26.09.08 - 28.09.08 Tour de Tödi (hammerhai) |
Eine 3-tägige Wanderung mit Sicht auf 3 Tödi's
Hallo zusammen,
schon letztes Jahr konnten wir eine tolle Wanderung im Glarnerland machen und auch für dieses Jahr hatten wir uns für diese Gegend eine schöne Route ausgesucht. Nach Umsteigen in Ziegelbrücke erreichten wir Linthal in knapp 3 Stunden. Weil an diesem Tag Alpabzug war, mussten wir uns bis zum Eintreffen des Alpentaxis etwas gedulden. Zuerst fuhren wir auf der Strasse nach Tierfehd und dann weiter auf dem Forstweg nach "Hinter Sand" zum Startpunkt bei der Brücke. Inzwischen hatten wir die Nebeldecke durchbrochen. Nur die Sonnenstrahlen reichten noch nicht ins Tal hinunter. Unter den schroffen Gipfeln des Selbstsanft marschierten wir los, stetig ansteigend
umwanderten wir eine Steilwand,
die den Abschluss eines Seitentals bildet. Nachdem wir den Bifertenbach überquerten, öffnete sich das Tal zu einer kleinen Alp. Die Sonne versteckte sich noch hinter der Bergkette aus Selbstsanft, Schiben und Bifertenstock. Wir wanderten auf der rechten Talseite (Bild) dem Bach entlang in die Ebene hinein.
In der Mitte der Ebene überquerten wir einen Zufluss und gewannen auf dem Rücken einer Gletschermoräne weiter an Höhe. Die Moräne endete an der steilen Ostflanke durch die wir anschliessend auf unzähligen Kehren hochwanderten. Während des Aufstiegs erreichten die Sonnenstrahlen endlich das Tal unter uns.
Allmählich wurde der Weg etwas flacher, und wir erreichten das Bifertenalpeli, auf dem die Fridolinshütte steht (links im Bild). Vor uns ragte der Tödi in den blauen Himmel, allerdings konnten wir "nur" zwei namenlose Vorgipfel von ihm sehen.
Von hier war es nicht mehr weit bis zur Fridolinshütte. Die Hüttenwartin, die eine Stunde vor uns loslief, war noch mit Inbetriebnahme der Hütte beschäftigt. Wir hielten sie auch nicht lange auf, sondern verstauten unsere Rücksäcke und marschierten weiter zur Grünhornhütte , der ersten SAC Hütte (erbaut 1863) in den Alpen.
Der Bergweg beginnt gleich bei der Hütte und führte uns zuerst flach um ein paar Grashügel herum. Leicht ansteigend überquerten wir anschliessend ein breites und schneebedecktes Schotterfeld. Der Weg war noch gut sichtbar,
bis wir vor einer steilen, aber nicht sehr hohen Flanke standen, die wir hochsteigen mussten. Weil es in den letzten Wochen schon mehrmals bis unter 2000m geschneit hatte, konnten wir ab hier unsere Gamaschen gut gebrauchen. Der Weg war nicht mehr sichtbar, dafür entdeckten wir an Felsen gemalte Wanderzeichen, was uns dazu bewog weiterzulaufen.
Die Aussicht, die uns auf der schmalen Felskanzel erwartete, war die Belohnung für den etwas mühsamen Aufstieg durch den tiefen Schnee. Unter uns lag der langgezogene Bifertengletscher und dahinter Bifertenstock, Bündner Tödi und Piz Urlaun.
Hunderte Eiszacken ragten aus dem zerklüfteten Eisstrom heraus.
Und über unseren Köpfen kreiste ein junger Steinadler.
Zufrieden machten wir uns wieder an den Abstieg zur Hütte. Nach dem Schotterfeld verliessen wir den Wanderweg und machten noch einen weglosen Abstecher zur Seitenmoräne des Bifertengletschers. Die letzten Sonnestrahlen erreichten grad noch die schneebedeckte, flache Gletscherzunge, bevordie Sonne hinter dem Tödi verschwand.
