07.08.08 - 09.08.08 Dents du Midi (hammerhai) |
Vielbegangener 3000er im Unterwallis
Hallo zusammen,
Wir fuhren mit dem Zug von Basel über Lausanne nach Aigle, von wo wir wegen Gleisarbeiten mit dem Bus nach Champéry weiterreisen mussten. Wir stiegen bei der Endstation der Buslinie aus und folgten der Hauptstrasse zum Zeltplatz "Grand Paradise". Dabei überquerten wir ein paar Mal die "La Vièze", den Fluss, welcher zuhinterst im Valle d'Illiez seine Quelle hat.
Die Strasse endete beim Zeltplatz, wo wir auch auf zahlreiche Wegweiser trafen. Um zum Berggasthaus Bonavau hinaufzusteigen, marschierten wir auf dem Forstweg hinter dem Zeltplatz in Richtung Wald hinauf. Die Gipfel über uns waren, entgegen den Wetterprognosen, von dichten Wolken verhangen.
Dafür gab es neben den Wegen viel zu sehen. Der Weg über "Les Clous" wechselte zwischen Forstweg und etwas steileren Abschnitten auf Pfadspuren ab. So wanderten wir Höhenmeter für Höhenmeter durch den Wald hinauf.
Von der Forststrasse aus hatten wir immer wieder schöne Ausblicke auf Champéry hinunter.
Am Ende der Forststrasse ging es nur noch auf dem Wanderweg weiter. Bald verliessen wir den Wald und blickten in ein kleines Seitental. Entlang der Alpwiesen wanderten wir auf fast ebenem Weg zum Berggasthaus Bovanau .
Die Kaffepause fiel kurz aus, denn wir wussten nicht, ob sich die Wolken wie versprochen lichteten, oder ob wir doch noch mit Gewitter rechnen mussten. Wir liefen also weiter auf dem ebenen Weg zu den steilen Felswänden am Ende des Tals. Leicht ansteigend ging es weiter durch die Flanke, bis wir unterhalb der Felsbänder standen.
Hier begann der Schlussaufstieg zum Pas d'Encel. Über in den Fels eingeschlagenen Stufen und Stahlstiften sowie mit Hilfe von diversen Eisenketten überwanden wir das Felsband.
Nachdem wir eine letzte Felsnase umrundet hatten, standen wir auf dem Pass und bestaunten die Enge Schlucht der "La Saufla", die sich an dessen Ende ins Tal hinunterstürzt. Der Weg führte zum Schluchtboden und auf der andern Seite wieder hinauf.
Hier trafen wir auf ein Betongebäude, auf dessen Dach wir ein trockenes Plätzchen für eine weitere Pause fanden. Wir konnten den Wanderweg und die Schlucht beim Pas d'Encel überblicken.
Auch den weiterführenden Wanderweg hatten wir vor Augen. Wir verliessen das Tal, leicht ansteigend und auf gut ausgebautem Wanderweg über die linke Flanke.
Plötzlich standen wir in der Mitte einer grossen Hochebene, der Alp Susanfe. Die Gipfel rund um uns bildeten einen Kessel, der die Alp Susanfe eingrenzte. Leider waren sie alle hinter einer dicken Wolkenschicht versteckt.
Zum Glück hatten wir nur noch ca. 1km leicht ansteigenden Weg zur Cabanne de Susanfe , unserem Nachtquartier vor uns. Wir spürten schon die ersten Regentropfen auf unserer Haut. Deshalb marschierten wir zügig weiter und erreichten noch vor dem Regen die Hütte.
Nach Regen folgt bekanntlich wieder Sonnenschein, und so konnten wir von der Terrasse der Hütte aus das Schauspiel eines Doppelregenbogens bestaunen.
Nach dem feinen Nachtessen in der, obwohl Freitagabend, fast vollen Hütte machten wir bald Bekanntschaft mit unseren Kopfkissen und schliefen friedlich ein.
2. Tag:
Als wir am anderen Morgen erwachten, war es draussen bitterkalt und die Gipfel steckten immer noch in den Wolken. Nach dem Frühstück sahen wir aber bereits vereinzelt blauen Himmel über uns und so marschierten wir los, in Richtung Col de Susanfe. Während wir leicht ansteigend zum Ende des Hochtals marschierten, riss die Wolkendecke plötzlich auf, und wir sahen vor uns einen frisch verschneiten Gipfel der Dents du Midi, die "Haute Cîme".
Der Weg zum Pass ist gut markiert und ohne Schwierigkeiten zu laufen. Unterwegs trafen wir immer wieder auf vom Wasser ausgewaschene und geformte Felsformationen.
Am Ende des Tals begann ein kurzer, aber steiler Aufstieg zum Col de Susanfe. Während wir zum Pass aufstiegen, sahen wir auch den mächtigen Mont Ruan südlich von uns in den Himmel ragen.
Auf dem Pass angekommen, wähnten wir uns in einer anderen Welt. Wir hatten das Gefühl mitten in einer öden Vulkanlandschaft zu stehen.
