07.09.12 Berghaus Vereina - Fuorcla Zadrell - Lavin (velopeter) |
Soviel vorneweg: Die Fuorcla Zadrell ist ein Steigerungslauf, der mit sanftem T1 beginnt und sich zu T4 (Alpinwandern) steigert. Zu den Klassierungen komme ich weiter unten, da sie vielen nicht so geläufig sind.
Meine Wanderung:
17.4 km, 1135 m auf, 1639 m ab, 7 Std. (Aufgezeichnet mit GPS, Zeit lt. SwissMap).
Meine Wanderung beginnt beim Berghaus Vereina, wohin mich der Bus ab Klosters gebracht hat. Beim Hauptwegweiser wende ich mich nicht rechts zu den Jöriseen oder dem Vereinapass, sondern halblinks zum Vernelabach, dem ich lange Zeit folgen werde. Noch selten bin ich einem Wasserlauf gefolgt, der so viele kleine Bäche und Wässerchen über den Wanderweg als Zufluss hatte. So bin ich sehr oft im Feuchten oder sogar Nassen gewandert. Anfangs bin ich an der Sonne, dann aber für längere Zeit im Schatten der Unghürhörner. Der Weg führt in Stufen zur Vernelahütte und ist bis dort als ganz normaler Wanderweg zu bezeichnen. Auf der Ebene be der Hütte weiden etliche Pferde. Bei einem grossen Stein mache ich eine kurze Rast und plötzlich bin ich von einem halben Dutzend Pferde umzingelt, die es auf den Rucksack und seinen Inhalt abgesehen haben. Ich muss ein Stück weit flüchten und die Pferde weiden bei dem Stein friedlich weiter.
Im Aufstieg zum Chessisee wird der Weg dann zum Bergweg. Der Chessisee ist zwar nicht zu sehen, da er wenige Meter höher als der Wanderweg liegt. Etwas nach dem Chessisee überquert man den Bach und der Weg wird schon bald zum anspruchsvollen Bergweg. Der Weg folgt einem runden Grat und an dessen Ende kommt man in die Felsen und die Route hat den Charakter Alpinwandern. Vor einem spitzigen Felsen weist die Markierung nach rechts unten und dort folgt man etwa 30 Meter der Falswand auf einem schuhbreiten Pfad über einer steil abfallenden Grasnarbe. Da stehe ich vor einem Felsen mit einem sehr schmalen, kaum zu bewältigenden Durchstieg und eine Markierung ist auch nicht zu sehen. Zurückgehen ist keine Option und nachdem ich das Gelände studiert habe, entscheide ich mich, die geschätzten 30 Höhenmeter die Grasnarbe hinunterzusteigen. Die ist zwar mit feinem Geröll durchsetzt und sehr rutschig aber mit der entsprechenden Vorsicht schaffe ich es. Den Aufstieg mache ich dann in der danebenliegenden Geröllhalde, die im unteren Teil ihrem Namen alle Ehre macht (Geröll kommt von rollen). Etwas weiter oben werden die Steine aber grösser und sind besser zu begehen. Bald wird der Hang etwas flacher und links von mir liegt ein Felsband das aufwärts sehr gut zu begehen ist. Meine Koordinaten zeigen mir, dass ich etwas zu südwestlich der Route bin. So steige ich am Rand des Felsbandes ein paar Meter ab und habe dort auch wieder eine Markierung vor mir. Ein Stück weit folge ich weglos durch sehr grosse Steinblöcke den Markierungen. Im Schlussaufstieg bleibe ich aber über der Route, die über ein Schneefeld führt und gehe weiter im groben Gelände bis zur Fuorcla Zadrell (2752 m).
Der Abstieg fängt sehr steil durch ein grobes Blockfeld an und die Anforderungen an Konzentration und Trittsicherheit sind gross. Links der markierten aber weglosen Route hat es auch hier wieder ein Felsband auf das ich ausweiche und so weit wie möglich für den Abstieg nutze. Die Hangneigung ist zwischen 40 und 90% aber mit den Barfussschuhen ist das Gehen auf dem Fels fast wie Bahnhofstrasse. Erst als ich auf die Blöcke zurück muss wird der Weg wieder schwierig. Bis auf etwa 2400 m gehe ich auf diesen Felsblöcken, dann wird der weiterhin steile Hang zur Grasnarbe mit Schotter und Kies durchsetzt und vielen Alpenrosen. Hier ist wieder die Rutschgefahr das grösste Risiko. Bei Las Maisas erreiche ich den Bachlauf, der vom Vadrett Tiatscha herunterkommt und hier wird auch der Weg einfacher. Bald erreiche ich die Chamanna Marangun, wo mich der Schafhirte nach eventuell verloren gegangenen Schafen ennet der Fuorcla Zadrell fragt. Schafe habe ich dort aber keine gesehen. Kurz nach der Chamanna bin ich auf dem Alpsträsschen und gege Gas, damit ich doch noch heute nach Hause komme.
Bevor ich die Tour gemacht habe, informierte ich mich wie üblich im Internet. Zur Fuorcla Zadrell sind nur spärliche, wirklich relevante Informationen vorhanden. Auf hikr.org gibt es einen Eintrag, der die Tour als langweilig, einfach und mit der Wertung T2 beschreibt. Nach der Planung habe ich zufällig noch in meinen SAC-Führer "Alpinwandern Südbünden" geschaut. Dort wird die Tour als sehr interessant und mit Schwierigkeitsgrad T4 beschrieben. Darum untenstehend eine Tabelle mit einem Beschrieb eben dieser Schwierigkeitsgrade, wobei ich mich auf den erwähnten Führer beziehe.
