25.05.06 - 28.05.06 Traumtage im Tessin (hammerhai) |
Vier Tage durch das Maggiatal
Hallo zusammen,
Auffahrt, morgens um 8 Uhr im Bahnhof Basel: Zu unserer grossen Überraschung stiegen wir, d.h. Brigitte, Yvonne, Thomas und ich in einen praktisch leeren Zug. Wo waren all die Leute?! Anscheinend schon in Zürich, denn dort platzten der Bahnhof und unser Zug aus allen Fugen. Dennoch fanden wir Patricia und Rosmarie ohne Probleme. Obwohl die SBB einen Entlastungsschnellzug bereitgestellt hatte, herrschte überall ein aufgeregtes Durcheinander und Gedränge von Personen und Gepäck. Dank Katharina, die bereits im Zug auf uns wartete, bekamen wir unsere Sitzplätze gleich neben einander und näherten uns so unbeschwert immer mehr dem warmen Süden, die drohenden Wolkenberge auf der Nordseite hinter uns lassend. Offenbar waren wir nicht die Einzigen, die es in den Süden zog: In den Zug von Bellinzona nach Locarno kamen wir mit unseren Rucksäcken schon fast gar nicht rein. In Locarno siegte dann die italienische Grosszügigkeit über die strengen SBB-Regelungen, so dass wir uns bis Ponte Brolla ganz legal im Erstklasswagen breit machen durften. Um uns von den Reisestrapazen zu erholen, setzten wir uns vor unserer Wanderung als erstes in ein Café und genossen es, hier unten im südlichen Ambiente zu sein, die Sonne und Wärme zu spüren und uns mit Sonnencrème einzureiben... das erste Mal in diesem Jahr!
Kaum aufgebrochen, veranlassten die ersten Photosujets uns dazu, bereits nach 10 Metern einen ersten Fotohalt einzulegen. Nach einem kleinen, ungewollten Abstecher in ein wunderschönes schattiges Seitental, wanderten wir eine kurze Weile an der vollen Sonne der Strasse entlang, um kurz darauf durch einen lockeren Wald mit prächtigen Kastanienbäumen aufzusteigen, bei der Kappelle
(mit toller 180° Umsicht in das Centovallital und runter bis Losone, Ascona, Locarno und zum See hinab!) eine kleine Rast einzulegen und dann an mehreren Rustici vorbei zu einer kleinen Ansammlung von Tessinerhäuser zu gelangen. Es war dort fast wie am Ende der Welt, und wir trauten unseren Augen nicht, als wir dort oben neben dem Brunnen auf eine TELEFONKABINE stiessen. Als ob das nicht schon erstaunlich genug wäre, begann das Telefon, kaum hatten wir die Rucksäcke auf den Boden gestellt und über die Kabine gewitzelt, zu läuten... Eine Mutter suchte ihre Tochter, die offenbar hier im Nirgendwo Ferien machte... Da wir ja unter anderem auch die Berge "erklimmen" um die Aussicht zu geniessen, stiegen einige von uns noch auf eine kleine Zwischenspitze. Doch die Bäume waren dort so hoch, dass man die Sicht ins Tal nur erahnen konnte.
Dafür überraschten wir eine riesige, wunderschön blaugrün gefärbte Smaragdeidechse, die sich sogar photographieren liess. Nachher mussten wir nur noch den Berg runterrollen und eine kurze Weile der Maggia entlang bis in die nächste Ortschaft gehen. Kaum erreichten wir die Station kam bereits der Bus (doppelstöckig, oben mit toller Aussicht und sehr südlichen Temperaturen) und brachte uns nach Cavergno zu Cleto, unserem wirklich zuvorkommenden Gastgeber. Wir Sieben durften uns in einem Raum, der für 24 Personen berechnet ist breit machen. Auch die Duschen waren toll. Das Wasser prasselte mit vollem Strahl auf uns runter, so dass wir ganz erfrischt in der Pizzeria im Ort einkehrten.
Währenddem wir auf das Essen warteten, machte Thomas uns mit der Wanderung des nächsten Tages bekannt. Satt, zufrieden und müde fielen wir so gegen 22 Uhr in die Federn (die sich zwar nach 8 Stunden Schlaf eher als Bretter entpuppten). Als die meisten von uns gerade so am Abflug in ihr Land der Träume waren, reisten noch ein paar Spassvögel an, die unbedingt vor dem Schlafen noch ihren Tagesabwasch in einem Aluminiumwaschtrog im Gang machen mussten... Irgendwann kehrte dann doch noch Ruhe ein. Und bald war morgen...
