31.08.07 - 02.09.07 Trift (hammerhai) |
Über DIE Hängebrücke zur Trifthütte
Hallo zusammen,
Wieder stand ein Wochenende mit wunderschönem Wetter an, obwohl es bereits Oktober war. Wir wollten endlich unseren Plan, auch über die längste/höchste Hängebrücke Europas zu laufen verwirklichen. Und so fuhren wir mit dem Zug via Bern, Interlaken, Meiringen nach Innertkirchen, wo wir ins Postauto zum Sustenpass umstiegen. Wir spielten mit dem Gedanken bei der Talstation der Triftbahn auszusteigen und hochzufahren. Als wir aber die viele Leute bie der Talstation sahen, und wussten dass nur alle 10 Minuten 6 Personen hochgondeln konnten, fuhren wir weiter bis zur Haltestelle "Furen" um auf dem Wanderweg zur Bergsation hochzulaufen. Die Temperaturen waren zu Beginn noch morgendlich frisch, doch der Weg führte bald einmal steil an, so dass wir bereits gehörig warm bekamen. Unsere Anstrengungen wurden belohnt mit wunderschönen Aussichten auf die Gegenseite, die "Gadmerflue"
und ins Tal hinunter Richung Innertkirchen / Meiringen, sowie ins Reichenbachtal mit der "grossen Scheidegg" im Hintergrund.
Der Weg führte zuerst über Weidelland und durch Tannenwald entlang der Flanke des "Sunnighorns" bis wir die Alp "Im Hori" erreichten. Von dort war es nur noch ein kurzes Wegstück bis zur Bergstation, die wir schon von weitem sahen. Insgesamt war der Weg sehr gut markiert, auch gut zu gehen, jedoch gab es vereinzelt Stellen, bei denen eine gewisse Trittsicherheit notwendig war.
Von der Bergstation aus sind es nochmals eine gute Stunde bis zur berühmten Hängebrücke. Dank der kleinen Kapazität der Bergbahn hielt es sich - trotz des wunderschönen Wetters - mit den Menschenmassen in gut annehmbaren Grenzen. Kurz bevor wir die Hängebrücke erreichten, hatten wir von einem Felsvorsprung aus einen schönen Blick hinab in das gletschergeschliffene Tal des "Triftwassers"
und hinauf Richtung Triftgletscher, mit der spektakulär angelegten Hängebrücke, dem "Vordere Tierbärgli" links - und dem "Triftstöckli" rechts des Gletschers.
Beim Felsvorsprung oberhalb der Brücke schauten wir den Leuten zu, wie sie unter Nervenkitzel erst zögernd und dann nach einem inneren Ruck entschlossen die Brücke querten. Von hier aus überblickten wir den See, den Gletscher sowie den Aufstiegsweg zur Trifthütte, den wir für den nächsten Tag geplant hatten.
Der letzte, kurze Aufstieg zur Windegghütte stellte sich noch als "kleine" Herausforderung heraus. Der Weg führte entlang eines Spalts durch ein Felsband und war mit Ketten gesichert, an denen wir uns hochziehen konnten. Wir konnten gerade noch die letzten Sonnenstrahlen auf der gemütlichen Terrasse geniessen, bevor die Hütte vom Schatten des "Mährenhorns" eingeholt wurde.
Da uns mit dem Schatten auch die Kälte wieder einholte, vorzogen wir uns in das gemütliche Innere der Windegghütte und sahen zu, wie die abendliche Sonne das gegenüberliegende "Vordere Tierbärgli" in rötliches Licht tauchte.
Nach dem Nachtessen gingen wir nochmals hinaus und sahen, wie sich das Licht der letzten Sonnenstrahlen in den Nebelbänken über dem Tal verfingen und es langsam Nacht wurde.
In der Hütte schauten wir uns vor dem ins Bett gehen die Fotoalben an, die den Rückzug des Triftgletschers dokumentierten. Erst der starke Schwund des Gletschers führte dazu, das im Jahre 2004 die Hängebrücke über das Triftwasser gebaut werden musste.
2.Tag:
Am Morgen empfahl uns der Hüttenwart nicht direkt zur Trifthütte hochzusteigen, weil der Weg am Schattenhang stellenweise vereist sein würde. Darum folgten wir ein Stück dem Weg zum "Furtwangsattel" hinauf, der Sonne entgegen, bis wir einen kleinen Hügel erreichten, wo der Weg abwärts ins "Trifttälli" führte. Wie beobachteten, wie die ersten Sonnenstrahlen, die "Winterberge" überquerten und die Westseite des Tals ereichten.
Wieder zurück bei der Hütte wärmten wir uns zuerst bei einem Kaffee auf, bevor wir auf dem alternativen und einfacheren Wanderweg hinunter zur Triftbrücke stiegen. Auf dem Weg hinunter sahen wir die Bergstation der Triftbahn und Teile unseres gestrigen Aufstiegs zur Windegghütte.
Nun stand uns die Überquerung der Triftbrücke bevor!! Es zeigte sich, dass der Abstieg zur Brücke - trotz Ketten - wesentlich "nervenkitzliger" war, als die Brücke selbst.
Die freie Sicht von der Brücke aus in Richtung Triftgletscher, in Richtung Schlucht und durch die Holzbretter hinunter in das schäumende Triftwasser war einfach toll!!
Ab hier beginnt der alpine, ziemlich anspruchsvolle Weg zur Triffthütte. Entgegen den Angaben der Karte von 2004 führt heute der Weg an der Westflanke des "Vorderen Tierbärglis" entlang. Schon nach einem kurzen Aufstieg hat man einen schönen Überblick auf die gegenüberliegende Seite mit der Windegghütte. Der Gipfel rechts ist das "Mährenhorn", links davon das "Trifttäli" mit dem "Furtwangsattel", und noch weiter links sahen wir das "Steinhüsihorn", das"Gwächtenhorn" und über dem Triftgletscher das "Triftstöckli".