Ein weiteres Problem sind die Markierungen der lokalen Wanderwegorganisationen, wie das Beispiel Fuorcla Zadrell zeigt. Vom SAC als T4 eingestuft, ist die Route trotzdem weiss-rot-weiss markiert. Im Kanton St. Gallen sind mir ein paarmal gelb markierte Wanderwege begegnet, die in Graubünden schon längst eine weiss-rot-Weisse Markierung gehabt hätten. Entsprechend dieser Markierungen sind auch die Angaben auf SwissMap und SwissMap online; also nicht immer der Wirklichkeit entsprechend. Auf Schweizmobil fehlen diese Angaben sogar völlig; dort sind alle Wege einfach grün, was bei der Planung nicht immer hilfreich ist.
Grad |
Weg/Gelände |
Anforderungen | Beispiele |
T1 Wandern | Weg gut gebahnt, falls nach SAW-Normen markiert: gelb Gelände flach oder leicht geneigt, keine Absturzgefahr |
Keine, für Turnschuhe, Orientierung problemlos, auch ohne Karte möglich |
Maloja-Lägh da Cavloc, Talweg Val Trupchun, Männlichen-Kleine Scheidegg, Hüttenweg Jurahaus, Maighelshütte |
T2 Bergwandern | Weg mit durchgehendem Trassee und ausgeglichenen Steigungen Falls markiert: weiss-rot-weis Gelände teilweise steil, Absturz- gefahr nicht ausgeschlossen. |
Etwas Trittsicherheit. Trekkingschuhe empfehlenswert Elementares Orientierungs- vermögen |
Pass Lunghin, Bergeller Panoramica,Margunet, Chamanna da Boval, Bergseehütte, Leglerhütte, Wildhornhütte; Passo Campolungo |
T3 anspruchsvolles Bergwandern |
Am Boden ist meist noch eine Spur vorhanden, ausgesetzte Stellen können mit Seilen/Ketten gesichert sein, evtl. braucht man die Hände fürs Gleichgewicht Falls markien: weiss-rot-weiss Zum Teil exponierte Stellen mit Absturzgefahr, Geröllflächen, weglose Schrofen |
Gute Trittsicherheit, gute Trekkingschuhe Durchschnittliches Orientierungsvermögen Elementare alpine Erfahrung |
Capanna Sciora, Fuorcla d'Agnel, Piz Lunghin, Passo del Muretto, Fuorcla Val dal Botsch, Hohtürli, Sefinenfurgge, Fründenhütte, Cabane de Valsorey. Cabane d'Orny, Glecksteinhütte. Ortstock, Martinsmadhütte, Pizzo Centrale (Normalroute) |
T4 Alpinwandern | Weg nicht überall sichtbat Route teilweise weglos, an gewissen Stellen braucht es die Hände zum Vowärtskommen Falls markiert: weiss-blau-weiss Gelände bereits recht exponiert, heikle Grashalden, Schrofen, einfache, apere Gletscher |
Vertrautheit mit exponiertem Gelände, stabile Trekkingschuhe Gewisse Gelände- beurteilung und gutes Orientierungsvermögen Alpine Erfahrung |
Pass da Casnil, Piz Lischana, Sentiero Alpino Calanca, Fuorcla Zadrell, Cabane de Saleinaz, Mischabelhütte, Schreckhornhütte, Dossenhütte von Rosenlaui, Voralphütte-Bergseehütte, Vorder Glärnisch, Piz Terri, Steghorn (Leiterli) |
T5 Anspruchsvolles Alpinwandern |
Oft weglos, einzelne einfache Kletteßtellen bis ll Falls markiert: weiss-blau-weiss Exponiertes, anspruchsvolles Gelände, Schrofen, wenig gefährliche Gletscher und Firnfelder |
Bergschuhe Sichere Geländebeurteilung und sehr gutes Orientierungsvermögen Gute Alpinerfahrung und elementare Kenntnisse im Umgang mit Pickel und Seil |
Pass Cacciabella Sud, Sentiero Roma, Bütlasse, Stokhornbiwak. Cabane de la Dent Blanche, Arbenbiwak, Salbitbiwak, Gross Chärpf, Bristen, Sustenjoch Nordlflanke, Pizo Campo Tencia |
T6 schwieriges Alpinwandern |
Meist weglos. Kletterstellen bis ll Meist nicht markiert Häufig sehr exponiert, heikles Schrofengelände, Gletscher mit Ausrutschgefahr |
Ausgezeichnetes Orientierungsvermögen Ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpinistischen Hilfsmitteln |
Glärnisch Guppengrat, ViaAltadellaVezasca, Niesengrat (Fromberghorn Nord), Sex Rouge Refuge de Pierrdar |
Unter <bewanderbaren> Gletschem versteht die Wanderskala Gletscher und Firnfelder, die im Sommer bei normalen Verhältnissen soweit ausapern, dass allfällige Spalten sicher erkennbar sind und ohne Spaltensturzgefahr umgangen werden können. (Dies entspricht der Realität auf veschiedenen Hüttenwegen). Unter diesen Voraussetzungen ist eine Hochtourenausrüstung nicht erforderlich. Es versteht sich von selbst, dass auf solchen Touren bei ungünstigen Verhältnissen eine elementare Ausrüstung (Anseilmaterial, Steigeisen) und Kenntnisse über deren Anwendung erforderlich sein können |
Ich hoffe, ich habe mit dieser Tabelle ein paar Unklarheiten beseitigen können.
Mein Fazit dieser Tour (das erste Mal in den letzten 5 Jahren): Eine Route, die als Alleinwanderer nicht ohne Risiko ist.
Peter