10.10.08 - 12.10.08 Val da Camp (hammerhai) |
Goldener Herbst im Puschlav
Hallo zusammen,
der Ruf der goldenen Lärchen erreichte uns dieses Jahr aus einer der entferntesten Ecken (für uns Basler) der Schweiz, aus dem Puschlav. Nach einer langen Zugfahrt stiegen wir auf der Berninapasshöhe in das Postauto ins Puschlav um. Wir fuhren auf der Passstrasse nach Süden und verliessen bei der Haltestelle Pozzulasc den Bus.
1.Tag:
Den Startkaffee mussten wir leider auslassen, hatte doch das Restaurant bei der Haltestelle schon Saisonende. Wir überquerten die Passstrasse und marschierten ein kurzes Stück auf derselben in Richtung Süden, bis wir auf den etwas versteckten Wanderweg stiessen. Wir folgten dem Weg durch den Wald und erreichten kurz darauf eine Forstsstrasse, auf der wir bis zur Abzweigung bei Pt.1649 weitermarschierten. Bei Pt.1649 wählten wir den Weg in das Val da Camp nach Terzana. Meistens führte uns der Weg durch dichten Wald, der uns aber immer wieder mal einen Blick nach Norden in Richtung Berninapass erlaubte.
Beim Weiler Doss erhielten wir einen ersten Eindruck von der Schönheit des Val da Camp. Hier verliessen wir die Forststrasse und wanderten auf dem gut ausgebauten Wanderweg entlang einer Steinmauer nach Suracqua
und weiter meistens dem Waldrand folgend nach Terzana. Beim Blick talauswärts sahen wir im Hintergrund den Piz Palü (Bildmitte) mit seinem Gletscher.
Kurz hinter Terzana begann ein kurzer und steiler Weg durch den Lärchenwald. Nach ca. 100 Höhenmetern standen wir vor einer Weggabelung, bei der wir dem Wegweiser nach Camp folgten. Der Höhenlinie folgend liefen wir unterhalb der Scima da Rügiul
zu einem namenlosen Seelein. Wir fanden am Uferrand einen grossen Findling, der zur einer ausgiebigen Pause einlud. Die beiden Gipfel im Hintergrund, links der Corn da Mürasciola und rechts der Corn da Camp, sind die zwei Hausberge von Camp.
Leicht absteigend erreichen wir anschliessend die Poz da Rügiul, wo wir auf ein weiteres namenloses Seelein trafen.
Kurze Zeit später standen wir vor dem Refugio Saoseo . Wir verstauten einen Teil unseres Gepäcks
und nutzten die Zeit bis zum Abendessen mit einem Ausflug zum geheimnisvollen Lagh da Saoseo.
Geiheimnisvoll, weil sich im See zwei Geister befinden. Einen davon konnten wir fotografieren!
Entlang des Ufers liefen wir auf Wegspuren um den See und freuten uns über die wechselnden Aussichten, die wir zu sehen bekamen.
Rechtzeitig zum Abendessen waren wir wieder zurück bei der Hütte. In kleiner Runde "schwatzten" wir über Wandern und Berge, bis wir um 22:00 in unseren Betten verschwanden.
2.Tag:
Für heute war ein Ausflug ins Val Mera, einem Seitental des Val da Camp geplant. Wir hatten am Vorabend mit dem Hüttenwart diverse Wanderrouten besprochen und uns dabei für einen schönen Aussichtsgipfel, den Piz Ursera entschieden. Von der Hütte aus gelangten wir über die Fahrstrasse nach Camp. Hier begann der markierte Weg in das unberührte Seitental. Leicht ansteigend liessen wir den noch im Schatten liegenden Talboden hinter uns und wanderten vorbei an goldenen Lärchen
zum Pt.2183 hinauf. Inzwischen war die Sonne hinter dem Scima da Saoseo (Bildmitte) aufgestiegen und die Sonnenstrahlen erreichten den Talboden.
Die Waldgrenze hatten wir inzwischen überschritten und vor uns lag eine abwechslungsreiche alpine Landschaft. Von hier aus konnten wir die Furcola da Cardan (Pass links der Bildmitte) erkennen, über die wir zum Piz Ursera (Dritter Gipfel rechts der Bildmitte) aufsteigen mussten.
Leicht ansteigend marschierten wir weiter zur Plaun da Val Mera, einem Hochmoor am Ende des Tals.