Inzwischen waren noch weitere Wanderer in der Hütte angekommen. Zweien waren wir schon während des Abstiegs von der Grünhornhütte begegnet. In kleinem Kreise liessen wir uns von Gabis Kochkünsten verwöhnen und bis zur Bettruhe machten spannend erzählte Bergerlebnisse die Runde.
2.Tag:
Dichter Nebel bedeckte am nächsten Morgen das Linthal. Im Hintergrund ragte das "Vrenelis Gärtli" aus dem Nebelmeer, und die ersten, noch rötlichen Sonnenstrahlen hatten den Horizont erreicht.
Nach dem Frühstück erreichte das Sonnenlicht bereits die Spitzen der Vorgipfel des Tödi und liessen sie in einem bizarren Rot erstrahlen.
Gemütlich packten wir unseren Rucksack und verliessen als letzte die Hütte. Gleich hinter der Hütte begann der Weg zum Ochsenstock, den wir leicht ansteigend durch die Flanke des Bifertengrätlis erreichten.
Eine prächtige Aussicht erwartete uns auf dem Ochsenstock. Direkt vor uns lag das Bifertengrätli welches bis zum Tödi reicht und die beiden Täler rechts und links voneinander abtrennt. Rechts befand sich das Tal mit der Fridolinshütte und dem Bifertengletscher und links das Sandtal, wo wir im Hintergrund den Clariden sehen konnten. Wir konnten von hier oben, mit Hilfe der Karte, den Weg zur Planurahütte verfolgen.
Beim Blick in die entgegengesetzte Richtung überschauten wir das noch immer in dichten Nebel gehüllte Linthal.
Wieder leicht abwärts gehend folgten wir dem Bergweg ins Sandtal. Der Weg führte durch die Nordostflanke des Sandgipfels, der sich vor uns in die Höhe streckte.
Das Gelände war sehr abwechslungsreich und führte uns über Grasflächen und Schutthalden zu Pt.2238 (Bild) und weiter zur Wegkreuzung bei Pt.2153 "Unter Röti". Bei der Kreuzung hatten wir die Wahl, entweder direkt oder über einen Umweg nach "Ober Sand" abzusteigen.
Wir entschieden uns für den Umweg und marschierten leicht absteigend zuerst über ein Schotterfeld und weiter entlang der Grasflanken zur nächsten Weggabelung, einem schönen Aussichtspunkt. Der Schatten des Tödi bedeckte einen Teil des hinteren Sandtals und der Zacken links oben im Bild ist der "Chli Tödi". Da wir nicht hinauf zur Planurahütte wollten, wanderten wir auf Wegspuren direkt zum Talboden zu Pt.1994 hinunter (Das sonnige Plätzchen unten links im Bild).
Unterwegs trafen wir auf Steinblöcke, die mit farbigen Flechten bewachsen waren.
Unten angekommen, suchten wir uns zuerst einen sonnigen Pausenplatz.
Wir setzten uns auf einen Grashügel über einer engen Schlucht,
in die wir auf dem Weiterweg zum "Ober Sand" hineinlaufen konnten. Da das Bachbett trocken war, gab es für uns keinen Grund, nicht die Schlucht zu erkunden. Wir liefen in die enge aber nicht sehr hohe Schlucht hinein und staunten nicht schlecht über die Kraft des Wassers, die den Stein geschliffen hatte.
"Dachfenster" mit Aussicht!
Wieder auf dem Wanderweg zurück umrundeten wir das "Hinter Stäffeli" und marschierten dem Bachbett entlang zum Weiler "Ober Sand". Kurz vor den Alpgebäuden durchliefen wir den ausgetrockneten Oberstaffelbach und überquerten die leere Alpweide, um auf die andere Seite des Tals zu kommen. Von hier aus wanderten wir durch die steile Grasflanke zum "Melchplatz", Pt.2114, hinauf. Dieses, etwas ausgesetzte Wegstück war mit Stahlstiften, Stahltritten und Ketten gut gesichert. Wir genossen die prächtige Aussicht auf der Grasterrasse, von der aus wir das ganze Sandtal und die umliegenden Gipfel überblickten.