Der Weg führte recht steil bergan, durch bereits herbstlich verfärbte Wiesen mit niedrigen Sträuchern, die in wundervollem Farbenkontrast zum leuchtend blauen Himmel und den schneebedeckten Bergspitzen standen.
Nach dem relativ anstrengenden Aufstieg erreichten wir ein weites Plateau, das "Tierberglägerli", voll mit rot-farbigen Heidelbeersträuchern. Der richtige Platz für eine Pause mit einfach umwerfendem Ausblick!
Vom "Tierberglägerli" aus wanderten wir auf auf gleicher Höhe in das Seitental "Zwischen Tierbärgli" hinein, überquerten zwei Bäche ohne Brücken, wo wir auf der anderen Talseite die Nordflanke des "Tellistocks" erreichten. Dort stiessen wir auf vorhergesagten vereisten Stellen des Triftwegs. Wir waren froh, dass es bereits 15.00 Uhr war und dank des sonnigen Tags das Eis auch auf der Nordflanke zu schmelzen begonnen hatte.
Hier stiessen wir auch auf den alten Triftweg. Ihm folgten wir stetig ansteigend entlang der Westflanke des "Tellistocks" und unter uns sahen wir die Eismassen des Triftgletschers.
Kurz vor der Hütte teilt sich der Wanderweg in einen einfacheren und einen anspruchsvolleren Schlussaufstieg. Wir entschieden uns für den schwierigeren Weg, der jetzt, da das Eis und der Schnee weggeschmolzen waren, gut zu bewältigen war. Wie man auf dem Foto sieht, sind Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Felskletterei nötig, um dieses Wegstück zu überwinden.
Endlich standen wir vor der, noch in der letzten Phase des Umbaus befindlichen Hütte. Herzlich wurden wir von der Hüttenwartin empfangen. Wir übernachteten in einem bereits renovierten Zimmer mit nur 4 Betten, welches eine Traumaussicht auf den "Untere Triftchessel" und die umliegenden Gipfel, z.B. den "Wysse Nollen" (Bild rechts).
Nach dem Zimmerbezug setzten wir uns auf das Sitzbänkli vor dem Haus, blickten ins Tal und auf die umliegenden Berge und liessen uns von den letzten Sonnenstrahlen aufwärmen.
3.Tag:
Am Morgen sahen wir uns wieder mit dem gleichen Problem wie gestern konfrontiert: dem vereisten Wanderweg. Darum nahmen wir es am Morgen sehr gemütlich, frühstückten ausgiebig und brachen erst nach 10 Uhr auf. Die Morgensonne zeigte uns die wirklichen Ausmasse des Nährgebiets des Triftgletschers, umrundet von "Wysse Nollen", "Limistock" und "Tieralplistock" (Süden)
sowie im Westen "Diechterhorn", "Gwächtenhorn", "Chilchlistock" und "Steinhüsihorn" (von links nach rechts), sowie der schwarze Gipfel im Vordergrund: das "Triftstöckli" und die x Gletscher dazwischen und drumrum.
Um noch etwas mehr Zeit verstreichen zu lassen und um den Triftgletscher aus der Nähe bewundern zu können, stiegen wir von der Hütte zum Gletschervorfeld hinunter.
Am Rand des Gletscher stehend konnten wir es nicht lassen und mussten auch ohne Steigeisen etc. wenigstens ein paar Schritte auf dem Eis machen...
Vom Gletscherrand aus stiegen wir nochmals auf einen kleinen Hügel hinauf, wo wir einen letzten, spektakulären Blick nach Süden auf das Eismeer,
nach Osten zurück zur Trifthütte und "Maasplanggstock" und die Tierberge,
sowie nach Norden zum Triftsee mit dem Triftwasser hinunter.
Obwohl es bereits gegen Mittag ging, war der Weg noch immer recht stark vereist und dadurch ziemlich "unangenehm". Doch wir legten genügend Pausen ein, entdeckten dadurch Neues, z.B. den Wasserfall (Bild unten), den wir auf dem Aufweg verpasst hatten und kamen so wohlbehalten zur "Tierberglägerli" zurück.
Während des letzten Stücks des Abstiegs zur Hängebrücke wurde deutlich, wie exponiert die Brücke zwischen den beiden Brückenköpfen links und rechts des Triftwassertals liegt.
Nach dem doch anspruchsvollen Abstieg wussten wir solchen Luxus, wie eine echte Brücke über einen Wildbach wirklich zu schätzen!
Über eine letzte Leiter erreichten wir die Triftbrücke.
Kaum hatten wir die Brücke überquert, zogen Schleierwolken vor die wärmende Sonne. Zusammen mit vielen anderen Wanderer und Wandererinnen sausten wir ins Tal runter und standen deshalb Ewigkeiten an der Bergstation der Triftbahn. Doch wir hatten Glück: Gerade als wir aus der Gondel stiegen, sahen wir das letzte Postauto vorfahren! Ausser Atem und überglücklich sanken wir in die Sitze.
Allen WandererInnen können wir den Weg zur Brücke sowie zur Windegghütte empfehlen. Diejenigen, die trittsicher und schwindelfrei sind werden Freude am Aufstieg zur Trifthütte mit all ihren tollen Ausblicken haben.
Wanderkarten: swisstopo 1:50'000, Nr.255, Sustenpass
Schwierigkeit: bis oberhalb der Hängebrücke T2/T3, Abstieg zur Hängebrücke u. Überquerung T4, Aufstieg zur Triffthütte T5
Grüssli und viel Spass beim Nachwandern!
Christine und Thomas