26.08.06 - 27.08.06 Monte Tamaro (hammerhai) |
Auf dem höchsten Gipfel des Südtessins
Hallo zusammen,
noch recht verschlafen traffen wir uns um 5:45 in der Schalterhalle des Bahnhofs von Basel. Noch schnell einen Kaffee und ein Sandwich eingekauft und schon sassen wir reisebereit im Zug in's Tessin. Bald wurde es heller, aber wie wir das von den letzten 4 Wochen gewohnt waren, beherschte eine graue Suppe den Himmel nördlich der Alpen. Kaum waren wir durch den Gotthard gefahren erwartete uns aber eitler Sonnenschein. In Cadenazo verliessen wir den Zug und stiegen um in das Postauto nach Magadino. Beim der Haltestelle Bahnhof Vira/Magadino mussten wir nochmals den Bus wechseln, um auf die Alpe di Neggia zu kommen. Den Pullover konnten wir nun endgültig in den Rucksack packen, den die Sonne hatte die Luft schon angenehm erwärmt. Während wir auf den Bus warteten konnten wir das Panorama der gegenüberliegenden Seeseite geniessen.
Der Bus liess aber nicht lange auf sich warten. Über unzählige Serpentinen windete sich die Strasse an der Flanke des Monte Gambarogno hoch. Ca. 1200 Höhenmeter mussten überwunden werden, auf einem teilweise sehr engen Strasse, manchmal grad einmal so breit wie der Bus. Fast eine Stunde waren wir unterwegs als wir endlich auf dem Pass, die Alpe di Neggia, aussteigen konnten. Noch ein paar Schritte mussten wir laufen und dann standen wir auch schon vor dem Hotel in dem wir ein Zimmer reserviert hatten. Schnell hatten wir unser Zimmer bezogen, die überflüssigen Sachen aus dem Rucksack ausgepackt und die Wanderschuhe angezogen. Auch für einen Kaffee, auf der Terrasse des Restaurants, nahmen wir uns noch Zeit, bevor wir zu unserer Nachmittagswanderung aufbrachen. Der Monte Gambarogno war unser heutiges Gipfelziel. Im Aufstieg hatten wir schon einen schönen Ausblick auf die Bolle di Magadino, das Flussdelta des Ticino.
Schon nach einer Stunde erreichten wir den Gipfel, wo wir uns auf dem höchsten Punkt niederliessen und unser mitgebrachtes Mittagessen einnahmen. Wir genossen die Sonnenstrahlen und die grandiose Aussicht auf den nördlichen Teil des Lago Maggiore und die Berge nördlich und westlich von uns.
Locarno, Ascona, das Valle Verzasca mit dem Staussee, das Valle Maggia und unzählige Gipfel der Tessiner Alpen, z.B. den Campo Tencia und den Pizzo Barone sahen wir mit Blick nach Nordwesten.
Brissago und die Isole di Brissago, die Gipfel des Centovalli und des Valle Onsernone und sogar die Walliser 4-tausender, das Matterhorn, den Dom und den Monte Rosa wenn wir Richtung Südwesten schauten.
und Richtung Osten sehen wir auf die Alpe di Neggia und den Monte Tamaro, unser morgiges Gipfelziel. Da von Osten ein paar dunkle Wolken aufziehen packen wir wieder unsere Sachen zusammen und laufen auf dem Grat entlang weiter.
Der Weg ist nun nicht mehr markiert, aber die Wegspuren sind sehr gut sichtbar. Am Ende des Grats ging es plötzlich steil und unwegsam hinunter. Wir waren zu weit gelaufen, denn etwa 200 Meter vorher marschierten wir an einem grossen Steinmann vorbei, der den Abstieg zum Refugio S.Anna markierte. Also kehrten wir wieder um und machten uns an den steilen Abstieg durch den Buchenwald zum Refugio.
Nach einer kurzen Rast marschierten wir dann entlang der Südflanke des Monte Gambarogno in Richtung Indemini, ein altes Tessiner Grenzdorf mit vielen Steinhäusern, am nördlichen Ende des Valle Veddasca. Als wir nach einem weiteren steilen Abstieg da eintraffen, beschlossen wir, dass wir für heute genug gewandert sind und darum das Postauto zur Alpe di Neggia nehmen würden. Dafür hatten wir noch viel Zeit uns im Dorf umzusehen und auf der Terrasse des Restaurants eine feine Glace zu essen.
Um 17:30 bestiegen wir dann den Bus und fuhren wieder auf den Pass hoch. Kurz bevor wir die Passhöhe erreicht hatten, bewegte sich der Scheibenwischer auf der Frontscheibe. Sollten wir auch hier in der Sonnenstube nicht vor dem Regen verschont bleiben? Doch es waren nur ein paar wenige Tropfen aus den Wolken die wir über dem Monte Tamaro gesehen hatten und es sollten die einzigen bleiben für diese Wochenende. Wir freuten uns alle auf die heisse Dusche, die wir auch so schnell wie möglich in Beschlag nahmen, war doch inzwischen eine Motorradclique eingetroffen, die gerade eincheckte. Und schon bald darauf, schwebte ein feiner Essensduft durch das Stockwerk und wir machten uns auf in den Speisesaal. Aber vorher erlaubte ich mir noch ein kurzer Blick in die Küche, und da sah ich dann auch einen grossen Kupferkessel in dem eine feine Polenta kochte! Das Essen war fein zubereitet, aber da wir schon seit heute morgen um 4:30 auf den Beinen waren, fielen wir bald totmüde in die Betten und schliefen auch bald ein.