... und wir auf dem Postauto nach Bosco Gurin. Unten im Tal waren es bei der Abfahrt 13° und als oben wir losmarschierten an der Sonne bereits 20°! Zu Beginn ging es gemächlich durch farbenprächtige Wiesen voller Blumen. Und für die PhotographInnen gab es kein Halten mehr! Auf dem Bauch und in den unbequemsten Verrenkungen liegend näherten sie sich ihren Photomodellen (auch bissige Ameisen konnten sie nicht stoppen.... ).
Doch mit der Zeit gewannen wir so sehr an Höhe, dass wir an noch ganz welken Farnstöcken und frisch erblühtem Krokus und Soldanellen vorbeigingen und dann plötzlich im Schnee standen
.
Und zwar IM Schnee! Zeitweise bis zu den Hüften (zum Glück waren unsere Beine nicht länger...). Entsprechend intuitiv ging dann für eine Weile die Wegsuche vor sich, da einige Markierungen unter dem Schnee lagen. Doch dank "Steinmännli" und ein paar weiter oben angebrachten rot-weissen Kennzeichen fanden wir recht problemlos zur Passhöhe hinauf. Die ganze Zeit über schien prächtig die Sonne, wir hatten eine Traumaussicht auf beide Seiten ins Tal runter und zu den Bergen hinüber. Und währenddem wir Frauen nach dem Mittagessen im Windschatten ein Sonnenbad nahmen,
stürmte Thomas noch einen nahegelegenen Gipfel. Runter ging es auf der Südwestseite des Bergs, d.h. ohne Schnee, durch lockeren Lärchenwald. Oben zeigten sich an den Lärchen erst leicht grüne Spitzen, doch bereits wenig weiter unten standen unten die Nadeln in ihrer vollen Länge in Wirbeln an den Ästen. Der ganze Waldboden war übersäht mit Gräsern und Blumen. Enziane in Hülle und Fülle. Sogar Albinos hatte es darunter! Da unten in Campo(Vallemaggia) ein Bierchen auf uns wartete (und nebenbei noch das letzte Postauto ins Tal runter), verzichteten wir auf einen Abstecher der Bergflanke entlang und stiegen direkt hinab. Und wirklich fanden wir im Ort einen tollen Platz auf einer Sonnenterrasse und hatten genügend Zeit, uns die schöne Gegend anzusehen, zu lachen und uns zu entspannen. Diese Idee hatten aber auch noch andere: Als das Postauto (eigentlich eher ein kleiner Bus) einfuhr, strömten von überall WanderInnen daher, so dass der Bus voll war, noch ehe die Hälfte der Wartenden überhaupt einen Sitzplatz hatte. Dennoch liess der Chauffeur alle einsteigen und wir schlenkerten die engen Serpentinen stehend hinunter ins Tal, zwischen uns die Rucksäcke am Boden. Doch das tat der guten Laune keinen Abbruch. Und weil wir uns heute bereits so gut eingelaufen hatten, konnten wir es nicht lassen, nach Duschen und Eincrèmen des ersten Sonnenbrands für den z'Nacht in den grösseren Nachbarort , nach Bignasco, zu gehen. Cleto hatte dort für uns einen Tisch in einem Restaurant mit vorzüglicher Tessiner Küche reserviert. Leider boten sie nicht wie erwartet Saltimbocca an, doch dafür wunderbar zubereitetes Coniglio, Piccata milanese und Polenta ai funghi, die alle Wünsche erfüllten. Rundum zufrieden spazierten wir anschliessen wieder zurück und sanken rechtschaffen müde ins Bett und konnten ohne irgendwelche Störungen einschlafen....
