24.05.12 Auf Elefantenpirsch am Bantiger bei Bern (Beat) |
Gestern Donnerstag bin ich nach Bern gefahren und dort auf den Bantiger und weiter via Stettlen bis nach Ostermundigen gewandert. Der Bantiger ist neben dem Gurten der zweite "Berner Hausberg" und liegt auf Gebiet der Berner Vorortsgemeinde Bolligen im Nordosten der Stadt.
ROUTE: Bolligen, Lutzeren (675m) - Geristein (730m) - Ruine Geristein - "Elefant" - "Bunderatsbunker" - Bantigertal - Bantigenhubel (865m) - Bantiger (947m) - Cholgrube (820m) - Ferenberg (722m) - Stettlen (558m) - Utzlenberg (665m) - Gümligental - Rüti (610m) - Steinbrüche (635m) - Ostermundigen (550m)
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/Bantiger240512
Route dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Streckenlänge ca. 20km; 700m aufwärts, 800m abwärts:
Mit der S7 fahre ich von Bern nach Bolligen und mit dem Bus weiter in Richtung Krauchthal / Hindelbank bis zur Bushaltestelle Lutzeren, wo ich kurz nach 08:30 eintreffe und in Richtung Geristein / Bantiger loswandere. Auf dem Bantiger werde ich um 10:30 und an meiner "Wander-Endstation" in Ostermundigen um 14 Uhr ankommen:
In diesen bewaldeten Molassefelsen aus Sandstein befinden sich die Burgruine Geristein sowie der "Elefant" und ein "abverheiter Bunderatsbunker" an denen ich bald vorbeikommen werde:
Ein erster Blick auf die Sandsteinfelsen über Geristein:
Treppe zur Burgruine Geristein:
Die Burg Geristein macht einen stark rekonstruierten Eindruck:
Die Burg war der Stammsitz der Freiherren von Geristein. Die Burg wurde im 11. Jahrhundert als Holzburg errichtet und im Laufe der Zeit aus Stein gebaut. Sie diente zum Schutz und zur Kontrolle des Weges zwischen der Stadt Bern und dem Aargau. Anfang des 13. Jahrhunderts starben die von Geristein aus und die Burg und Herrschaft hatte verschiedene Besitzer. 1298 wurde die Burg, die zu jener Zeit im Besitz der von Montenach war, nach der Schlacht am Dornbühl von den Bernern zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Geristein
Nach dem Besuch der Burgruine mache ich mich auf die Suche nach der Felsskulptur des "Elefanten", die sich ganz in der Nähe befinden soll. (Im Winter, ohne Laub an den Bäumen, wäre die "Elefanten-Pirsch" vermutlich bedeutend einfacher.):
Vor hundert Jahren, ohne dichte Vegetation rundherum, hat sich der "Elefant" noch in der Öffentlichkeit gezeigt:
Obiges Bild aus: http://www.dillum.ch/html/geristein_elefant_text.htm
Schliesslich werde ich fündig: Oben rechts erscheint tatsächlich ein elefantenähnliches Felsgebilde:
Wenn das kein Elefantenrüssel ist!
Für Berner Schulklassen gehört Geristein mit Burgruine, Elefant und Bantiger zum "Lehrplan":
Auf dem Weg durchs Bantigetal in Richtung Bantiger, kurz vor dem Gehöft Harnischhuet, weckt linker Hand plötzlich ein schmaler dunkler Felsschlund Aufmerksamkeit verbunden mit leicht gruseligen Gefühlen.
In diesem ehemaligen Steinbruch wollten sich General Guisan 1940 einen Kriegskommandoposten und 1948 der Schweizer Bundesrat einen "Bundesratsbunker" einrichten:
Der Bundesratsbunker K3 Harnischhut bei Geristein
Ein rostiges Gitter verhindert den Zutritt zum ehemaligen Sandsteinbruch Harnischhut bei Geristein. Wer kann sich schon vorstellen, dass sich hinter den hohen Sandsteinfelsen eine mächtige Kaverne befindet?
Das riesige Felsloch entstand ab 1872 durch den Abbau von Sandstein. Bis 1912 wurde eine über 100 Meter tiefe und bis zu 20 Meter hohe Kaverne ausgebrochen. Von den 50.000 bis 60.000 m3 abgebautem Sandstein wurden viele Blöcke unter anderem zum Bau des Bundeshauses, der Kaserne und des Kasino in Bern verwendet.
Auf der Suche nach einem sicheren Kriegskommandoposten unweit der Stadt Bern, stiess General Guisan im Mai 1940 auf den ehemaligen Steinbruch Harnischhut bei Geristein. Weil die Kaverne seinerzeit als bombensicher galt, sollte sie zu einem Bunker umfunktioniert werden.
In Angriff genommen wurde der innert drei bis vier Monaten zu realisierende Bau eines vierstöckigen Hauptquartiers mit zahlreichen Büros für das Armeekommando, einer Unterkunft für General Guisan, die Stabsmitglieder, die Verwaltungsbeamten und für die Soldaten der Bewachungs- und Festungstruppen. Daneben waren Uebermittlungsräume projektiert, mehrere Küchen, Ess- und Gesellschaftsräume, Konferenz- und Lesezimmer sowie eine grössere Krankenabteilung.