Trotz des heftig blasenden kalten Windes nahmen wir uns Zeit die Aussicht zu geniessen. Im Osten blickten wir in das Val de Salanfe mit dem Stausee Lac de Salanfe und den umliegenden Gipfeln.
Vom Pass stiegen wir zuerst ein Stück der Krete entlang hoch,
um dann in einem weiten Bogen durch die Westflanke
wieder auf die Fortsetzung der Krete zu stossen. Auf dieser wanderten wir zum Col des Paresseux hoch. Wegmarkierungen hatte es keine, aber die Pfadspuren waren sehr deutlich zu erkennen. Wir waren überrascht über die vielen Leute, die ebenfalls zum Gipfel hoch wollten. Staus gab es zwar keine, aber es herrschte reger Wanderverkehr.
Die nächste Pause machten wir auf dem Col des Paresseux. Die Aussicht in das Val de Susanfe, durch das wir am Vortag und am Morgen gewandert waren, war einfach fantastisch! Es hatte nur noch vereinzelte Nebelschwaden, welche die Sicht auf das Hochtal, Tour Salliere, Mont Ruan und die Gipfel der Dents Blanches (im Bild von links nach rechts) nicht mehr verdecken konnten.
Beim Blick nach Süden sahen wir den höchsten Europäer, den Montblanc (ganz rechts im Bild) und weitere bekannte und unbekannte Walliser Eisgipfel.
Vom Pass aus konnten wir die letzten Höhenmeter der Aufstiegsroute zum Gipfel beobachten. Ich hatte schon während des Aufstiegs mit Knieschmerzen zu kämpfen und als wir die Massen sahen, die da hinauf/hinunter marschierten und dabei immer wieder Felsbrocken zum Abstürzen brachten, entschieden wir uns hier eine Pause zu machen und dann umzukehren.
Dies war gar keine schlechte Idee, denn es kamen während unseres Abstiegs bereits wieder dichtere Nebelschaden auf, die uns auch die Sicht auf den Lac de Salanfe nahmen.
Wieder beim Pass zurück, suchten wir uns einen windgeschützten Platz für eine ausgiebige Pause und genossen den Ausblick. Anschliessend wanderten wir durch die Vulkanlandschaft auf Pfadspuren hinunter zu einem Felsband,
das wir auf dem gut markierten Weg mit Hilfe von Ketten und Händen runterkletterten. Dieser Abschnitt ist recht Steinschlag-gefährdet. Da der Weg fast vertikal verläuft, ist es möglich, dass man Steine "abkriegt", die von nachfolgenden Wanderern losgetreten werden.
Am Ende der Steilstufe konnten wir das Tal gut überblicken. Wir schauten auf die Schwemmebenen des Glacier Noir, der in der Ostflanke des Tour Sallier seine Heimat hat und auf den Stausee mit der Auberge de Salanfe bei der Staumauer, dem Etappenziel unseres zweiten Wandertages. Der Wanderweg führte nun entlang der Flanke (links im Bild), stetig absteigend zum See hinunter.
Wir gingen ca. 600m auf diesem Weg weiter, bis wir einen für uns günstigen, aber weglosen Abstieg zur Schwemmebene fanden. Während wir durch den steilen Grashang hinuntermarschierten, konnten wir einen mächtigen Steinbock beobachten.
Unten angekommen, überquerten wir die erste Schwemmebene und wanderten auf der anderen Seite auf eine Anhöhe (Pt. 2037) hinauf. Beim Blick zurück sahen wir den Col de Susanfe (Sattel links im Bild), das Felsband und die weglose Route durch den Grashang, sowie die Gipfel der Dents du Midi (im rechten Bildteil).
Unter uns sahen wir in der recht grossen Schwemmebene Kühe weiden.
In leichtem Auf und Ab, manchmal auf einem Weidepfad meistens aber weglos, liefen wir über eine Alpweide zur zweiten Schwemmebene. Eigentlich wollten wir auch noch die zweite Schwemmebene durchqueren, um an das Ostufers des Sees zu gelangen. Aber diesmal machte uns das Knie von Christine, welches sie kurz vorher an einem Steinblock angeschlagen hatte, einen Strich durch die Rechnung. Die Schmerzen wurden einfach zu stark, und so wanderten wir immer noch weglos zu einem Gebäude am Westufer des Sees. Hier stiessen wir auf einen Spazierweg der bis zur Herberge führte. Gemütlichen Schrittes erreichten wir am späten Nachmittag die Unterkunft. Wir fanden auf der gutbesetzten Terrasse ein sonniges Plätzchen und gönnten unseren Knochen die verdiente Ruhe. Nach dem Nachtessen liessen wir uns auch den stimmungsvollen Sonnenuntergang nicht entgehen.
3.Tag:
Perfektes Wanderwetter begrüsste uns am nächsten Morgen. Die Frühaufsteher erlebten einen fantastischen Sonnenaufgang. Vor uns lag die Tour Salliere (links im Bild) fast vollständig in goldiges Licht eingehüllt und die Dents du Midi (rechts im Bild) bei der die Sonnenstrahlen erst die Gipfelspitzen erreichten.