Ausser Rosmarie: Sie, die sich als Morgenmuffel outete, war, als wir noch etwas "verdätscht" um 7 Uhr beim Frühstück sassen "purlimunter" und richtig zum Plaudern aufgelegt... Koffein und Tolstoi sei Dank! Dieses Mal führte uns die Reise nach Fusio. Heute stand unsere strengste Tour auf dem Programm. Als wir uns in Fusio zünftig mit Proviant eindecken wollten, zeigte es sich, dass das Lädeli (das mit "negozio...sociale" angeschrieben war), wirklich sozial eingestellt ist, so sozial dass die Angestellten erst um 10 Uhr erscheinen müssen... Jedenfalls viel zu spät für uns ambitionierte GipfelstürmerInnen! Zum Glück zeigte es sich, dass alle von uns gewisse Gemeinsamkeiten mit Hamstern haben, so dass wir auch ohne Nachschub zwar nicht so vielfältig (das Brot fehlte!), doch im Grunde genommen immer noch reichlich Lebensmittel bei uns hatten, und dass mit einer "Teilete" niemand würde verhungern müssen. Also trabten wir ohne zusätzlichen Ballast los. Heute war das Wetter nicht so prächtig, die PhotographInnen entsprechend zurückhaltender, und wir stiegen zügig bergan. Nebst Magic Mushrooms begegneten Yvonne und ich auch noch einer einsamen Gämse, die sich jedoch leider nicht für einen Phototermin zur Verfügung stellen mochte. Auf halber Höhe machten wir einen kurzen Halt. Patricia versorgte uns grosszügig mit Schoggi-Gutzi. Doch weil der Wind kalt bliess und die Sonne sich rar machte, gingen wir zügig weiter. Bald stiessen wir auf das, was in der Karte als "Äquadukt" bezeichnet worden war: Auf einen offenen Wasserkanal, der das Schmelzwasser des ganzen Hangs sammelte und über eine lange Leitung (Details sind mir leider entfallen) ins Tal oder zumindest zur Alp runter führte.
Diese Leitung wurde in den 50er Jahren durch eine Eisenröhre ersetzt und erst vor etwa 10 Jahren öffnete ein Heimatschutzverein (oder so was ähnliches) den Kanal über eine Strecke von ca. 2 km wieder, so dass der Wanderweg dem nun dem eiligen Wasserlauf entlang führt. Nachdem wir eine weitere kleine Anhöhe emporgestiegen waren, sahen wir das Ziel des heutigen Tages: einen kleinen Bergsee, in dunklem petrolgrün, teilweise noch bedeckt mit Eisplatten. Rundum war alles noch ganz braun. Der Schnee war offensichtlich erst vor kurzem geschmolzen. Am gegenüberliegenden Seeufer stand eine kleine Steinhütte (wohl eher eine Ruine) und wir machten dort Rast. Obwohl die Sonne sich heute noch keinen Moment gezeigt hatte, begannen sich die Wolken zu verziehen, sobald wir mit dem Abstieg zum See runter begannen. Und unten am Seeufer teilten wir das, was wir vorsorglich schon am Morgen aus unserer Unterkunft mit auf die Reise genommen hatten. Währenddem wir am Ufer sassen und es uns gut gehen liessen, frischte der Wind zeitweise leicht auf und trieb die Eisplatten über den See zu uns rüber und schob diese teilweise an unser Ufer hinauf oder die Platten, die am Ufer anstiessen, knirschend übereinander.
Ein prächtiger Anblick! Ebenso wie der Blick zu den schneebedeckten Bergspitzen hoch. Die Sonne war so kräftig, dass auch dieses Mal die Socken und Schuhe von Brigitte luftgetrocknet für ihre Weiterreise parat waren. Nach einer Weile machten wir uns an den Abstieg. Die Variante 300m weiter hochzusteigen, um oben über einen Pass ins nächste Tal zu schauen, verschoben wir in Anbetracht der aktuellen Schneeverhältnisse und des letzten Postautos ins Tal zurück auf das nächste Mal. Runter kamen wir zügig und ohne weitere Probleme, bis zu dem Punkt, an welchem unser Wunschweg zwar auf der topographischen Karte eingezeichnet war, doch in Wirklichkeit weder markiert war noch unterhalten wurde. Doch dank Thomas' Kartenlesekünsten und Brigittes' und Katharinas' Spürsinn fanden wir, nach ein paar Irrungen und Wirrungen den gewünschten Weg ins Tal. Dieser führte "diretissima" in den Hinterhof von Botta's Kappelle in Mogno so dass wir auch noch diese ansehen konnten. Bei dem vollen Sonnenschein entfaltete das Muster im Raum der Kapelle und das Spiel von Licht und Schatten des Dachs seine volle Wirkung.
