05.07.08
- 06.07.08
Toggenburger Höhenwanderweg
(Marcel)
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Hoi zäme
Als Wanderung für das letzte Wochenende haben wir uns zwei Teilstrecken des Toggenburger Höhenweges ausgesucht, mit Uebernachtung im Naturfreundehaus Stotzweid oberhalb von Ebnat-Kappel.
Um halb sieben gings am Samstag bereits los, da ich einen kleinen Umweg über Ebnat-Kappel zum Hotel Sternen machen musste, um den Schlüssel für unser Haus abzuholen. Nach einem rund zehnminütigen Fussmarsch erreichte ich das Hotel. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass alle Türen verschlossen waren. An einer hinteren Tür fand ich eine Klingel und drückte mal herzhaft drauf. Kurze Zeit später bemerkte ich auf dem Balkon über mir eine Person, die ein bisschen seltsam herunterschaute. Ich fragte, ob ich den Schlüssel für das Naturfreundehaus abholen könne - der Mann meinte er sei ein Gast und ich hätte ihn soeben geweckt :-(. Ich entschuldigte mich für das Versehen und entschied, das Hotel halt mal anzurufen. Ich hörte es einige Male klingeln und es nahm wieder jemand ab, den ich offensichtlich soeben geweckt hatte. Glücklicherweise war es diesmal der Hotelier. Er meinte, so früh hätte er mich nicht erwartet?!? Immerhin hatte ich nun den Schlüssel und sauste wieder zurück zum Bahnhof, um zu unserem Treffpunkt Ziegelbrücke zu fahren. Dort traf ich alle angemeldeten Damen und es ging gleich weiter mit dem ziemlich überfüllten Postauto Richtung Amden Arvenbühl.
Dort gab es dann den üblichen Startkaffee und einen nahrhaften Nussgipfel. Kurz nach zehn waren wir dann startbereit und marschierten Richtung Vordere Höhi. Nach ein paar Minuten überholten wir eine Frauengruppe, welche sich uns anschliessen wollte. Wir erkannten einige der Damen von einer früheren eher lautstarken Begegnung in einem Zug von Zürich und fanden die Idee gar nicht toll :-(. So erklärten wir, dass wir eine 11 h Wanderung vor uns hätten, was die Damen so ziemlich abschreckte und uns weiterziehen liess. Das Wetter war ein Traum und die Julisonne brannte ziemlich heftig. Der Weg war wunderschön, ebenso die Aussicht auf die Linthebene, die Glarner Alpen auf der einen und Säntis und Churfirsten auf der anderen Seite.
Nach einiger Zeit kamen wir schon wieder an einer Alpwirtschaft vorbei.
Ich war der einzige, der angesichts der schönen Sonnenterrasse eine Pause einlegen wollte alles diskutieren nützte nix und so ging es weiter hinter dem Mattstock durch wo uns eine Tafel von einem Felssturz erzählte ....
und schon bald erblickten wir den Speer, den wir von einer Wanderung vom letzten Herbst bereits kannten.
Kurz vor der Mittagsrast im Restaurant stieg der Weg noch ziemlich steil an
- wir mussten uns unser Mittagessen also noch verdienen. Oben angelangt waren wir ausgepowert und ziemlich durstig. Da wir bereits am Samstag unterwegs waren, hatte es glücklicherweise noch nicht so viele Leute und unsere Siebnergruppe konnte es sich gleich an einem langen Tisch gemütlich machen.
Nach der Getränkebestellung studierten wir die Speisekarte und einige von uns kreierten sich gleich ein eigenes Menu: Pantli mit zwei Spiegeleiern. So ganz zufriedendstellend war die Wahl schlussendlich dann doch nicht. Naja egal - der Magen war gefüllt, der Durst gelöscht und der feine Kaffee Maison geschlürft. Nun ging es weiter Richtung Speer.
Diesen Aussichtsberg liessen wir diesmal links liegen und wanderten immer schön den Wegweisern Toggenburger Höhenweg entlang. Nun gings ziemlich heftig bergab, dann über ein paar Schneefelder,
welche einige unter uns etwas ins Schwitzen brachten ;-), dann wieder bergauf zum Leiterli.
Das war allerdings völlig ungefährlich. Nach dem Leiterli konnten wir einen phantastischen Weitblick auf den Zürichsee und Umgebung geniessen.
Weiter gings nun wie es im Toggenburg so üblich ist rauf und runter und wieder rauf und runter, und wenn ihr dort jemals einen Wegweiser mit der Zeitangabe 55 Minuten entdeckt - traut dem nicht
... die haben wohl mal viel zu viele fünfen eingekauft - wir haben zig solche Zeitangaben gesehen ;-).
