20.07.07 - 22.07.07 Glecksteinhütte (hammerhai) |
"Übungswochenende" um Grindelwald
Hallo zusammen,
Brigitte, Yvonne und wir reisten schon am Donnerstagabend zum verlängerten Wochenende um Grindelwald an. Wir hatten eine günstige Übernachtung im Mountain-Hostel gebucht. Zum Glück hatte alles gut geklappt, wir erreichten in Interlaken rechtzeitig den Zug, trotz Streckenunterbruch wegen eines Hagelsturms beim Thunersee. Am nächsten Morgen stiegen wir gutgelaunt zum Bahnhof Grindelwald hinauf, wo wir auf Panja, einen weiteren Gast und den Bergführer stiessen.
Wir stiegen in den Bus zur Grossen Scheidegg, den wir oberhalb von Birchisegg, bei Pt.1558 wieder verliessen. Auf dem Parkplatz wartete schon der Bergführer mit dem bereitgelegten Material auf uns. Nachdem der Bergführer uns den Gebrauch des Materials erklärte, packte jeder seinen Teil in den Rucksack. Gleich neben der Strasse begann der Hüttenweg zur Glecksteinhütte. Ihm folgten wir, zuerst über einen Bach und dann stetig aufwärts durch einen lichten Wald und Alpweiden mit vielen Blumen.
Während des Aufstiegs hatten wir stets freie Sicht auf die Eigernordwand (links), den Männlichen und auf Grindelwald.
Beim Lugibach traversierten wir den Kegel einer Lawine, die sich letzten Winter vom Gutzgletscher löste. Weiter folgten wir dem Hüttenweg bis nach Uff der Lamm. Auf dem Bild unten seht Ihr die nördlich von Grindelwald gelegenen Alpen, wie die grosse Scheidegg (rechts), das Schwarzhorn (Mitte), Widderfeldgrätli (links davon) und im Vordergrund links den First.
Ab hier wurde der Weg etwas anspruchsvoller. Er führte über Felsbänder durch die Flanke des Byhorns. Diese Stellen waren alle gut gesichert, erforderten jedoch Schwindelfreiheit.
Nach einer scharfen Linkskurve bei Engi wurde der Blick frei auf den Oberen Grindelwaldgletscher und die ihn auf der Südseite umgebenden Berge. Ganz links oben seht Ihr das Klein Schreckhorn (das Schrekchorn selbst hielt sich die ganze Zeit über bedeckt) und ganz rechts nochmals den Eiger mit seiner Nordwand.
Hier führte der Hüttenweg hoch über dem Gletscher praktisch geradeaus. Unterwegs kreuzte der Wyssbach unseren Weg und erfreute uns mit einer nassen Abkühlung.
Bei Pt. 1824 (Bild) meldete sich bei uns der Hunger. Der Bergführer versprach uns einen Traumplatz weiter oben, auf welchem er die Rast geplant hatte. So stiegen wir mit knurrendem Magen steil auf (Bild!!) bis zum vorgesehen Platz und konnten von dort zum Gletscher hinunterblicken.
Nach einer - für unseren Geschmack - sehr kurzen Mittagspause brachen wir auf und marschierten immer noch steil aufsteigend zur Glecksteinhütte hoch.
Dieses umwerfende Panorama erwartet uns von der Terrasse der Glecksteinhütte aus! Und knurrende Mägen etc. waren vergessen... Der Bergführer nutzte die Gelegenheit der aktuell instabilen Wetterlage und erklärte uns die Hintergründe des Wetters im Alpenraum.
Am späten Nachmittag zogen Wolken vom Wallis über den Alpenhauptkamm und wir verzogen uns in die warme Gaststube, wo wir Kartenlesen übten. Am Abend kamen Steinböcke, die sich das von der Hüttenwartin regelmässig auslegte Salz, auf der Steinmauer nicht entgehen lassen wollten. An diesem Abend kamen die Weibchen mit ihren Kitzen vorbei.
Die Abendstimmung machte uns deutlich, welches Glück wir hatten, dass die Glecksteinhütte so weit oben über Grindelwald liegt.
2.Tag:
Während des frühen Morgens stiegen immer mehr Nebelschwaden aus dem Tal von Grindelwald hoch. Doch stets blieben sie knapp unterhalb der Hütte, so dass wir hinauf zu den Bergen blicken konnten. Allerdings hielt sich das Schreckhorn nach wie vor bedeckt, denn über dem Nebel türmten sich Wolken in verschiedenen Höhenlagen.
Nachdem sich der Nebel ganz ins Tal zurückgezogen hatte, wurde der Blick frei auf die Schynige Platte (rechts im Bild).
Heute wurden wir auf dem Chrinnengletscher, der unterhalb des Wetterhorns (Bild unten) liegt, mit Steigeisen, Knotentechnik und Gehen-am-Seil vertraut gemacht.
Von hier, ca. 400 Höhenmeter oberhalb der Hütte, sahen wir zwischen den Wolkentürmen die ganze Südseite mit Näsihorn, KLein Schreckhorn und eine schöne Aufsicht auf den oberen Teil des Oberen Grindelwaldgletschers,
und hinüber zum Eiger mit Challifirn und Eigerjoch.
