29.10.07 - 21.10.07 Aletsch (hammerhai) |
rei Tage und drei Wandergipfel entlang dem länsten Eisstrom Europas
Hallo zusammen,
Anfangs November wollten wir im Engadin die goldenen Lärchenwälder anschauen. Doch die Wetterprognosen für die Deutschschweiz meldete "Schnee bis in die Niederungen". Als Schönwetteralternative bot sich daher das Aletschgebiet an. Darum packten wir am Freitag unsere sieben Sachen und standen um 11 Uhr abmarschbereit in Blatten. Von der Busstation aus folgten wir dem Strässchen bergauf und wechselten in einer Linkskurve auf den Fusspfad, überquerten den Bach "Bruchi" und wanderten den Hang des Blattnerschliecht hinauf. Der Weg schlängelte sich unter hohen Tannen, vorbei an grossen, moosbewachsenen Felsen und führte nach dem höchsten Punkt wieder hinunter in die Massaschlucht. Dort stiessen wir auf die Strasse, die zum Stausee Gibidum führte. Als Alternative wäre es zwar möglich, der Strasse entlang von Blatten bis zum Staudamm zu wandern, doch durch den Wald ist definitiv schöner. Beim Parkplatz unterhalb der Staumauer entschieden wir uns für den direkten Aufstieg zur Riederfurka. Eine sicher lohnende, doch zeitaufwändigere Alternative wäre der Weg hoch über der Massaschlucht nach Riet-Mörel mit anschliessendem Aufstieg zur Riederalp - Riederfurka.
Der kürzere Weg belohnte uns jedoch wiederholt mit schönen Ausblicken auf den Stausee Gibidum und die dahinterliegenden Berge.
Schon wenig später trafen wir auf die ersten verfärbten Lärchen. Bei Punkt 1761 (Rotbrüch) machten wir unsere Mittagspause. Von hier hat man freie Sicht ins weit entfernte Mattertal und seinem Wahrzeichen, dem Matterhorn.
Weiter ansteigend erreichten wir den Aletschwald und somit die leuchtenden Lärchen. Über allem thronte vorne das Gross Fusshorn, dahinter das Geisshorn und ganz hinten noch das Wannenhorn.
Bald erreichten wir die Riederfurka, wo wir uns im Restaurant einen Kaffee und Zwetschgenkuchen mit Sahne genehmigten. Von hier aus waren es nur noch ein paar Schritte bis zur Villa Cassel, dem Pro Natura Zentrum Aletsch. Wir deponierten unser Gepäck im Zimmer und machten uns voller Tatendrang an die Besteigung des Riederhorns. Wir folgten zuerst ein Stück weit dem Wanderweg "Auf den Spuren von Sir Ernest Cassel und seinen Gästen" und stiegen dann den Weg hinauf zum Gipfel.
Vom Riederhorn aus sahen wir endlich den Aletschgletscher (linkes Bild). Etwas links davon blickten wir ins Goms (rechtes Bild).
Wir wanderten auf dem Grat des Riederhorns für eine kurze Strecke in Richtung Süden und blickten dort ins Rhônetal hinunter und nochmals auf die Berge um den Simplon und das Mattertal.
Auf gleichem Weg zurück erreichten wir die Villa noch früh genug, um uns die informative Dauerausstellung zum UNESCO Welterbe in Ruhe anzusehen und erst noch im daneben gelegenen Salon einen Tee zu genehmigen. Der krönende Abschluss des Tages bestand aus einem Walliser Raclette, zubereitet im Esszimmer. Ein super Trick, den Gästen etwas Köstliches zu offerieren und erst noch die Küche zu schonen, denn am folgenden Tag schloss die Villa Cassel für die Zwischensaison ihre Tore.
2.Tag:
Am nächsten Morgen erwartete uns eine klirrende Kälte. Alles war mit Raureif überzogen. Wir packten uns warm ein und folgten von der Riederfurka aus dem Moränenweg. Wie der Name es sagt, verläuft der Weg entlang der Seitenmoräne und gibt immer wieder wunderschöne Blicke auf den Gletscher frei.
Dabei konnten wir sehen, wie es auch unten auf dem Gletscher immer mehr Tag wurde. Auf diesem wirklich wunderschönem Weg trafen wir zu unserer grossen Überraschung keine anderen Wandersleute, dafür gleich neben dem Weg ganze Rudel von Gämsen und Hirschen. Die Krönung jedoch war ein Auerhahn, der gut von blossem Auge erkennbar, lautstark in seinen Balztanz vertieft war.
Auf der Aussichtsterrasse bei Punkt 2227 (Alte Staffel) packte uns ein starker, eisiger Wind. Statt Pause zu machen, und die Traumsicht zu geniessen zogen wir noch ein paar Lagen Kleider an und machten uns auf den Weg der Krete entlang. Hier begegneten wir den ersten Leute, die mit der frühsten Seilbahn von der Riederalp auf die Moosfluh gefahren waren.