Obwohl wir eigentlich in die andere Richtung weiter mussten, stiegen wir nach dem Frühstück auf die Staumauer hinunter.
Wieder zurück in der Auberge packten wir unseren Rucksack und gewannen hinter dem Gasthaus erst mal ein bisschen an Höhe. Zuerst stiegen wir auf dem Wanderweg durch die Grasflanke (Bild links) bis zur nächsten Wegkreuzung (Pt.2004) hinauf, von wo wir auf den Gasthof hinunterschauen konnten.
Weiter folgten wir dem breiten und stetig steigenden Weg zum Col du Jorat. Unverhofft sahen wir vor uns zwei junge Murmeltiere herumtollen. Als sie uns näher kommen sahen, flüchteten sie in ihren Bau.
Wir liefen auf dem Weg weiter, bis wir etwa auf gleicher Höhe wie der Murmeltierbau waren. Hier verweilten wir für eine Weile reglos und siehe da, die Zwei hatten nicht wirklich Lust lange auf ihren Ausgang zu verzichten. Wir schauten den Beiden sicher 10 Min. zu, wie sie vor uns auf der Wiese und auf dem Wanderweg herumspielten.
Aber wir konnten nicht den ganzen Tag diese putzigen Tierchen beobachten und so marschierten wir eben weiter bergauf.
Je näher wir zum Pass kamen desto mehr Gipfel konnten wir am Horizont des Talausgangs sehen, z.B. das Combin-Massiv, welches wir dann nochmals am Ende der Wanderung wieder zu Gesicht bekamen.
Der Pass, der höchste Punkt dieser Etappe, kam immer näher.
Eine prächtige Aussicht in das Val de Salanfe erwartete uns auf der Passhöhe.
Der Blick auf die andere Seite liess erahnen, dass uns ein langer und steiler Abstieg nach Mex bevorstand.
In langgezogenen Kehren wanderten wir zur nächsten Alp, Le Jorat (Pt. 1653), hinunter. Dabei passierten wir die "Rochers de Gagnerie" mit der "La Vierge", eine schmale Felsnadel, die markant in den Himmel ragte.
Um den Pt.1653 herum wurde das Gelände etwas flacher und unsere schmerzenden Knie konnten etwas Pause machen. Etwa die Hälfte der Höhenmeter hatten wir bis zu diesem Punkt hinter uns gebracht.
Bald aber wurde der Weg wieder steiler. Jetzt marschierten wir teilweise durch den kühlen Wald hinunter. Immer wieder tauchte die "Cîme de l'Est", der östliche Gipfel der "Dents du Midi", zwischen den Baumlücken auf.
Auch den Ort Mex, auf einer kleinen, von dichtem Wald umgebenen Grasterrasse gelegen, konnten wir immer wieder vom Wanderweg aus sehen.
Bei der "Fontaine Froide" (Pt.1402) stiessen wir auf einen Fahrweg. Hier entschieden wir uns, wegen der angeschlagenen Knie, auf dem Strässchen anstatt auf dem steileren Wanderweg weiter zu laufen. Die etwas längere Wegstrecke nahmen wir gerne in Kauf. Bald darauf erreichten wir den Flussübergang bei Pt.1182. Der Bach führte nicht viel Wasser und so verlief die Durchquerung des Bachbeets ohne Probleme.
Mit leicht weichen Knien nahmen wir die letzten 3 Kilometer und 60 Höhenmeter bis nach Mex unter die Füsse. Gemütlich spazierten wir auf dem breiten Forstweg durch den kühlen Wald Richtung Dorf. Von unterwegs sahen wir beim Blick zurück, den Col du Jorat und ein Teil der Abstiegsroute (linke Bildhälfte) und die Rochers de Gagnerie (Bildmitte).
Kurz vor dem Dorf stiessen wir auf eine Sitzbank am Weg. Da wir noch ein bisschen Zeit bis zur Abfahrt des Busses hatten, setzten wir uns und genossen die Aussicht auf den Grand Combin.
Wir fuhren mit dem Bus nach St.Maurice, wo wir in den Zug nach Lausanne stiegen. Spontan entschlossen wir uns in Montreux auszusteigen und vom Seeufer aus die Dents du Midi nochmals anzuschauen.
Obwohl wir nicht auf dem Gipfel gestanden waren und das Wetter am ersten Tag nicht optimal war, hatten wir viel Schönes auf dieser recht anspruchsvollen Wanderung erlebt. Überrascht waren wir von der Masse an WandererInnen, die auf den Gipfel wollten.
Schwierigkeit: 1.Tag: T3+, 2.Tag: T3 (Gipfel T3+, wegloser Teil T4+), 3.Tag: T3. Gute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
Wanderzeiten: 1.Tag: ca. 3.5 Std; 2.Tag: ca. 5 Std; 3.Tag: ca. 3.5 Std.
Karte: swisstopo Nr: 272 St-Maurice und 282 Martigny
Viel Spass beim Nachwandern!
Grüssli
Thomas(Hammerhai) und Christine(Nah&Fern)