| 19.09.11 - 22.09.11 Via Spluga (velopeter) |
Geplant ist, dass ich mit meiner Frau Elsbeth (sie hatte vor bald einem Jahr eine Hirnblutung) und unserer Nachbarin Brigitte (Knieprobleme und nicht ganz schwindelfrei) die Via Spluga wandere. Die beiden Frauen wollen ursprünglich jeden Tag ein Teilstück gehen und ich die ganze Strecke. Wie wir bei den einzelnen Etappen sehen, kommt es dann aber etwas anders. Unser Zeitfenster ist zwischen Mitte und Ende September. Die Woche ab 19. September verspricht nicht schlecht zu sein, mit noch vielen Wolken am Montag. Zu den wirklichen Verhältnissen komme ich in den einzelnen Etappen.
Hier ein paar Links zur Via Spluga:
www.wanderland.ch/de/routen_detail.cfm?id=317680&tour=route&art=regional
1. Etappe, Thusis - Viamala - Andeer
15,8 km, 1256 hm auf, 958 hm ab. 5:45 Std.
Kurz nach Chur fängt es an, an die Scheiben unseres Wagens zu tropfen und als wir in Thusis aussteigen, regnet es. Die beiden Frauen wollen noch etwas einkaufen und dann mit dem Postauto bis zur Viamala fahren, wo wir uns treffen wollen. Ich nehme das Postauto nach Sils im Domleschg (der Wanderweg von Thusis nach Sils ist nicht besonders und bei dem Wetter spare ich mir das Stück). Ab Sils wird dann gewandert und die 2,5 Std. bis zur Viamala regnet es dann ununterbrochen.

Kirche Sils i.D.

Das Maiensäss bei Sant Albin

Bachlauf vor Sur la Val

Der Weiler "Höll" auf der andern Talseite (das Wetter passt zum Namen)

Schmarotzer

Der berühmte Traversinersteg, eine Treppenbrücke. Höhenunterschied von Ende zu Ende ca. 16 m.


Unterwegs läutet mein Handy und ich erfahre, dass das vorgesehene Postauto zur Viamala nicht fährt, so dass ich die Frauen erst in Zillis treffe. Das stellt sich dann auch als schlau heraus, da nach der Viamala noch einige steile Auf- und Abstiege zu bewältigen sind.

Trotz des Bikeverbots hat's im Brückenbuch einen Eintrag von Bikern.


Bei der Viamala

Brücke bei Punt da Suransun

Nach Punt la Saransun folgt dann bald ein steilerer und längerer Aufstieg und kurz vor der Höhe bin ich dann auch bald im ersten Schnee.

Mit diesen Schuhen kommt man bei diesem Wetter auch nicht mehr weit.

Schnee oberhalb Reischen, im Hintergrund Zillis.

Beim enthornen entlaufen oder Kuhkampf? (Ist zwar keine Ehringer)

Die Kirche von Reischen

Die Kirche von Zillis mit ihrer berühmten Decke

In der Kirche Zillis habe ich Elsbeth und Brigitte getroffen und nach einer Stärkung aus dem Rucksack und Vervollständigung der Ausrüstung sind wir dann gemeinsam Richtung Andeer losgezogen.

Elsbeth und Brigitte
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Auf dem Weg nach Donat (Foto von Brigitte)

Kirche von Donat

Wegen des nassen Schnees ist es oft ein Wandern mit Hindernissen. Der Schnee hat viele Bäume und Sträucher über den Weg gebogen oder sogar abgebrochen, so dass ich etliche Hindernisse aus dem Weg räumen muss. Zudem ist der Weg an vielen Stellen sehr glitschig.


Andeer, hinten rechts einer der beiden Granitsteinbrüche.

So werden wir in Andeer begrüsst.
In Andeer verbringen wir die Nacht im Hotel Piz Vizan, wo wir einfach und preisgünstig untergebracht sind. Das Essen ist gut und wir sind sehr gastfreundlich aufgehoben.
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(Foto von Brigitte)
2. Etappe, Andeer - Splügen
18,4 km, 1171 hm auf, 916 hm ab. 6:30Std.
Von der gestrigen Etappe schon etwas schlauer geworden, planen wir, dass Elsbeth und Brigitte mit dem Postauto bis Sufers fahren und von dort dann das Stück bis Splügen wandern. Als ich dann unterwegs bin, bestätigt sich die Entscheidung als weise, ist es doch fast bis Sufers ein ständiges, steiles bergauf und bergab und mit dem Schnee von gestern (buchstäblich!) nicht immer ein einfaches Gehen. Siehe auch obige Höhenmeter.
In Andeer ist zuerst eine Runde Dorfbesichtigung angesagt, bei der ich mir auch noch die Verpflegung poste und die Käserei besuche, wo sich mit dem Käser noch ein interessantes Gespräch über Fotografie ergibt.
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Im Käseladen (Foto von Brigitte)

Unser Hotel

Dorfidylle






Hier wird der berühmte grüne Andeerer Granit gelagert.

