03.11.07 Verzascatal (hammerhai) |
Goldige Herbsttage südlich der Alpen
Hallo zusammen,
Auf der Alpennordseite liegt bereits der erste Schnee, doch im südlichen Tessin soll es immer noch schneefreie Gipfel und leuchtende Herbstfarben haben. Erwartungsvoll starteten wir unsere 3-tägige Wanderung in San Antonio im Verzascatal und wurden nicht enttäuscht!!
San Antonio liegt am östlichen Ufer des Verzascastausees (Lago di Vogorno). Schon nach einem kurzen Fussmarsch erreichten wir am oberen Dorfrand die älteren Tessinerhäuser des Dorfs von wo wir auch einen herrlichen Blick auf den Stausee hatten.
In den Gärten strahlten die herbstfarbenen Reben in leuchtendem Kontrast zum blauen Himmel.
Bei den letzten Häusern zweigt ein schmal Fussweg von der asphaltierten Strasse ab und schlängelt entlang eines Bächleins durch den gelben Kastanienhain.
Bei der kleinen Kapelle folgen wir dem Wegweiser zur Alp Odro, unserem heutigen Tagesziel. Mit zunehmender Höhe wurden die Kastanien immer mehr von Birken und Buchen abgelöst. Bei der Alp Stavello finden wir eine schöne Sitzbank wo wir unsere gemütliche Mittagsrast machten.
Stetig steigend wandern wir weiter durch den immer lichter werdenden Wald bis zum Weiler Alp Odro hinauf, welcher das ganze Jahr über bewohnt ist. Dort wurden wir herzlich von Marlies und Lupo empfangen.
Die Aussicht von der Sonnenterrasse ist grandios! Im Hintergrund spiegelte sich die Sonne im Wasser des Lago Maggiore.
Nach einer kurzen Kaffeepause lassen wir unser Gepäck im Massenlager und stiegen mit leichtem Gepäck (Photoapparat) noch ein paar Höhenmeter weiter, hinauf zum oberen Teil des Weilers. Von hier hatten wir einen schönen Blick auf die Hauptgebäude
und ins Tal hinunter.
Mit den letzten Sonnenstrahlen wandern wir von der Aussichtsterrasse wieder zurück zu den oberen Häusern, wo sich unter anderem
ein einem der alten, renovierten Tessinerhäuser das kleine aber feine Museo di Val Verzasca befindet. Es zeigt auf eindrückliche Weise, wie Menschen vor noch gar nicht so langer Zeit hier lebten.
Mit den allerletzten Licht kamen wir zurück zum Massenlager und genossen den sich verabschiedenden Tag auf der Aussichtsterrasse, bevor uns das Nachtessen serviert wurde.
Trotz des schönen Wetters waren wir die einzigen Gäste im Massenlager. Doch auch wenn wir mehr gewesen wären: Die Matrazen sind so schön breit, dass es auch sonst kein Gedränge gegeben hätte.
2.Tag:
Am nächsten Morgen weckten uns das Kikeriki des Hofhahns und wunderschöner Morgen erwartete uns.
Nach dem Frühstück machen uns den Weg zur Alpe Bardughe. Der Weg führte entlang der Flanke des Pizzo di Vogorno mehrheitlich offenes Gelände hindurch. Von der Alpe Bardughe nahmen wir den Aufstieg zum Pizzo di Vogorno in Angriff. Hier wechselte die Markierung auf weiss-blau-weiss.
Der Weg wurde hier auch steiler und war teilweise etwas ausgesetzt. Nach einer Weile sahen wir weit unter uns die Alpe Bardughe liegen und in der Ferne erblickten wir bisher versteckte Hügelzüge.
und wenig später einen zunehmend grösseren Teil des Laggo Maggiores. Zudem erkannte Thomas den Hügelzug links im Hintergrund, denn er war zusammen mit den FF bereits auf einigen dieser Gipfel.
Der Weg schlängelte sich in zahlreichen Kehren immer weiter nach oben. Bei Punkt 1891 stiessen wir auf eine kleine Aussichtsterrasse und erblickten die schneebedeckten Flächen der Walliser Alpen.
Nach weiteren 300 Höhenmetern erreichten wir den Sattel unterhalb des Pizzo di Vogorno, wo wir eine kurze Rast einlegten. Von hier erblickten wir den im Schatten des Pizzo di Vogorno liegenden Kessel "Alpe Rognoi", durch welchen unser Abstieg und führen sollte.