Die Anlage hat einen Rauminhalt von rund 50.000 m3, die Ausbaukosten wurden im Juni 1940 mit knapp zwei Millionen Franken budgetiert.
Das Projekt scheiterte, als die Schweiz bald darauf von den Krieg führenden Mächten eingekreist war und sich somit die Kriegslage änderte. Die Armeeleitung entschied sich für ein Réduit im Alpenraum und liess Harnischhut fallen. Die nicht fertig gebaute Anlage diente bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Lager für Munition und Sprengmaterial.
1948 meldete der Bundesrat sein Interesse an, um im Kriegsfall in einem Bundesratsbunker in der Nähe von Bern Unterschlupf zu finden.
Der nördliche Teil wurde durch eine mächtige Betonmauer abgetrennt und man begann mit dem Bau von sanitären Einrichtungen, Strom- und Telefonleitungen sowie den Holzbaracken. Darin sollten 40 bis 50 Büros mit je 15 m2 entstehen.
Als sich im südlichen Teil wiederholt grosse Deckenteile lösten und das Gestein Fahrzeuge unter sich begrub, scheiterte auch das zweite Bunkerprojekt Harnischhut. Noch heute sollen unter den grossen Gesteinsmassen Militärfahrzeuge begraben liegen.
Die Holzbaracken wurden 1960 vom EMD (Eidgenössisches Militärdepartement) geräumt, heute zeugen noch viele Betonsockel und Treppentritte auf die Anordnungen der Baracken hin.
Als 1988 die Geheimhaltung der Anlage aufgehoben wurde, erwarb ein Privater aus Biel die Kavernen beim Kauf eines nahe gelegenen Bauernhauses. Das Haus ist unterdessen wieder verkauft, den Bunker hat er behalten. Allerdings sucht der Unternehmer noch immer nach einer langfristigen Nutzungsmöglichkeit.
Berner Zeitung / Der Bund vom 11.08.2003 / Bieler Tagblatt vom 07.02.2004
Internet-Quelle: http://www.vimudeap.de/279_4352.html
Blick zurück; vor 100 Jahren wäre dort drüben der "Elefant" erkennbar gewesen:
Die schmale Strasse führt von Geristein durchs Bantigetal über die Talhöchi zum Weiler Bantigen. Ich werde vorne auf der Talhöchi links in den Wald abzweigen und zur Hügelkuppe des Bantiger hochsteigen:
Der weitum sichtbare Bantiger mit dem Antennen- und Aussichtsturm:
Auf dem Turm befindet sich kein Restaurant sondern ein verglaster Swisscom-Raum; darunter die Aussichtsplattform:
Der Weg zum Bantiger wird zum Bachbett:
Schlussaufstieg zum Bantiger und anschliessend zum Turm:
Erst zuoberst auf der Antennenspitze des 192 Meter hohen Bantiger-Turms ist die 1000-er-Höhenmarke überschritten:
Link zur Bantiger-Webcam: Bern Bantiger Sendeturm
Auf dieser grosszügigen Aussichtsplattform entstehen wohl selten Platzprobleme; die Bergsicht wird heute leider durch starken Dunst verhindert:
In der Bildmitte Ostermundigen, wo ich am Nachmittag ankommen werde und welches mit der Stadt Bern (rechts) zusammengewachsen ist:
Rechts Rüti, das Hochhausquartier vom ursprünglichen Bauerndorf Ostermundigen; links davon das Gümligental:
Tiefblick über die Baumwipfel unter dem Turm Richtung Norden auf den Bantigenhubel
Um 11 Uhr mache ich mich auf den Abstieg vom Bantigergipfel über den dachfirstartigen Grat des "Chatzenstyg":
Das inoffizielle Berner Wappentier quert meinen Weg:
Herangezoomt (über den Wohnblocks von Rüti): der Gurten, der "hauptamtliche" Berner Hausberg:
Auf dem Weg von Ferenberg hinunter nach Stettlen im Worbletal:
Aufstieg zum Utzlenberg mit Blick zurück auf Stettlen und den Bantiger:
Querfeldein abgekürzt und über Stacheldrahtzäune hinweg gehts hinunter ins schmale Gümligental und anschliessend auf der anderen Seite hinauf nach Rüti bei Ostermundigen:
Dank seiner Antenne ist der Bantiger (auch ohne Gipfelkreuz*) aus der Distanz sofort zu erkennen:
*) Im Tagi-Outdoorblog wurde in den vergangenen Tagen eine kontroverse Diskussion über Gipfelkreuze geführt:
"Wie hoch und heilig sind Gipfelkreuze?"
Vermutlich werden Gipfelkreuze in den nächsten hundert Jahren ohnehin durch Mobilfunkantennen abgelöst!
Ich erreiche die Steinbrüche bei Ostermundigen, wo Berner Sandstein abgebaut wird:
Im Steinbruch: "Standort Paul Klee Ostermundigen"
Vor hundert Jahren hat der Maler Paul Klee im Ostermundiger Steinbruch Motive für seine Aquarell-Bilder gefunden.
Link zum Themenweg: Wege zu Klee
Gegen 14 Uhr komme ich ins Zentrum von Ostermundigen .......
..... und werfe nochmals einen Blick hinüber zum Bantiger:
Beat