Da die Strasse gleich unten zu sein schien, liessen wir uns Zeit. Und als der Zeitpunkt der Busankunft näher rückte, gingen wir, die wir so gut den nicht gekennzeichneten Weg ins Tal gefunden hatten, entspannt zu den anderen Häusern runter. Doch statt bei der Bushaltestelle endeten wir in einer Sackgasse. Mit einem kleinen "Adrenalinstössli" und eiligem Schritt gelangten wir noch rechtzeitig zur Haltestelle... um dort auf den verspäteten Bus zu warten. Währenddem der Bus auf der Hinfahrt jedem kleineren Ort weiter oben am Hügel einen kleinen Besuch abstattete, fuhr er auf dem Rückweg direkt dem Tal entlang, so dass wir völlig überrascht bereits nach 30 Minuten das Ortsschild Cavergno zu sehen bekamen und wir uns fast aus dem Bus stürzen mussten. Und weil sich Kreise schliessen, beschlossen wir, den letzten gemeinsamen Abend am gleichen Ort wie den ersten zu verbringen, nämlich in der Pizzeria des Ortes. Es war ja inzwischen Samstagabend. Und selbstverständlich hatten alle den ganzen Abend über nur auf uns Sieben gewartet ;-)... Doch nach ein bisschen Umdisponieren machte es uns die Wirtin möglich, an diesem wunderschönen und warmen Sommerabend nochmals draussen zusammen z'Nacht zu essen. Es war heute eindeutig der strengste Tag gewesen. Das zeigte sich auch daran, dass es an unserm Tisch während des Essens ungewöhnlich ruhig war... ;-)... Nach der Kaffeerunde wurde es jedoch wieder lebendig und wir wären sicher noch eine Weile sitzen geblieben, wenn nicht morgen die letzte Wanderung auf uns gewartet hätte.
Da dieses Mal nicht eines der seltenen Postautos uns an unseren Ausgangspunkt bringen musste, sondern wir gleich von Cavergno starten wollten, läutete heute früh kein Wecker, d.h. wir konnten "ausschlafen" . Katharinas berufliche Pflichten lotsten sie bereits jetzt aus dem Tessin weg, so dass wir heute – zumindest für eine Weile – nur noch zu sechst unterwegs waren.
Bald einmal schien unsere "zusammengeschrumpfte" Gruppe das Mitleid einer Ziege geweckt zu haben, so dass sie nicht anders konnte, als uns ein langes Stück des Wegs zu begleiten. Und als wir eine kleine Pause einlegten, wollte sie uns auch hierbei nicht im Stich lassen: Währenddem wir an irgendwelchen Schoggiriegel etc. knabberten, tat sie sich an einem kleinen Kastanienbaum gütlich, und frass nicht nur die Blätter, sondern die Zweige gleich mit. Als wir dann immer noch nicht weitergehen wollten, legte sie sich friedlich in unserer Mitte auf den Boden und wartete. Sie begleitete weiter bis zur "Hauptstrasse" gleich unterhalb des grossen Wasserfalls. Der ganze Weg ab Cavergno führte der Bavona entlang, mal links, mal rechts des Flusses, durch lockere Mischwälder und üppig blühende Wiesen.
Er ist verbunden mit einem Lehrpfad, der die Lebensweise der Talbevölkerung näher bringt, indem er zeigt, wie die Menschen früher die Räume unterhalb der riesigen Felsbrocken für Behausung, Stall und Lagerraum brauchten. Die Sonne wurde zwischendurch von den Wolken zugedeckt, doch beim Wasserfall machte es nochmals richtig auf, so dass wir das gleissende Weiss der stürzenden Wassermassen unterhalb des strahlendblauen Himmels und inmitten der leuchtend grünen Bäume bewundern konnten. Da uns ja eine lange Heimreise erwartete, beschlossen wir, nochmals in einem Grotto "richtig" z'Mittag zu essen (diese Entscheidung erwies sich später als überaus klug). Mit vollen Bäuchen spazierten wir durch das kleine Dorf neben dem Wasserfall.
Hier wie bereits auf dem Weg durch die Dörfer. faszinierte es uns gleichermassen, wie es uns befremdete, dass es normal war, auf offenbar öffentlichen Wegen mehr oder weniger durch die privaten Gärten der BewohnerInnen zu wandern. Gleich oberhalb der Häuser dieses Orts war der Weg, der unten an den Wasserfall führte. Es war ein überwältigender Anblick: zu sehen, wie das Wasser auf die gigantischen Granitfelsen stürzte, dort aufprallte und wie die Gischt, verteilt von der Luftströmung türmende Wolken bildete. Das Ganze sah aus, wie ein riesiger Hexenkessel. Dieses Gefühl wurde noch von dem anhaltenden Tosen des Aufpralls unterstrichen. Es war richtig ergreifend!