Wir folgten dem Bergweg durch den nicht mehr so steilen hügeligen Grashang hinauf
zur schneebedeckten Beggilücke.
Den weglosen Abstecher zur westlich des Passes gelegenen Anhöhe, Pt.2587, führte uns zu einer traumhaften Aussichtskanzel. Im Süden überschauten wir einen Teil des Aufstiegs zur Begglilücke sowie Bifertenstock und Tödi im Hintergrund.
Im Nordosten überblickten wir die, vom Gletscherschwund zurückgelassene Geröllfläche, durch die der Weg zur Claridenhütte führte.
Im Norden zeigten sich uns der Gemsfairenstock und grad noch das Ende des Claridenfirn. Zu diesem Ende des Gletschers wollten wir noch einen kleinen Abstecher machen. Wieder zurück in der Beggilücke verliessen wir den Wanderweg und
marschierten weglos in Richtung Westen zu einer Anhöhe, Pt.2543, von wo wir nach Osten schauend im Hintergrund den langgezogenen und fast flachen Rücken des Ruchi entdeckten.
Immer weiter in westlicher Richtung wandernd konnten wir zwei Schneehuhnpaaren bei der Balz beobachten. Die Vögel waren kaum im Geröll zu erkennen. Nur weil wir ihre Balzgesänge hörten, wurden wir auf sie aufmerksam. Weiter ansteigend erreichten wir eine weitere Anhöhe, Pt.2561, von wo aus wir einen grossen Teil des Claridenfirns überblickten. Einfach grandios!
Gegen Nordosten absteigend trafen wir kurz darauf auf die Wegspuren, die zur Claridenhütte führten. Wir folgten den Spuren im Schnee und standen nach einer knappen Stunde vor der Hütte.
Leider konnten wir die Sonnenterrasse vor dem Haus nicht lange benutzen, schob sich doch der vom Linthal aufsteigende Nebel vor die Abendsonne.
3.Tag:
Die Nacht war bitterkalt und als wir am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang aufstanden hingen lange Eiszapfen vom Dach des Nebengebäudes herunter.
Mit klammen Fingern, wir hatten die Handschuhe in der Hütte gelassen, warteten wir auf das erste Licht des neuen Tages.
Als ich nach dem Frühstück vor der Hütte eine Rauchpause machte, entdeckte ich auf dem Hügel vor mir ein grosses dunkles Etwas mit langen Hörnern (linkes Bild). Dieses Etwas entpuppte sich als eine kleine Yakfamilie, die dem Hüttenwart gehörte.
Von der Hütte folgten wir den Wegspuren hinauf zum Claridenfirn,
bis wir am Rand des Gletschers standen. Der "Weg" über den Gletscher war leicht zu finden, mussten wir doch nur den vor uns liegenden Spuren im Schnee folgen.
Diesen Spuren folgten wir, bis wir fast unter den "Tüfels Stöck" standen. Wir wollten das Loch in der Felswand etwas mehr aus der Nähe betrachten. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem berühmten Martinsloch lies sich nicht abstreiten.
Der Blick über das flache Firnfeld in Richtung Tödi,
das eisfreie Rund um das Tüfelsjoch (Bild links), oder die parallel verlaufenden Gletscherspalten waren weitere Highlights, die wir von diesem Platz aus sehen konnten.
Wir mussten wieder ein Stück Richtung Hütte zurücklaufen, bis wir auf die Spuren trafen, die zu einem Pass, Pt.2848, neben dem Gemsfairenstock führten. Auch vom Pass aus waren die Spuren gut sichtbar (links unten im Bild). Der weglose Aufstieg zum Pass über den vom Gletscher abgeschliffenen Felsen ist definitiv nur etwas für erfahrene Bergwanderer (rechts unten im Bild).