Als wir es kaum noch glaubten und wir bereits mehr als fünfeinhalb Stunden gewandert waren, entdeckten wir doch endlich ein Haus mit einer Schweizer Flagge und freuten uns
- das müsste doch nun endlich das Restaurant Tanzboden sein - oder? Immerhin hatte es Leute auf der Terrasse, und ein Fass Bier stand auch bereit, und so öffnete ich dann freudig den das Haus umgebenden Zaun?!? Der veranlasste mich nun doch, den gerade auf uns zukommenden Herrn zu fragen, ob wir denn nun das Restaurant Tanzboden erreicht hätten? Tja - meinte er lächelnd, das sei die Skihütte Tanzboden (da muss ich wirklich mal sehen, ob die auch mietbar ist ;-)) und fürs Restaurant müssten wir noch den Hügel überqueren. Schade - die Aussicht wäre ebenso prächtig wie die Stimmung der Leute gewesen.
So blieb uns halt nix anderes übrig, als nochmals einen Hügel (allerdings nur etwa 20 m hoch) zu überqueren, und uns dann mit einem Freudenschrei im Restaurant niederzulassen.
Wir genossen das Appenzeller Bier und befragten die Wirtin nach unserem Ziel, dem Naturfreundehaus auf der Stotzweid. Auf Anhieb wusste sie nicht so richtig Bescheid, meinte dann aber, in ca. 40 Minuten würden wir unser Ziel erreichen. Ich zeigte ihr dann noch ein Bild der Unterkunft und daraufhin meinte sie - aha, das komme ihr bekannt vor, das sei nur etwa 10 Minuten von hier ... naja, die Dame war nett - aber eine wirkliche Ahnung hatte sie von ihrer Umgebung wohl nicht. Schlussendlich wanderten wir noch eine halbe Stunde, bis wir unser Haus völlig verschwitzt erreichten.
Dort trafen wir Daniela und Werner, die sich auf den Abend angemeldet hatten und auch erst kurz vor uns eingetroffen waren. Natürlich probierte ich sofort meinen Schlüssel und war froh, dass sich die Türe öffnen liess, und so machten wir uns dann auch gleich auf die Suche nach dem Hauptschalter und den Wasserhaupthahn - ohne die Hilfe von Werner und Yvonne wäre ich wohl immer noch am suchen ;-). Die Mutigen unter uns stiegen gleich mal unter die kalte Dusche. Die anderen versuchten, das Grillfeuer zu entfachen und ich meinte, den Holzofen fürs Kochen der Spaghetti in Gang bringen zu können.
Nur soooo einfach ist das nicht - erstmal rauchte ich mal das ganze Haus ein - hoffe, ihr habt keine Rauchnebenwirkungen davongetragen. Werner unterstützte mich auch hier tatkräftig, und mit vereinten Kräften gelang es dann, das Spaghettiwasser zum kochen zu bringen.
Irgendwie schien mich das Pech heute etwas zu verfolgen, als wir die Saucentetrapacks aus meinem Rucksack holen wollten, bemerkte Yvonne, dass eine der Tüten einen Riss und ich in meinem Rucksack einen Saucensee hatte. War ja nicht weiter schlimm - glücklicherweise lagen die Packungen zuunterst ;-). Die Sauce kochten wir dann auf einer Elektroplatte, welche wir in einem Schrank vorfanden.
Möchte hier noch lobend erwähnen, dass das Haus wirklich komplett eingerichtet ist und es an nichts fehlte. Zu unserer Freude fand sich im Getränkelager eine reiche Auswahl an Rot- und Weissweinen, Bier, Most und Mineralwasser. Das gemütliche Esszimmer mussten wir angesichts des wunderschönen Abends nicht in Anspruch nehmen. Fürs Nachtlager konnten wir uns auf fünf Zimmer mit 35 Schlafstellen aufteilen - also mehr als genügend Platz für alle :-)!
Aber jetzt gings es ans Grillieren - Werner bastelte flugs einen Rost und wir legten die mitgebrachten Grilladen drauf.
Und pünktlich mit den mittlerweile fertig gekochten Spaghetti waren auch die feinen Grilladen durch. Angereichert wurde das feine Mahl durch Mozarella, Tomaten, Oliven und Peperoncini - auch das mit Olivenöl bepinselte Gemüse schmeckte ausgezeichnet. Dass wir uns dazu noch einen feinen Rotwein aus den Beständen des Hauses schmecken liessen, brauche ich wohl nicht speziell zu erwähnen.