Anschliessend setzten wir unsere Wanderung fort, weiterhin entgegen dem Lauf der Bavona Immer wieder kamen wir über Wiesen, in Wälder und durch wunderschöne Dörfer, vorbei an den, so sehr die Landschaft prägenden riesigen Felsbrocken. So viele Photomotive... Als ein 250m Anstieg in das nächste Dorf anstand und es klar war, dass aufgrund der fortgeschrittenen Zeit unsere Wanderung hier ihr Ende haben sollte, setzten wir uns noch ein letztes Mal gemeinsam in ein Grotto, um den "feinen" Kaffee, den wir beim Mittagessen im Grotto beim Mittagessen nicht bekommen hatten, zu geniessen. Doch auch hier wurde lediglich Filterkaffee angeboten. So kamen wir halt stattdessen zu einem Abschiedsbier. Ob die Erfahrenen in unserer Gruppe wohl vermutet hatten, dass uns noch ein "dickes Ende" bevorstehen würde? Unser Postauto erwischten wir wie geplant. Wir holten unser Gepäck aus unserer Unterkunft und stiegen in den brütend warmen Bus. Da Cavergno die Endstation war, hatten wir viel Platz, sowohl für uns, wie für unsere Rucksäcke, die wir im Zwischenraum deponierten. Doch nach und nach füllte sich der Bus, es wurde immer heisser und stickiger. Nur mit knapper Not gelang es uns, uns und unser Gepäck in Ponte Brolla aus dem Bus zu bringen. Ja, und dort standen wir. Und wir standen und standen. Dann wurde klar: Wir hatten keine Chance in Locarno noch rechtzeitig den Zug nach Norden zu erwischen. Dennoch liessen es sich ein paar Unverwegte unserer Gruppe nicht nehmen und rannten zum Perron rauf. Doch der Zug war wirklich bereits weg. Da die Zürcherinnen von Locarno aus nun einen direkten Zug hatten, splitterte sich unsere Gruppe nochmals auf. Inzwischen war es schon 18 Uhr gewesen und der Magen meldete sich wieder. Da jedoch nochmals in Bellinzona ein zeitlich knapp bemessenes Umsteigen anstand, entschieden wir uns einen früheren Bummelzug dorthin zu nehmen und den 35minütigen Aufenthalt für einen kurzen Abstecher zu Mc... (wir machen hier ja keine Werbung!) zu machen. Doch in Bellinzona zeigte es sich, dass Giubiasco der nächste glückliche Ort ist, der über ein solches Restaurant verfügt. Also deckten wir uns ganz banal beim Bahnhofskiosk mit auserlesenen Köstlichkeiten wie Blevita, Pommes Chips und Minisalamis ein. Als dann am Bahnhof noch durchgegeben wurde, dass die SBB den ZürcherInnen empfahl, nicht den Zug nach Zürich zu benutzen, da alle Plätze reserviert waren, sondern den kurz darauf folgenden nach Basel und in Arth Goldau umzusteigen, wurde das Perron zu einem aufgeregten Wespennest. Als dann unser Zug einfuhr, gab es kein Halten mehr! Doch Thomas, als unser Winkelried, bahnte uns den Weg frei, so dass wir nicht nur alle vier einen Sitzplatz hatten, sondern auch erst noch alle im gleichen Abteil uns breit (?!) machen konnten. Nachdem wir bei Göschenen aus dem Gotthardtunnel kamen (es war noch knapp Tag) und das Wetter sahen, war für uns klar (obwohl wir ja auch vorher schon keine diesbezüglichen Zweifel hatten): Hier im Norden hatten wir also wirklich überhaupt nichts verpasst! Und wir waren uns auch einig: dieser Zug fuhr definitiv in die falsche Richtung... Zufrieden und noch voller Wärme des Südens kamen wir dann um 23 Uhr ziemlich gerädert in Basel an. Es war eine super Zeit, eine tolle Gruppe, zusammengesetzt aus so unterschiedlichen Persönlichkeiten, die alle Platz haben durften, eine wunderschöne Gegend bei prächtigem Wetter mit all den Farben, gutes Essen, netter Gastgeber.... es fehlte einfach NICHTS!
Danke Thomas fürs Organisieren und die Fäden halten! Und danke Euch allen, die Ihr mitgekommen seid und gute Laune mitgebracht habt! Es war wirklich einfach toll!!!
Grüssli, Christine