Wo es gestern um Andeer noch weiss war ist der Schnee schon wieder weg.

Bald nach dem Dorf erfolgt schon der erste Anstieg im Wald bei Bärenburg. Hinunter geht's dann zum Kraftwerk und ennet der Strasse gleich wieder 145 hm steil bergauf und genauso steil hinunter zur Kantonsstrasse wo nach wenigen Metern das Gasthaus Roflaschlucht erreicht ist. Wenn dieses passiert ist folgt schon die nächste Steigung und auf der Höhe läuft man dann ein paar hundert Meter auf der Galerie der Autostrasse. Es geht noch weiter bergauf bis auf 1225 m und dann ist der nächste Abstieg zur Kantonsstrasse an der Reihe. Unterhalb dieser geht es zuerst ein Stück wellig weiter bis ein steiler Abstieg zum Hinterrhein kommt. Nach wenigen Metern geht es wieder ebenso steil bergauf bis unterhalb der Strasse und dieses auf und ab zieht sich dann eine ganze Weile hin. Siehe auch die oben angegebenen Höhenmeter. Auf der Karte sind die Höhenunterschiede nicht sichtbar, aber hier ist noch das Höhenprofil der Strasse entlang:

Der Hinterrhein


Oberhalb der Sufner Schmelzi kommt man am Festungsmuseum Crestawald vorbei und nach einer weiteren kurzen Steigung erreicht man bald Sufers.

Erster Blick auf Sufers

Beim Dorfeingang treffe ich auf ein unerwartetes Hindernis; Eine Schafherde, die wegen des Schnees ins Dorf getrieben wurde und hier nun auf die einzelnen Besitzer verteilt wird. Ich muss dann einen Umweg via Weidezaun und Wiese machen.


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Elsbeth bei Sufers (Foto Brigitte)

Auf dem Weg von Sufers nach Splügen, im Hintergrund das Einshorn

Ruine Splügen

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Verkehr in Splügen (Foto von Brigitte)
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Ankunft in Splügen (Foto von Brigitte)
Bilder aus Splügen, die Gemeinde hat den Wakkerpreis erhalten und ein Link:
www.gemeinde-spluegen.ch/geschichte/geschichte.html








Elsbeth ist guter Laune



Hier muss man sich entscheiden!!!


3. Etappe, Splügen - Splügenpass - Isola
17,3 km, 1176 hm auf, 994 hm ab. 6:20 Std.
Der italienische Bus, der aber nach schweizer Postauto-Fahrplan verkehrt, fährt nur 3 mal am Tag über den Splügenpass. So entschliessen sich die Frauen, die ganze Strecke mit dem ÖV zu fahren. Dies ist in Anbetracht der Wanderstrecke sicher ein guter Beschluss.
Das nasse Wetter übers Wochenende und am Montag hat allein am Montag auf dem Splügen 40 cm Schnee gebracht. Dementsprechend schwierig sind auch die Verhältnisse zum Wandern. Dafür ist heute erstmals strahlend blauer Himmel!!

Abschied von Splügen


Surettahorn

Bodmastafel

Schafe, wegen des Schnees von der Alp getrieben

Die Passhöhe scheint nicht mehr allzu fern
Wenn man ganz genau hinschaut, sieht man die Kehren des historischen Säumerwegs. Zum grossen Teil ist der Weg aber noch tief mit Schnee bedeckt. 3 mal stecke ich bis zu den Knien im Schnee.

