01.05.08 - 04.05.08 Walliser Suonenwanderungen (Marcel) |
01.05.08 Sions Weinberge
Nicht nur wir wollten heute in den Süden fahren - es schien, als ob gar die halbe Schweiz dasselbe vorhatte. Irgendwie konnten wir dann noch einige freie Plätze ergattern und mussten uns nicht stehend durch den Lötschbergtunnel fahren lassen. Vor der Jugendherberge in Sion trafen wir dann auch noch unsere Mitwanderer Farah, Jean-Christophe und Ulrich. Wie verabredet suchten wir in Sion zuerst mal ein Restaurant fürs Mittagessen und fanden gleich neben dem Bahnhof ein sympathisches Gartenrestaurant und genehmigten uns neben dem Tagesmenu ein feines Bierchen.
Um 13:40 fuhren wir mit dem Bus zum Start unserer ersten Wanderung nach Vétroz. Diesmal brauchten wir nur 20 Minuten um den richtigen Einstieg zu finden ... ;-) - erst gings mal durch Weinberge tüchtig aufwärts, auch kamen wir bereits jetzt schon etwas zum schwitzen.
Die Aussicht war recht interessant - auf der gegenüberliegenden Talseite konnten wir einige bekannte Skiorte erkennen (Haute Nendanz, Veysonnaz usw). Weiter gings durch Weinberge auf und ab und geradeaus bis wir nach ca 2,5 h im Dörfchen La Muraz ein hübsches Gartenrestaurant fanden, wo wir uns mit einem Bier und einer Vacheringlacé erfrischten. Weiter ging es um einen malerischen See
hoch zu den Ruinenresten von Mont d'Orge, von wo wir eine umfassende Aussicht über das Rhonetal geniessen durften - inklusive direktem Ausblick auf den Flughafen von Sion. Dann gings munter runter Richtung Sion zurück.
In der Jugendherberge konnten wir dann unsere Zimmer beziehen und uns für das Abendprogramm frisch machen. Auf der Suche nach einem Restaurant schlenderten wir durch Sions Gassen und landeten bei einer äusserst delikaten Openair Raclette Degustation in Sions Altstadt. Wir liessen es uns bei einem feinen Weisswein gut ergehen und genossen verschiedene Käsesorten. Danach erkundeten wir noch ein wenig die Altstadt in der Absicht, für die folgenden Tage weitere schöne Restaurants ausfindig zu machen. Danach ging es wieder zurück zur Jugi, wo wir uns nach dem Schreiben des ersten Teil dieses Rückblicks zur Ruhe legten.
02.04.08: Bisse de Clauvau - Bisse de Lens
Um 07:00 war Tagwache. Um 07:30 reichliches Frühstücksbuffet. Der Bus um 08:22 brachte uns an den Start der heutigen Wanderung in Uvrier. Wie gewohnt schauten wir uns zuerst nach einem adäquaten Restaurant um und fanden alsbald ein nettes Beizchen mit einer hübschen Veranda. Nicht gerade üblich war, dass das Restaurant auch gleich 'ne Bankfiliale beherbergte - der Wirt meinte, "ich bin auch eine Bank und hole gleich mal den Schlüssel". Kaffee/Tee mundeten. Als Bank- und leibliche Bedürfnisse gestillt waren ging die Suche nach dem Einstieg der Wanderung los.
Heute fanden wir dank gastfreundschaftlicher Unterstützung des bankenden Wirtes den Start nullkommaplötzlich. Rasch gewannen wir an Höhe. Wir wanderten durch unzählige Weinberge und erreichten nach einer halben Stunde endlich unsere erste Suone: die "Bisse de Clavau" (eines der ältesten noch intakten Beispiele dieses genialen Bewässerungssystems). Der Weg der Bisse war sehr abwechslungsreich
und hatte für den Wanderer sogar einen beleuchteten Tunnel
und gleich danach eine ziemlich abenteuerliche Brücke zu bieten.