Vom Sattel aus waren es nur noch 160 Höhenmeter bis zum Gipfelkreuz. Voller Vorfreude nahmen wir diesen letzten Teil des Aufsstiegs in Angriff. Doch bald zeigte es sich, dass der wiederholt geschmolzene und über Nacht wieder gefrorene Schnee den Weg derart rutschig gemacht hatten, dass wir es nicht verantworten konnten, weiterzugehen, obwohl der Gipfel quasi vor unserer Nase lag. Also setzten wir uns nochmals hin und freuten uns an der prächtigen Aussicht: Nach Süden der Lago Maggiore und vereinzelte Gipfel des Maggiatals und des Valle Orsenone und
nach Norden die hohen östlichen Gipfel des Verzascatals, die die Grenze zur Leventina bilden.
Auf dem Rückweg verliessen wir kurz den Wanderweg und stiegen auf den Grat hinauf und blickten im Nordwesten direkt in ein Seitental des Verzascatals, das Val d'Osura.
Wieder auf dem Wanderweg zurück warfen wir einen Blick auf den Pizzo di Vogorno und machten uns dann definitiv auf dem gleichen Weg an den Abstieg.
Die im Zenit stehende Mittagssonne glitzerte auf den 3 Seen: dem Lago di Vogorno, dem Lago Maggiore und den Lago Dellio, ein kleiner Stausee auf der italienischen Seite.
Als wir wieder zurück auf der Alpe Bardughe waren, und nochmals hinauf zum Gipfel blickten, sahen wir dass inzwischen der ganze Schnee weggeschmolzen war. Wir waren offensichtlich einfach zu früh unterwegs gewesen, um den Gipfel gefahrlos zu besteigen.
Von hier sind es nochmals 1100 Höhenmeter bis zum Stausee hinunter. Um uns diese zu ersparen, gondelten wir mittels einer abenteuerlichen "Seilbahn" ins Tal runter.
Währenddem oben noch der helle, warme Tag herrschte, war dies unten im Tal bereits einer kühlen Abendstimmung gewichen. In San Bartholomeo, der Talstation der Seilbahn angekommen, erfuhren wir vom Busfahrplan, dass wir zwei Stunden auf den nächsten Bus warten müssten. Deshalb beschlossen wir den Wanderweg nach Lavertezzo zu nehmen.
Diesen Entschluss bereuten wir keineswegs, denn der Weg war hübsch. Der erste Teil führte uns oberhalb der Haupstrasse durch einen Kastanienwald mit kleinen Wasserfällen, der immer wieder Blicke auf die gegenüberliegende Talseite mit dem Dorf Corippo freigab.
Bei Ponte di Corippo wechselten wir auf die andere Talseite und wanderten nun direkt der Verzasca entlang. Dies nahm sehr viel Zeit in Anspruch, denn die ausgewaschenen Felsen luden immer wieder zum Staunen und Verweilen ein.
Mit dem letzten Licht des Tages erreichten wir Lavertezzo, wechselten wieder die Talseite, dieses Mal über die geschwungene Ponte dei Salti und checkten im Hotel ein.
3.Tag
Auch der nächste Morgen war wunderprächtig. Kurz nach 10 Uhr erreichte die Sonne endlich den Talboden, so dass wir die Brücke bei Sonnenlicht fotografieren konnten. Von hier folgten wir dem "Künstlerweg" entlang der Verzasca bis nach Brione.
Dieser Weg war mehrheitlich sehr gut ausgebaut und einfach zu gehen. Für Abwechslung sorgten die vielen Naturschönheiten am Wegrand. Dank dem glasklaren Wasser sahen wir, noch bevor wir überhaupt die Ponte dei Salti überquerten die faszinierenden, ausgewaschenen Felsen auf dem Grund der Verzasca. Hier ist auch einer der bekannten Tauchplätze des Verzascatals.
Es machte total Spass, die eigenwillige Form der Ponte dei Salti, die im Volksmund auch "Römerbrücke" genannt wird, zu fotografieren.
Anschliessend an die Brücke wanderten wir zunächst durch dichten herbstfarbenen Buchenwald, aus dem wir immer wieder
frei Sicht ins Val Carecchio und auf den Pizzo di Vogorno sowie die weitere Gipfel bekamen.
Wie der Name "Künstlerweg" ahnen lässt, stossen wir unterwegs nicht nur auf Naturschönheiten (links), sondern auch auf Kunstobjekte von Menschenhand.
Bald erreichten wir das kleine Dorf "Ganne", wo wir wegen der schon fortgeschrittenen Zeit die Wanderung abbrachen
und in der Nähe der Bushaltestelle ins Bachbett der Verzasca hinunterstiegen.
Mit dem Bus fuhren wir dann voller schöner Eindrücke wir nach Locarno, wo wir gleich den Zug nach Basel erwischten.
Viel Spass beim Nachwandern! Grüssli
Thomas & Christine
Karte: Swisstopo Nr.276, Val Verzasca, 1:50'000