Vom Pass aus stiegen wir über eine steile schneebedeckte Felsstufe hinauf und erreichten ohne Probleme den gut zu begehenden fast flachen Grat zum Gipfel des Gemsfairenstock.
Überwältigt von der grandiosen Aussicht verschlug es uns fast den Atem. Wir sahen die Claridenhütte und die Beggilücke zu unseren Füssen und im Hintergrund Bifertenstock, Tödi und viele andere Gipfel,
sowie den langgezogenen Claridenfirn, an dessen rechten Ende wir den Gipfelspitz des Clariden entdeckten.
Weiter nach rechts sahen wir den Bergzug entlang der Klausenpassstrasse,
den grasbewachsenen Fisetengrat und den Ort Linthal.
Nach der ausgiebigen Gipfelpause folgten wir unseren Spuren zurück zum Pass hinunter. Entlang dem Langfirn stiegen wir weiter Richtung Fisetengrat hinab. Wir folgten einfach den Spuren unserer Vorwanderer und kämpften uns durch teilweise knietiefen Schnee. Anhand der vereinzelten Steinmännchen, welchen wir unterwegs begegneten, vermuteten wir, dass wir auf dem richtigen "Weg" waren. Bald einmal hatten wir freie Sicht auf den Klausenpass und auf die dahinterliegenden Berggipfel und auch die Gipfelspitze des Clariden konnten wir nochmals sehen (Gipfel ganz links im Bild).
Schwindelfreiheit und Trittsicherheit war bei dieser Schlüsselstelle ein muss!
Vorbei an einem schönen Eisfall
erreichten wir nach etwa einer Stunde wieder schneefreies Gelände. Von hier aus hatten wir auch freie Sicht auf den Fisetenboden.
Wir wanderten weiter auf Wegspuren absteigend zum "Rund Loch", das wir nach etwas Suchen auch fanden.
Ab dem "Rund Loch" wurden die Wegspuren immer deutlicher und der felsige Untergrund ging über in einen Grashang. Beim Fisetenpass angekommen, nahmen wir uns Zeit für die letzte Pause und schauten uns den Gemsfairenstock mit dem Langfirn von unten an.
Mit der Seilbahn fuhren wir anschliessend zum Urnerboden hinunter, von wo wir per Autostop zur nächsten Bahnstation fahren konnten.
Eine wunderschöne Wandertour in fast einsamem alpinem Gelände. Für den dritten Tag sind alpine Wanderkenntnisse von Vorteil, da der grösste Teil der Etappe weglos ist und auch über einen kleinen Gletscher führt. Als Alternative zu dieser Etappe gibt es einen schönen Bergweg über den Fisetenboden zum Fisetenpass.
Wanderzeiten:
1.Tag: Hinter Sand - Fridolinshütte ca. 2 1/2 Std. (ab Tierfehd + ca. 1 1/2 Std.), Grünhornhütte und zurück ca. 1 1/2 Std.
2.Tag: Fridolinshütte - Claridenhütte auf direktestem Weg ca. 3 1/2 Std., mit Umweg und Abstecher (siehe Text) ca. 5 1/2 Std.
3.Tag: Claridenhütte - Gemsfairenstock ca. 2 1/2 Std., Gemsfairenstock - Fisetengrat ca. 2 Std.
Schwierigkeiten:
1.Tag: T3, Grünhornhütte = T4
2.Tag: T3, weglose Abstecher (siehe Text) = T4
3.Tag: Gemsfairenstock = T4+, Alternativroute über Fisetenboden = T3
Karte: Swisstopo 1:25'000 ,Nr.: 1193 Tödi
Viel Spass beim Nachwandern!
Grüssli
Thomas & Christine