Nachdem wir das Ende dieser Bisse erreicht hatten, führte uns unser Weg zur nächsten Suone, der "Grande Bisse des Lens". Die heutige Bisse wird durch einen langen Tunnel durch den Berg geführt.
Wir folgten der ursprünglichen Wasserleitung vom 15. Jahrhundert. Sie führte uns über schmale durch Seile gut gesicherte Pfade entlang der Liène-Schlucht wieder Richtung Rhonetal.
An einem wunderschönen Aussichtspunkt 500 m hoch über dem Rhonetal mit einem unübertrefflichen Blick übers Tal
und auf umliegende Weinberg genossen wir unsere Mittagsrast.
Gegen die gleissende Sonne war es ratsam, sich nochmals tüchtig einzucremen. Satt und ausgeruht gings weiter auf einem abwechslungsreichen, angenehm sanft absteigenden Weg nach Chermignon, wo uns das lang ersehnte kühle Bierchen erwartete.
Nach dieser Erfrischung nahmen wir den Rest des heutigen Tages unter die Füsse und marschierten den Hang nach Sierre hinunter - unterwegs bewunderten wir noch einige Gärten.
Von da fuhren wir mit der Bahn nach Hause. Den Abend verbrachten wir in einem gemütlichen Walliser Restaurant. Nach einer "Fée Verte" teilten wir uns zwei Fondues (grüner Pfeffer und Walliser Alpenkräuter) und genossen einen exzellenten Humagne Rouge. Danach waren wir doch recht müde und gingen bald schlafen.
01.05.08 Bisse Neuf de Varen
Heute war der Start erst auf 9 Uhr angesetzt. Wir konnten uns daher genügend Zeit für das herzhafte Frühstück und den Einkauf der Sandwiches lassen. Mit dem Zug ging es von Sion nach Sierre und von hier mit dem Funiculaire Richtung Montana Crans hinauf. Auf halber Höhe hiess es aussteigen und nach kurzer Zeit erreichten wir das interessante Dörfchen Venthône.
Hier sahen wir eine Raupenkolonie die Strasse überqueren
wir ahnten damals natürlich noch nicht, dass wir eine Woche später auf dem Abstieg vom La Dôle nochmals so eine (wenn auch nicht gleich imposante) Raupen-Kette antreffen würden ;-). Glücklicherweise fanden wir dann auch gleich noch eine offenes Restaurant für den Startkaffee. Die Sonne schien bereits recht stark und unser Wanderkollege Ulrich hatte leider seine Sonnenbrille vergessen - er als weitgereister Mann wusste gleich, wie man ein solches Problem kreativ mit Schokoladenfolie lösen kann.
Der Weg führte uns durch eine Pferdeweide und eine akurat angelegte Bienenhaussiedlung
sowie an mit vollen PET-Flaschen geschmückten Obstbäumen
zur Suone "Bisse Neuf de Varen". Wir folgten einem abwechslungsreichen Weg der Suone entlang bis wir einen schönen Picknickplatz erreichten.
Es war zwar noch ein wenig früh, doch wir hatten Hunger und verspeisten schon mal unseren halben Lunch. Frisch gestärkt ging es weiter durch den angenehm kühlen Wald. Heute kamen uns einige sehr nette Biker entgegen - überhaupt waren heute nur gut gelaunte Menschen unterwegs. Zwei Stunden später verspürten wir nun doch einen währschaften Hunger und suchten uns für den Rest unserer Sandwiches einen schönen Picknickplatz. Ruhiges picknicken war aber nicht angesagt, denn plötzlich wurde der Weg von beiden Seiten heftigst begangen und wir kamen vor lauter "bonjour", "grüezi" und "moin moin" sagen kaum mehr zum essen. Nach dem Essen folgten wir weiter der nun wasserlosen Suone und kamen noch an einem recht eindrücklichen Felssturz vorbei. Von hier hatten wir auch einen guten Blick auf den Pfynwald,
welcher ja das deutschsprachige Ober- vom französisch sprechenden Unterwallis trennt. Nachdem wir das Ende der Suone erreicht hatten ging es auf einer Teerstrasse ins Tal hinunter, wo wir nach Varen eine Brücke über eine imposante Schlucht überquerten und kurz danach Leuk erreichten.