Nachdem wir die Brücke überquert hatten, verliessen wir den Wanderweg, der zum Pass da Val Mera führt und stiegen weglos auf der Westseite des Tals die Flanke zu einer kleinen Ebene, Pt.2514, hinauf; ein wunderschöner Platz um sich die Umgebung näher anzuschauen. Beim Blick nach Südosten überblicken wir das Val Mera und die beiden Gipfel die das Tal einschliessen, den Corn da Camp (links im Bild) und den Corn da Mürasciola (rechts im Bild). Im Hintergrund ist der Corno di Dosdè und die Scima da Saoseo sichtbar.
Im Süden schauten wir auf den Corn da Mürasciola und seinem langen Gipfelgrat
und im Nordwesten entdeckten wir die Furcola da Cardan (links der Bildmitte) und den Pass da Val Mera (rechts).
Weiterhin weglos marschieren wir ein Stück von der Ebene herunter und im Gegenaufstieg südlich an Pt.2588 vorbei auf einen Gratrücken. Wir folgten dem Gratrücken bis auf die Furcola da Cardan, Pt.2681, hinauf. Auf dem letzten Abschnitt vor dem Pass trafen wir auf Wegspuren und vereinzelte Steinmännchen. Auf der Passhöhe stiessen wir auf Schneefelder die vom ersten Schnee von Anfang Oktober übrig geblieben waren.
Eine grandiose Aussicht erwartete uns hier oben. Die schneebedeckten Zacken des Piz dal Teo (links) und des Piz Sena (rechts) ragten im Südosten in den Himmel hinein.
Im Westen überblickten wir das Puschlav, von der Berninapasshöhe bis weit in den Süden hinunter.
Im Südosten schauten wir auf den Gipfelgrat des Corn da Mürasciola (linkes Bild). Diesen Gipfel hatten wir als Alternative in Betracht gezogen, was uns aber der Hüttenwart wegen des Schnees wieder ausgeredet hatte. Im Osten ragte die dunkle Südwand des Corn da Camp und dahinter der etwas höhere Piz Paradism in den Himmel hinein (rechtes Bild).
Im Norden konnten wir den ersten Abschnitt unserer Aufstiegsroute studieren. Weglos wanderten wir über Grasflächen und stiegen auch mit Hilfe der Hände durch Schutthalden dem Grat folgend zum für uns höchsten, sichtbaren Punkt,
eine schneebedeckte Terrasse hinauf, von der wir auf einem breiten Rücken weiter hochstiegen.
Auf dem Gipfelgrat (Bild rechts) angekommen marschierten wir vorbei an Pt.2904 und weiter zu Pt.2977.
Die letzten 600m bis zum Gipfel des Piz Ursera mussten wir über einen teilweisen schmalen und etwas ausgesetzten Grat marschieren (Bild links). Dieser Grat bildet ein Teil der Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Für die letzten Höhenmeter brauchten wir nochmals die Hilfe der Hände,
um das Gipfelkreuz des Piz Ursera zu erreichen.
Die Rundsicht vom Gipfel war einfach grandios! Im Westen blickten wir auf das Berninamassiv
und im Norden reichte der Blick bis zu den Gipfeln des Schweizerischen Nationalparks.
In Richtung Nordosten blickten wir in ein Tal hinein, das bis nach Bormio führt und
im Osten erkannten wir den Corn da Camp und den Piz Paradism (Gipfel rechts im Bild).
Im Südosten schauten wir ins Val da Camp mit seinen umliegenden Gipfeln. Gut sichtbar war auch die Route, welche wir für den Rückweg ausgesucht hatten. Wir mussten auf dem gleichen Weg über den Grenzgrat zu Pt.2904 (ganz rechts im Bild) marschieren und den breiten Rücken zur schneebedeckten Ebene (Bildmitte) hinunterlaufen. Anstatt wie beim Hinweg nach rechts, marschierten wir das Geröllfeld, das nach links führt hinunter.
Stetig absteigend durchliefen wir die schneebedeckte Geröllmulde. Der beste Weg musste selber gesucht werden, denn der Schnee versteckte mögliche Wegspuren denen wir hätten folgen können. Das Gelände war aber sehr übersichtlich
und so erreichten wir ohne grosse Schwierigkeiten das Valle Valletta
mit dem Pass da Val Mera und dem kleinen Seelein, dem Lago Valletta, bei dem wir unseren müden Knien etwas Pause gönnten.
Dem Wanderweg folgend überquerten wir den Pass nach Süden und standen bald vor einem weiteren See, dem Lagh da Roan.
Stetig absteigend erreichten wir das Gebiet "Roan", eine schöne Schwemmebene, in die ein Teil des Schmelzwassers des Gletschers des Corn da Camp hineinfliesst.