Berghaus Splügen und schweizer Zoll, dahinter Piz Tamborello

So tief liegt der Schnee auf dem Saumweg


Wegweiser auf der Passhöhe, 2115 m


Wegweiser bei Cerfui

Lago di Monte Spluga mit Piz Timun, Monte Mater und Schwarzseehorn

Monte Spluga

Strassenschlucht von Monte Spluga

Ab Splügen bis hier kann man mit dem GA fahren, zahlt aber über den Pass den Alpinzuschlag. In Monte Spluga hält der Bus 10 Minuten; die Passagiere müssen aussteigen und im Albergo Posta das Billett bis Chiavenna lösen.
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Bushalt in Monte Spluga (Foto von Brigitte)

Der Blick zurück zum Splügenpass. Monte Spluga verschwindet fast in der Berglandschaft.

Treppe zum Himmel?

Die grössere der beiden Staumauern des Lago di Monte Spluga

Gratisdusche an der Via Spluga

Blick von der Staumauer. Da unten ist doch tatsächlich der Wanderweg!

Ab hier scheint der Schnee, der mich bis jetzt die ganze Etappe begleitet hat, vorbei zu sein. Meine Füsse atmen fast hörbar auf, als ich endlich von den Wanderschuhen auf die Barfussschuhe wechseln kann. Jetzt geht's ins Val di Cardinello, die Schlucht hinunter.

Eindrücklich, wo man früher gesäumt hat.





Endlich kommt der Lago Isola in Sicht

Kirche von Rasdeglia

Stotziges Bergdorf Rasdeglia


Mottaletta

Nach einem langen Marsch ist das heutige Ziel Isola erreicht.
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Spaziergang im Val del Cardinello (Foto von Brigitte)
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Schafe im Val del Cardinello (Foto von Brigitte)
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Apero in der Früheren Poststation (Foto von Brigitte)
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Unser Gastwirt mit Elsbeth (Foto von Brigitte)
4. Etappe, Isola - Chiavenna
19,6 km, 513 hm auf, 1429 hm ab. 6:00 Std.
Wir übernachten in der Locanda Cardinello, wo wir sehr gut und gastfreundlich aufgehoben sind. Das Gebäude ist die ehemalige Poststation von 1722, das auch etliche Lagerräume umfasst. Waren aus dem unteren Veltlin wurden bis hier mit Pferdewagen transportiert und zwischengelagert. Ab Isola wurde dann über den Splügenpass gesäumt.

Das ehemalige Postgebäude

Morgenstimmung am Lago d'Isola

Blick zurück auf Isola

Kreuz vor dem Zeltplatz von Campodolcino

Kirche bei Portarezza


Prestone

Vho

Hundehütte? in Lirone

Mauergefüge

Ein schöner Platz für die Mittagsrast

Ein kurzer Wegbeschrieb bis hier: Ab Isola geht es zuerst flach dem See entlang, danach gelangt man bald in die Schlucht mit einem steilen Abstieg. Weiter geht es über die Strasse von Isola und es folgt die erste Kletterei über einen Felssturz. Von denen gibt's bis Chiavenna noch einige. Bis Campodolcino ist der Weg fast flach und auch danach ein Stück weit nur leicht ansteigend. Nachher wechseln sich Bergweg und flachere, breitere Wegstücke ab.

So sieht es häufig auch aus, der Weg ist oberhalb des grossen Steins.

Santuario di Gallevaggio, der höchste Kirchturm im Val Chiavenna

Die Kappelle von Vallesegna...

...mit dem Altar vor der Haustüre



Motta di Gulielmo

San Giacomo Filippo

Der Fluss Liro
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Bilder aus Chiavenna (alle Brigitte)
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Am Schluss muss ich mich sehr beeilen, wollen wir doch mit dem Zug 14:40 nach Tirano fahren. (Darum keine eigenen Bilder von Chiavenna). Ich lasse mich von der neuen Wegmarkierung verleiten, siehe die violette Linie auf untenstehender Karte. Dabei wechselt man nach San Giacomo Filippo auf die linke Flussseite und macht nochmals über 200 m teils steilen Aufstieg. Unterhalb Pianazzola geht es dann ebenso steil hinunter nach Chiavenna. Der Weg ist zwar schön aber mindestens eine halbe Stunde länger als der Weg von Wanderland.ch. Dies ist die gestrichelt grün markierte Route, die auf der rechten Seite des Flusses bleibt. Da sind keine Steigungen mehr vorhanden; allerdings geht man den letzten Kilometer einer Strasse entlang.
Mein Fazit: Eine tolle, lohnende aber vor allem bei den beschriebenen Verhältnissen, anstrengende Tour.
Peter