Hier fanden wir schon bald ein Restaurant und liessen uns für die nächsten eineinhalb Stunden bei Speis (Walliser und Toscanerplatte) und Trank (Dôle und Pinot noir) nieder. Die nette Beizerin zeigte uns dann auch noch eine Abkürzung zum Bahnhof Leuk/Susten hinunter. Um 17:15 Uhr gings dann mit dem Zug wieder zurück nach Sion, wo wir uns für den Ausgang frischmachten. Wir genossen noch den letzten Abend in der lebhaften Kantonsmetropole und freuten uns bereits auf die morgige Abschlusswanderung.
04.05.08 Biss de Salins
Nachdem wir ein weiteres Mal in unserer Jugiunterkunft gut geschlafen hatten, stellte sich die Frage nach dem heutigen Wanderprogramm. Die ursprünglich vorgesehene Gemmipasswanderung liess sich leider nicht durchführen, da die Bahn um diese Jahreszeit gar nicht fährt :-(. Wir entschieden uns daher, nochmals eine Suonenwanderung in der Nähe von Sion zu unternehmen - was den Vorteil hatte, dass wir ein weiteres Mal mit einem Tagesrucksack unterwegs sein konnten und unsere Rucksäcke im Schliessfach des Bahnhofs deponieren konnten. Nach dem Auschecken ging es um halb zehn mit dem Postauto von Sion nach Beuson. Gemäss Beschreibung mussten wir nun noch 200 Höhenmeter hinter uns bringen um an den Weg der Bisse de Salins zu gelangen.
Das Wetter war wiederum prächtig - wir hatten ja wirklich vier tolle Tage erwischt und die Hitze war auch auf dieser Wanderung durchaus erträglich, da diese Suone die meiste Zeit im Wald verläuft. Auch hier sahen wir wieder alle möglichen Suonenbauten - es ist zum Teil wirklich unglaublich, mit welchem Aufwand diese Wasserleitungen angelegt und gepflegt werden!
Auf dem Weg konnten wir tolle Ausblicke Richtung Haute Nendaz
und Walliser Schneeberge und natürlich auch auf die andere Seite des Tales,
wo wir die letzten drei Tage wandernd verbracht hatten, geniessen. Auch die Stadt Sion unter uns liegend bot einen tollen Anblick.
Die Wanderung war wie auch die übrigen Suonenwanderungen nicht streng, weisen diese Leitungen doch ein sehr minimes Gefälle auf. In La Vernaz gab es - wie im Suonenprospekt angegeben - tatsächlich ein offenes Restaurant, was uns veranlasste, den Verzehr der mitgebrachten Sandwiches auf später zu verschieben und uns in der lauschigen Gartenwirtschaft niederzulassen. Schon bald stand ein Schoppen Bier auf dem Tisch und wir widmeten uns dem Studium der Speisekarte - liessen uns dann aber von der Wirtin vom Tagesmenu (Roastbeef mit einer feinen Salatgarnitur) überzeugen. Das Essen schmeckte allen vorzüglich und so stand uns nun nur noch der Abstieg nach Sion bevor.
Es ging ziemlich steil hinunter und wir waren dann auch entsprechend schnell wieder zurück am Bahnhof - so schnell, dass wir gleich einen früheren Zug als geplant nach Hause besteigen konnten. Wir haben im Wallis mit wunderschönem Wetter, einer Superunterkunft, feinem Essen und interessanten Wanderungen vier unvergessliche Auffahrtstage verbracht :-)!
Viele Grüsse
Yvonne und Marcel