Weiter ging es auf dem Gletscherweg bis unterhalb Punkt 2290, wo wir den Weg verliessen. Stetig steigend, dieses Mal auf der Sonnenseite, erreichten wir Hohbalm, einen weiteren schönen Aussichtspunkt. Von dort wanderten wir, stets begleitet von dem eisigen Wind, zur Bergstation Bettmergrat hinauf. Das dortige Restaurant - wie die Bergstation ein architektonischer Schandfleck - bot einen überwältigenden, wind- und wettergeschützten Rundblick auf die imposante Bergwelt.
Der Aufstieg zum Bettmerhorn ist weiss-blau-weiss markiert. Dennoch erschien dieser Weg - zumindest bis zum Gipfel selbst - für schwindelfreie Personen relativ einfach begehbar, denn er ist durchwegs mit Seilen und Stufen sehr gut abgesichert. Die Aussicht von da oben war einfach umwerfend...
Ursprünglich wollten wir, dem Grat folgend, bis zum Eggishorn weiterwandern. Doch aufgrund der bereits fortgeschrittenen Zeit kehrten wir wieder nach Hohbalm zurück und wanderten von dort hinunter zur Fiescheralp. Der Tag verabschiedete sich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang: Von der Terrasse des Hotels Chüeboden aus sahen wir die Bergketten auf der Ostseite des Goms im letzten Abendlicht.
Das Massenlager im Hotel hatten wir für uns ganz alleine, denn auch hier begann am nächsten Tag die Zwischensaison.
3.Tag:
Der Morgen begann schon mit einem warnenden Glühen. Und wirklich: kurz darauf versank alles in einem nebulösen Einheitsgrau. Die Wolken der Alpennordseite begannen sich auch im Oberwallis breit zu machen. Doch wir liessen's uns nicht vermiesen und wanderten von der Fiescheralp auf einem breiten Kiesweg. Hier kamen wir sehr rasch voran.
Nach dem Weiler Salzgäb, stiegen wir auf einen kleinen Hügel hoch und hatten zum ersten Mal eine gute Sicht auf den Fieschergletscher. Wir folgten dem Strässchen weiter über "Oberes Täli" zum Punkt 2335, wo wir unterhalb des Tälligrats statt wie erwartet auf einen Tunnel, auf ein geschlossenes Tor stiessen. Entgegen unseren Befürchtungen / Ängsten war das Tor aber offen und wir folgten der Fahrspur (Taschenlampe ist empfehlenswert) durch Pfützen bis ans andere Ende, wo wir durch das Fenster im Tor wieder ins Freie gelangten.
Auch hier war das Wetter zuerst genau so trüb. Erst nachdem wir an der bereits geschlossenen Gletscherstube vorbeigekommen waren, besserte sich das Wetter allmählich. Wir wanderten weiter der Flanke des Strahlhorns entlang vorbei am Märjelesee zur Aussichtsplattform "Plattli".
Vom Plattli aus wurden die Dimensionen des Aletschgletschers nochmals in ganz anderer Weise erfahrbar. Leider war der Weg hinunter zum Gletscherrand so stark vereist, dass es uns nicht möglich war ihn zu benutzen. Darum kehrten wir wieder auf dem gleichen Weg zur Gletscherstube zurück.
Von der Gletscherstube aus wanderten wir über den Staudamm des Vordersees und wählten den Weg hinauf zum Tälligrat. Schon während des Aufstiegs konnten wir auf die Ebene blicken, die früher vom Märjelesee völlig bedeckt wurde. Übrig geblieben sind heute nur noch wenige klägliche "Pfützen".
Bei Punkt 2610 machten wir bei Sonnenschein(!) unsere Mittagspause. Unser Blick schweifte entlang des Tälligrats über den Fieschergletscher zum Finsteraarhorn (Bild links) und den Konkordiaplatz zu Mönch und Jungfrau (Bild rechts).
Der Höhenlinie folgend marschierten wir gemütlich vom Tälligrat bis zum Punkt 2625 unterhalb des Eggishorns. Der steile Aufstieg führte uns bis zur Bergstation der Seilbahn. Zurück sahen wir nochmals den Fieschergletscher (Bild links), auf der anderen Seite der Bergstation erblickten wir das Aletschhorn mit dem Mittelaletschgletscher. Doch bevor wir ins Restaurant einkehren wollten, machten wir uns auf den Schlussaufstieg hinauf zum Eggishorn.
Beim Gipfelkreuz sahen wir zum ersten Mal gleichzeitig auf den Aletsch- und den Fieschergletscher. Doch eigentlich wollten wir noch mehr sehen! Wir stiegen über die Felsblöcke ein Stück weit auf die andere Seite des Eggishorns.
und wurden mit diesem grandiosen Ausblick belohnt...
Nach einem kurzen Halt im Restaurant gondelten wir glücklich und zufrieden via Fiescheralp hinunter nach Fiesch und mit dem Zug via Brig nach Hause.
Karte: Aletschgebiet, 1:25'000, SwissTopo Nr. 2516
Viel Spass beim Nachwandern!
Griessli
Thomas & Christine