Weglos wanderten wir vom Chrinnengletscher aus in östlicher Richtung zu nahen Felsen weiter. Dort hatte unser Bergführer eine besondere Überraschung für uns parat: Von hohen, glattgeschliffenen Felsen übten wir, uns gegenseitig abzuseilen. Obwohl dies absolut nicht auf unserem Plan gestanden hatte und es für fast für alle das erste Mal war, machte es uns allen viel Spass!
Und oh Wunder! Trotz zunehmenden Wolkenballungen gab es einen Moment, an welchem das Schreckhorn fast ganz zu sehen gewesen war.
Auf dem Rückweg zur Hütte zeigte uns der Bergführer, wie wir - z.B. im Falle eines plötzlichen Wetterumschwungs - schnell und sicher den Berg hinuntersausen konnten. Nach einer kurzen Rast bei der Hütte begann der Abstieg nach Grindelwald. Auf dem gleichen Weg absteigend hatten wir einen schönen Blick auf den Oberen Grindelwaldgletscher. Von der Abbruchkante
bis hinunter, wo sich das Eis durch die schmaler werdende Schlucht zwängte.
Unten erwischten wir gerade noch das Postauto nach Grindelwald. Dort stiegen wir in den Zug in Richtung Kleine Scheidegg und stiegen bei Alpiglen aus. Etwa 100 Meter neben der Bahn stand das Berghaus Alpiglen , in welchem wir ein Zimmer im Touristenlager bezogen. Nach einem herzhaften Nachtessen und "Räubergeschichten" unseres Bergführers fielen wir in tiefen Schlaf.
3.Tag:
Der Morgen begann mit überraschend trübem Wetter, denn gemäss Wettervorhersage hätte es der heutige Tag eigentlich der beste werden sollen. Wir verliessen mit leichtem Gepäck, sowie "Kletter-Gstältli" und Helm das Berghaus. Unser heutiges Tagesziel war die Ostegghütte, mit einem Hüttenweg, der am Schluss über einen Klettersteig durch ein Felsband führte. Schwierigkeit T6. Wir waren sehr gespannt, wie es uns hier ergehen würde. Die Wolken hingen tief und schon sehr bald begann es zu nieseln. Es gab jedoch solche, die dieses unfreundliche Wetter genossen! Unterwegs begegneten wir zig Bergsalamandern, die - wegen der Kälte - in Zeitlupentempo bei unserem Kommen vorwärts eilten. Sie leuchteten wunderschön schwarz. Der schmale Weg führte zuerst bergauf durch lichten Wald und offene Wiesen. Die Stimmung war richtig herbstig. Unten am Klettersteig zogen wir unsere Montur an und stiegen in die Wand ein. Der Bergführer zeigte uns die Anseiltechnik am Fixseil. Inzwischen hatte es richtig zu regnen begonnen und es wurde kalt. Wir folgtem mit klammen Fingern den Weg bis unten an einen kleinen "Wasserfall". Durch diesen Wasserfall führte der Weg hinauf zur Hütte. Wir standen unterhalb, sahen hinauf bis dorthin, wo die Haken um die Ecke verschwanden, sahen wie das Wasser auf den Weg plätscherte und fanden dies nicht sonderlich attraktiv. Der Berführer meinte, dass hier in diesem Felsspalt zwar stets etwas Wasser runterrinne, doch so viel... Kurzum, wir entschieden ohne Gegenstimme an diesem Punkt unser Unternehmen abzublasen und wieder umzukehren. Dieser Entscheid war goldrichtig. Denn der Abstieg war trotz Einhaken am Fixseil noch genügend kräftezehrend. Was uns dieses "Experiment" wieder bestätigte: Aufsteigen ist einfacher als Absteigen! ;-) Noch während des Abstiegs auf den Eigertrail hörte es auf zu regnen, die Sonne setzte sich durch und wir hatten einen wunderschönen Blick hinunter ins Tal.
Bei der Rückkehr in das Berghaus war es richtig sonnig und warm geworden. Wir setzten in den Garten zu einem Abschieds-z'Vieri und genossen die letzten Blicke hinunter nach Grindelwald, zur Grossen Scheidegg und auf den Gipfel des Wetterhorns, das über den Wolken hervorschaute.
Schon war es Zeit unsere restlichen Sachen einzupacken und mit der Bahn hinunter nach Grindelwald zu fahren. Dort verabschiedeten wir uns von unserem Bergführer und fuhren weiter nach Hause.
Schwierigkeit: Wanderung zur Hütte T4, Gletscherbegehung T5, Klettersteig T6
Karte: swiss topo 1:25'000 Nr.1229 Grindelwald
Die Glecksteinhütte ist ideal für eine Wochenendwanderung. Von der Hütte selbst führen diverse Wegspuren zu schönen Aussichtspunkten.
Viel Spass beim Nachwandern!
Thomas und Christine