Am Ende der Schwemmebene fanden wir ein schönes Plätzchen, von dem aus wir auf das Hochmoor von Plan da Val Mera hinunterschauen konnten.
Nach dem kurzen, aber etwas steilen Abstieg zur Plan da Val Mera, erreichten wir wieder die Brücke, an der wir am Morgen den weglosen Aufstieg zur Furcola da Cardan begonnen hatten.
Wir folgten dem breiten Wanderweg durch das Val Mera, von dem wir einen tollen Blick in das von der Abendsonne beleuchtete Val da Camp hatten.
Die Sonnenstrahlen reichten noch bis zur Hütte, als wir in Camp ankamen. Und so konnten wir noch eine Weile mit den anderen Gästen auf der Terrasse sitzen und von unserer tollen Wanderung berichten.
3.Tag:
Für den letzten Tag unseres Aufenthalts im Val da Camp hatten wir eine Halbtageswanderung zum Pass da Val Viola geplant. Nach dem Frühstück marschierten wir auf dem Fahrsträsschen nach Camp und weiter auf dem breiten Wanderweg zum Lagh da Val Viola hinauf. Bei der Plan di Giardin stiegen wir nicht zum See hinunter, sondern weiter aufwärts zur Ebene Campasciol, wo wir die letzten Lärchen hinter uns liessen.
In einem weiten Bogen durchquerten wir die Ebene und stiegen hinauf zur Plan da la Genzana. Hier verliessen wir den Wanderweg für einen Abstecher zum Pt.2458. Von hier aus überblickten wir die Rückseite der Gipfel, die wir schon am Vortag gesehen hatten. Links der Corn da Camp, die La Pala, der Piz Paradism (der höchste Gipfel im Bild) und weiter nach rechts Cima Valeta und Piz Val Nera.
Weiter weglos wanderten wir hinunter Richtung Pt.2386, damit wir wieder auf den Wanderweg treffen würden. Bevor wir aber Pt.2386 erreichten, fanden wir einen genialen Aussichtsplatz,
von dem aus wir das ganze Val Viola mit dem Lagh die Val Viola überblicken konnten. Es war ein atemberaubend schöner Ausblick in das goldfarbene Tal!
Vom Aussichtspunkt stiegen wir zum Pt.2386 hinunter, um im anschliessenden steilen Gegenanstieg hinauf zum Pass da Val Viola weiter zu marschieren. Unterwegs sahen wir unter uns einen kleinen gefrorenen, See den Lagh da Dügüral.
Au dem höchsten Punkt des Pass da Val Viola überschritten wir die Landesgrenze zu Italien und überblickten den oberen Teil des Val Cantone.
Wir marschierten zum See hinunter, wo wir wieder in die Schweiz einreisten
und wanderten entlang der Ostflanke des Moton
in Richtung Lagh da Dügüral hinunter.
Weiter auf dem Bergweg absteigend sahen wir bald einmal den Lagh da Val Viola vor uns.
Goldfarbene Lärchen begleiteten uns auf dem letzten Stück
zum See hinunter. Leider fehlte uns die Zeit, um den See zu umwandern und so machten wir etwas oberhalb eine kurze Pause, um diese schöne Landschaft zu geniessen.
Wir wanderten wieder auf dem breiten Wanderweg hinunter nach Camp. Unterwegs konnten wir noch ein letztes Mal ins Val Mera und zum Piz Ursera schauen.
Der kürzeste Weg von Camp zur Berninapassstrasse führt über einen Fahrweg nach Sfazu, dem wir bis zur Postautohaltestelle folgten.
Auf der Fahrt zum Berninapass entdeckten wir den Gipfel des Piz Ursera (Gipfel links der Bildmitte) und die Furcola da Cardan (rechts im Bild).
Auf der Passhöhe hatten wir noch etwas Zeit für einen kurzen Spaziergang beim See,
bevor wir in den Zug nach Chur stiegen. Unterwegs konnten wir noch den Piz Bernina, den höchsten Bündner sehen.
Auch wenn das Val da Camp nur über eine lange Anfahrt zu erreichen ist, können wir das Tal auch für ein Wanderwochende empfehlen.
Schwierigkeit: 1.Tag: T2, 2.Tag: Piz Ursera T4+; Pass da Val Mera T3, 3.Tag: T2
Karte: Swisstopo Nr. 1278, La Rösa, 1:25'000
Grüssli und viel Spass beim Nachwandern
Thomas & Christine