19.04.15 "Schnuppern auf dem Jakobsweg" Schwabenweg 3. Etappe Münchwilen - Hörnli - Steg |
Schwabenweg Konstanz – Rapperswil 3. Etappe: Münchwilen - Hörnli - Steg
Es spielt weniger eine Rolle, ob jemand als Pilger mit religiösem Hintergrund unterwegs ist, einfach Zeit für sich selber benötigt oder nur gerne zu Fuss neue Landschaften entdeckt und vielseitige Begegnungen macht wie ich. Diese Fussreise ist immer ein besonderes Erlebnis. Mein Credo bleibt, den Weg immer dort fortzusetzen, wo man das letzte Mal aufgehört hat.
Route der 3. Etappe: Münchwilen (512m) - Sirnach (528m) - Wiezikon (565m) – Wis/Aawil (562m) - Oberwangen (585m) - Fischingen (625m) - Gehöft Neuschüür (683m) - Au (691m) - Anderwil (752m) - Alewinde (914m) – Chaltebrunne (922m) – Silberbüel (992m) - Hörnli (1133m) - Tanzplatz (968m) – Aesch – Steg (699m)
Königsetappe auf dem Schwabenweg: Anforderung mittel
18 km = Reine Gehzeit 5 ½ - 6 Std. Höhenmeter: 740 aufwärts und 550 abwärts lt.swisstopo
Das wanderfreudige Septett Bettina, Christine, Heidi, Kurt, Lisbeth, Ursi und Sylvia traf sich um halb zehn Uhr bei strahlend blauem Himmel in Münchwilen TG.
Fotos der Wanderung zum Anklicken
Es war ein besonderes Vergnügen heute Morgen auf schönem Wanderweg der Murg entlang über Sirnach bis Wiezikon zu wandern. Der Frühling zeigte sich von seiner schönsten Seite. Das junge Grün an Sträuchern und Bäumen und eine vielfältige Frühlingsflora setzten farbige Akzente.
Vor dem Weiler Gupfen verlässt man über eine hölzerne Pilgerbrücke die Murg. Hier geht es ein kurzes Stück der Strasse entlang, dann biegt links wieder ein Feldweg ab bis Eingangs Oberwangen. Von weitem schon grüsst auf dem Hügel die schmucke Kapelle auf dem Martinsbärgli. Selbstverständlich liessen wir es uns nicht nehmen, die Treppe hinaufzusteigen und dem Kirchlein einen Besuch abzustatten. Für Pilger liegt ein schöner Pilgerstempel für den Pilgerpass bereit.
In südlicher Richtung verliessen wir Oberwangen. Ein guter Waldweg mit Blick auf das gegenüberliegende Dussnang führte uns der „Rutschalde“ entlang bis vor das Dorf Fischingen. Ein umgestürzter Baum über dem Weg forderte uns heraus, unsere Beweglichkeit zu beweisen. Die einen schlüpften unten durch, andere versuchten zum Gaudi der andern hinüber zu klettern. Der einzige Mann im Team wählte ganz pragmatisch einen ganz kleinen Umweg durchs Gestrüpp. Schade, dass die Verfasserin des Wanderblogs - vor lauter Freude über die Akrobatikeinlagen - vergass, die lustigen Episoden im Bild festzuhalten.
Punkt zwölf Uhr mittags tauchte vor uns der mächtige Klosterkomplex von Fischingen auf. Prunkvoll zeigt sich die grosse Klosterkirche. Hier entdeckten wir in einem Seitenschiff eine grosse Jakobsmuschel. Dieses Symbol begleitet die Pilger aus aller Welt auf allen Jakobswegen Europas bis Santiago de Compostela in Spanien. Der Sarkosphag in der Kapelle ist der heiligen Idda von Toggenburg gewidmet. Das Kloster hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Heute dient es nebst kirchlichen Anlässen vor allem als Seminarhotel mit Restaurant.
An dieser Stelle bedanken wir uns beim Personal des Restaurants für die grosszügige Geste, dass wir für unseren Rucksack-Zmittag ihre schöne Holzsitzgruppe im Garten benutzen durften. Natürlich würdigten wir diese Geste, indem wir die Getränke dazu vom Restaurant bezogen.
Frisch gestärkt packten wir nach der ausgiebigen Mittagsrast den - doch zum Schluss noch nahrhaften - Aufstieg aufs Hörnli an. Nach dem Kloster Fischingen (620m) geht es zuerst sanft ansteigend auf einem Zufahrtsweg den Wiesenhang hinauf zum Gehöft Neuschüür und bis nach Au. Nach einem Stück dem Aubach entlang beginnt der eigentliche Aufstieg über die Bergstrasse, auf Abkürzungen über Holztreppen und steinige Waldwege durch den Eggholzwald nach Alewinde (914m). Hier eröffnet sich zum ersten Mal die weite Sicht in die Berge. Nochmals erforderte es etwas Effort, um über das Naturschutzgebiet Silberbüel die letzten zweihundert Höhenmeter aufs Hörnli (1133m) zu überwinden.
Obwohl das Berggasthaus Hörnli noch bis zum 1. Mai geschlossen ist, genossen wir von der Terrasse aus die schöne Aussicht zu den Glarner- und Innerschwyzerbergen mit Vrenelisgärtli und Mythen, hinunter ins Tösstal und über die Hügelzüge des Zürcheroberlandes.
Nun wartete auf uns nur noch der Abstieg ins 440 Höhenmeter tiefer gelegene Tösstal nach Steg. Wo wir kurz vor fünf Uhr ankamen. In der Nähe des Bahnhofes rundeten wir den schönen Tag mit einem Abschlusskaffee ab, dann trennten sich unsere Wege für die Heimreise.
Einmal mehr zeigte diese „Schwabenweg-Etappe“, dass das Wandern auf dem Jakobsweg nebst allen Anstrengungen durchaus eine vergnügliche Sache mit viel Abwechslung ist. Wir nahmen Natur und Kultur am Weg in uns auf – beobachteten jedoch auch Nachdenkliches und Kurioses.
Geplant ist, die 4. und letzte Etappe des Schwabenweges von Steg im Tösstal nach Rapperswil am Zürichsee am nächsten Wochenende unter die Füsse zu nehmen.
Vielen Dank an das aufgestellte Wanderteam für das heutige gemeinsame „Pilgerweg-Erlebnis“ Sylvia