nach dem Museumsbesuch fahre ich mit dem Postauto zur Bahnstation in Mendrisio.
Beat
Weitere INFOS:
- myswitzerland.com: Gipfeltour zum Monte San Giorgio
- wanderland.ch-Route 2 / Trans Swiss Trail: Etappe 32 / Morcote - Mendrisio
- wanderland.ch-Route 7 / Via Gottardo: Etappe 19 / Morcote - Mendrisio
- wanderland.ch-Route 52 / Sentiero Lago di Lugano: Etappe 8 / Morcote - Riva San Vitale (Capolago)
- NZZ-Video: Eröffnung von Mario Bottas Fossilienmuseum in Meride (13.10.12)
- Video Schweizer Fernsehen (Einstein / 06.11.08): "Einstein" sucht Fossilien
- Video Schweizer Fernsehen (MTW / 03.07.03): Weltnaturerbe / Monte San Giorgio
bergaubergine 08.12.12: | Hoi Beat, vielen Dank für den super Bericht. Da wollte ich auch schon lange mal hinauf. Vielleicht klappts eines Tages. LG Isabel |