01.10.04 - 02.10.04 Vom Oberalppass ins Tessin (hammerhai) |
Durch das Val Maighels in's Val Piora
Ich möchte euch hier eine Wanderung im Gotthardgebiet, dem Herzen der Schweiz, wo sich das Rhonetal, das Reusstal, das Vorderrheintal und das Val Leventina treffen, vorstellen. Startpunkt dieser 3-tägigen Wanderung ist Göschenen. Da steigen wir in den Zug nach Andermatt, wo wir umsteigen, in den Zug auf die Oberalp Passhöhe. Ein letzter Kaffee im Restaurant, Wanderschuhe an und los geht die Wanderung.
Zuerst geht's entlang der Strasse nach Chur, bis nach ca. 1 km der Wanderweg auf der rechten Strassenseite beginnt. Wir wandern am Fuss des Pizolastock entlang ins Val Maighels. Wir laufen auf einem gut begehbaren und zum Teil sogar befahrbaren Wanderweg, vorbei an kleinen und grösseren Mooren ins Tal
und ereichen nach etwa 1 1/2 Std. die Camona Maighels , wo wir die erste Nacht verbringen.
Weil wir schon zeitig die Hütte erreicht haben und noch nicht wirklich viel gelaufen sind, entschliessen wir uns auf den Piz Cavradi zu steigen. Der Aufstieg beginnt gleich hinter der Hütte. Vom Gipfel hat man einen schönen Blick auf den Lei di Cumera mit seinem türkisfarbigen Wasser und in Richtung Oberalp sieht man noch ein Teil der Passstrasse.
Als wir am nächsten Morgen aufstehen und ins schattige Tal schauen, sehen wir den Passo Bornengo in Nebel gehüllt. Aber nach dem Frühstück, als die ersten Sonnenstrahlen das Tal in ein weiches Licht tauchen, haben wir einen freien Blick auf den Pass und die wilde und unberührte Landschaft des Val Maighels.
Wanderschuhe an, Rucksack auf und los geht's. Der Weg führt uns entlang des wilden und mäandernden Maighelser Rhein, welcher dem Maighelsgletscher am Ende des Tals entspringt. Die Wasser fliessen durch eines der höchstgelegen Flachmoore der Schweiz. Die Morgensonne verstärkt noch die speziellen Farben der Moore und die einzigartigen Flora lädt zum verweilen und bestaunen ein.
Nach ca. 1 1/2 Std. erreichen wir ein grosses Feld mit unzähligen "Bergmannli". Wer waren wohl die vielen Künstler? Wie lange schon trotzen sie hier Wind und Wetter? Hier verzweigt der Wanderweg. Nach rechts geht's über den Pass Maighels zur Unteralp und weiter nach Andermatt. Wir gehen weiter geradeaus, in Richtung Passo Bornengo, dem Übergang ins Tessin und zur nächsten Hütte. Kurz vor dem kurzen aber schwierigen Aufstieg zum Pass machen wir an einem kleinen Bergsee eine Rast.
Der Wanderweg ist nun kaum mehr ersichtlich und man arbeitet sich manchmal nur mit Hilfe der Hände durch das unwegsame Geröll des Gletschers vorwärts. Und endlich stehen wir auf dem Durchgang zwischen dem Piz Alv und dem Piz Borel und werden für die Anstrengungen mit einem überwältigenden Blick zurück in's Val Maighels belohnt.
Auf der anderen Seite des Passes beginnt der Abstieg ins Val Caniaria. Wir traversieren den steile und schwierig zu wandernde Abhang (nur für schwindelfreie absolut trittsichere Wanderer) hinunter. Kaum im Tal angekommen geht's schon wieder hinauf ins Val Cadlimo und zur gleichnamigen Hütte. Plötzlich werden wir von dunklen Wolken überrascht. Die Fotokamera wird eingepackt und wir legen noch einen Zahn zu, den wir wollen noch vor dem Unwetter in der Hütte sein.
Völlig ausser Atem, aber trocken, erreichen wir die Capanna Cadlimo . Sie ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Es herrscht Aufbruchstimmung in der Hütte, den es ist der letzte Tag für den Hüttenwart und seine Helfer für diese Saison. Wir freuen uns auf ein gediegenes Nachtessen und fallen kurz darauf, totmüde, in unsere Betten. Am nächsten Morgen hat es immer noch Restbewölkung und die Sonnestrahlen finden nur vereinzelt eine Lücke.
Wir brechen zeitig nach dem Frühstück auf, bevor die grosse Masse losmarschiert. Wir möchten den Abstieg in das Val Piora noch in Ruhe geniessen und vielleicht verziehen sich die Wolken noch, bevor wir den Lago Ritom erreichen. Kurz vor dem Abstieg gehen wir vorbei an einem kleinen See und plötzlich stehen wir vor dem steilen Abhang und haben einen ersten Blick auf den tief unter uns gelegenen Lago Ritom.
Ist das nicht eine schöne Aussicht? Jetzt fehlt nur noch die Sonne und der Tag ist perfekt! Nun geht's nur noch bergab, vorbei an kleinen und kleinsten Seelein Richtung Tal. Die Sonne zeigt sich auch immer häufiger und auch unser Ziel, den Lago Ritom haben wir bald erreicht. Ein letzter Blick hinauf zum Pass.
Ein kleiner Hügel muss noch bestiegen werden, von dem man eine ausgezeichnete Sicht ins Val Piora und Richtung Lukmanierpass hat. Der kleine dunkle See am linken Bildrand, der Lago di Cadagno, ist ein seltenes Phänomen. er besteht aus zwei verschiedenen Wasserschichten die sich nicht durchmischen. Die untere Schicht kommt aus einer schwefligen Quelle unter dem Seegrund und ist sauerstofflos. Die obere Schicht besteht aus "normalem" Wasser, in der auch Fische leben.
Zum Schluss laufen wir entlang dem Lago Ritom zur Bergstation der Standseilbahn Piora, welche uns hinunter ins Val Leventina bringt.
Wanderzeiten: Oberalppass - Camona da Maighels ca. 2 Std. Camona da Maighels - Capanna Cadlimo ca. 5 1/2 Std. Capanna Cadlimo - Lago Ritom ca. 3 Std.
Anmerkung: Die schwierigen Passagen dieser Wanderung sind der Aufstieg zum Passo Bornengo und auf der anderen Seite den Abstieg ins Val Caniaria, sowie der erste Teil des Abstiegs vom Val Cadlimo in's Val Priora. Eine gute Kondition ist unerlässlich, ist es doch eine 3-Tageswanderung. Gutes Schuhwerk, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist ein Muss. Ich empfehle euch die Reservation der Hütten.
Buch zur Wanderung: Urlandschaften der Schweiz, Heinz Staffelbach, AT Verlag