Inzwischen war es ganz dunkel geworden und ein wunderbarer Sternenhimmel wölbte sich über uns - es ist schon erstaunlich, wieviele Sterne am Himmel in der Höhe zu sehen sind! Mit der Zeit fielen der einen und dem anderen die Augen langsam zu, und so suchten wir dann unsere Schlafplätze auf, um alsbald in Tiefschlaf zu fallen. Ich schlief jedenfalls prächtig - hatte am Morgen allerdings doch etwas Mühe, wie abgemacht um 7 Uhr aufzustehen. Immerhin war der Himmel strahlend blau, und nach einer erfrischenden (und immer noch kalten) Dusche sah auch ich wieder aus meinen Augen.
Liebe Geister hatten inzwischen das Geschirr des Vorabends abgewaschen - ganz herzlichen Dank! Ich musste mich nur noch an den gedeckten Frühstückstisch setzen - traumhaft, wie Ferien :-)!
Wir genossen unser Frühstück unter freiem Himmel in unserem Garten und waren gleichzeitig etwas traurig, dieses heimelige Anwesen schon bald wieder verlassen zu müssen - aber wir kommen wieder :-)!!!
Nachdem wir das Haus blitzblank geputzt und unsere Utensilien zusammengepackt hatten, hiess es halt doch Abschied nehmen und wir setzten unseren Weg Richtung Atzmännig fort. Der Wegweiser an der Ecke unseres Hauses verhiess bereits in 15 Minuten einen Kaffeehalt. Und so war es denn auch, kaum waren wir gestartet, erreichten wir eine Anhöhe mit einem Stall, einer schönen Aussicht und einigen Bänken. Naja, auch am zweiten Tag brauche ich meinen Nussgipfel und so setzten wir uns an einen freien Tisch und bestellten gleich mal diverse Frappés und eben einen Teller Nussgipfel.
Auch meine Wanderkolleg/-innen genossen den Startkaffee.
Mittlerweile war der Himmel nicht mehr ganz so himmelblau und so brachen wir dann auf, um vor dem angekündigten Regen doch noch einen Teil der vorgesehenen Wanderung durchführen zu können. Die Aussicht war weiterhin prächtig, auf der einen Seite der Zürichsee und auf der anderen der omnipräsente Säntis mit Churfirsten.
Nun ging es mehrheitlich bergab - was durchaus geschätzt wurde ;-). Dass dabei das eine und andere Hindernis bewältigt werden musste, trugen wir mit Fassung.
Auf einer Wiese entdeckten wir dann noch ein Edelweiss (übrigens das erste, das ich jemals live gesehen habe). Nur wächst das natürlich hier nicht einfach so, sondern war als eine Art Grabschmuck angepflanzt worden.
Von hier gings nun noch steiler runter in Richtung unseres Mittagsziels Ricken. Durch Wälder entlang von Erdbeeren, Heidelbeeren und vielen Blumen erreichten wir bei noch einigermassen strahlendem Sonnenschein die Passhöhe.Die Serviertochter konnte sich, als sie uns erblickte, vor Lachen kaum halten. Naja ich war etwas erstaunt und befragte sie über diesen Heiterkeitsanfall - da meinte sie, gestern seien genau um diese Zeit 50 Wanderer unangemeldet erschienen und wollten zumittag essen und jetzt dachte sie, dasselbe würde nochmals passieren ;-)
Wir waren aber nur zu neunt und überlegten, ob wir nun einen Tisch an der Sonne oder am Schatten wählen sollten. Wir entschieden uns für den Schatten, studierten die feine Speisekarte und bestellten bei der fröhlichen Serviertochter Speise und Trank. So unglaublich es klingt, innerhalb von 10 Minuten zog sich der Himmel zu, sodass ich besagte Frau fragte, ob wir nicht ins Innere zügeln könnten - was sie uns dann auch grosszügig und mit tatkräftiger Mithilfe erlaubte. Kaum waren wir drinnen, ging ein Wolkenbruch los.
Das Mittagessen war mehr als reichlich und sehr delikat. Da es immer noch regnete bestellten wir uns noch einen feinen Kaffee Lutz und entschieden, die Toggenburger Höhenwanderung hier abzubrechen und uns mit Postauto und Zug ein bisschen früher als geplant auf den Heimweg zu machen.
Eigentlich schade - war es doch wunderschön und sehr lustig mit Euch auf dem Toggenburger Höhenweg zu wandern. Ich danke Euch ganz herzlich - es war ein phantastisches Erlebnis! Freue mich natürlich bereits auf einen nächsten Zweitäger mit Euch :-)!
Gruss
Marcel
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