Als dann die ersten Sonnenstrahlen auf die Bergspitzen traffen, waren wir auch schon wieder frisch und munter. Wir hatten das Frühstück für 7:30 geordert und natürlich waren wir die einzigen am Frühstückstisch. Wir wollten recht früh aufbrechen, damit wir die Ruhe auf dem Gipfel geniessen konnten. Zuerst stiegen wir auf dem NW-Grat, im kühlen Schatten des Berges hoch zu ein paar alten Militärbaracken. Dann ein Stück auf der Seite des nun flacheren Teil des Grats weiter bis wir zu einem schönen Aussichtspunkt erreichten.
Von hier aus konnte wir das ganze Valle Veddasca bis zum südlichen Teil des Lago Maggiore überblicken. Da es noch früh am Morgen war konnten wir auch den schneebedeckten Monte Rosa noch deutlicher als gestern sehen.
Die Hälfte des Aufstiegs hatten wir auch schon hinter uns aber nun gings steil hinauf durch die Westflanke, der Wanderweg wurde immer enger und steiniger und zeitweise mussten auch noch die Hände mithelfen. Kurz unterhalb des Gipfels hörten wir schon Stimmen, nichts gewesen mit der Gipfeleinsamkeit. Aber, oh Schreck, als wir oben angekommen sind, sitzen und stehen da etwa 20 Leute herum und jede/r möchte lauter sein als der andere! Was für eine Stille als die Gruppe wieder weitergezogen war. Nachdem wir uns noch ins Gipfelbuch eingetragen hatten, konnten wir in aller Ruhe das 360-Grad-Panorama geniessen. Der Blick nach Süden,
nach Westen,
nach Norden
und nach Osten. Unbeschreiblich schön oder einfach Gipfelerlebniss pur! Alle 4 Bilder könnt ihr euch als Panoramafilm anschauen.
Über den Südgrat des Tamaro absteigend erreichten bald den Bassa di Indemini. Ein kurzer Aufstieg über den Nordgrat des Monte Gradiccioli und schon standen wir auf dem nächsten Aussichtsgipfel.
Der Gipfel rechts ist der Tamaro und man kann den Gratweg und den Basso di Indemini deutlich erkennen. Nach Süden haben wir nun auch freie Sicht auf den die Drei Seen. Ganz Links ein Teil des Lago di Como, etwas links des Grats ein Stück des Lago di Lugano und rechts des Grats der Italienische Teil des Lago Maggiore. Der letzte Gipfel am Ende des Grats ist der Monte Lema unser heutiges Wanderziel.
Und weil es so schön ist hier oben, machen wir hier auch grad unsere Znünirast, nehmen ein kurzes Sonnebad und geniessen die tolle Aussicht. Von hier oben können wir auch das Dorf Indemini gut sehen, das fast 1000m tiefer an der gegenüberliegenden Berggflanke liegt.
Mal auf dem Grat, mal ein bischen seitlich, ein bischen hinauf und wieder hinunter, mal auf einen weglosen Gipfel, wandern wir unserem Ziel entgegen, dem Monte Lema entgegen. Je näher wir dem Ziel kommen umso mehr Wanderer kommen uns entgegen. Kurz vor dem Ziel verlassen wir noch einmal den Weg um auf einen Namenlosen Gipfel zu steigen. Von hier können wir fast den ganzen Wanderweg überblicken, zumindest bis zum Monte Gradiccioli. Vom Monte Tamaro sehen wir nur noch den Gipfel.
Nach etwas mehr als 6 Stunden erreichen wir den Monte Lema. Der Ausflugsberg des Malcantone. Der breite und flache Gipfel sowie das Restaurant sind sehr gut besucht. Wir geniessen noch ein letztes mal die wundervolle Aussicht über die hügelige Landschaft,
bevor wir wieder zum Restaurant und Bergstation absteigen. Im Restaurant nehmen wir noch ein verspätetes Mittagessen ein, den uns besteht eine 5-stündige Heimreise ohne Verpflegungsmöglichkeit bevor. Wir fahren mit der Gondelbahn in die Talstation Miglieglia, wo wir in das Postauto nach Lamone umsteigen. Nach einer halbstündigen Fahrt durch die Kastanienhaine des Malcantone erreichen wir den Bahnhof. Hier steigen wir in den Zug, der uns durch den Monte Ceneri nach Bellinzona bringt. Während wir auf dem Bahnsteig auf den Cisalpino warten füllt sich dieser mit hunderten von Reisenden. Wir müssen also wieder einmal um einen Sitzplatz im überfüllten Zug "kämpfen". Diesmal haben wir Glück und können uns in einem Abteil niederlassen. Der total überfüllte Zug fährt weiter durch den Gotthard und wie nicht anders zu erwarten, empfängt uns auf der Nordseite eine graue "Suppe" und als wir in Arth-Goldau umsteigen regnet es in Strömen. Wir hatten ein sonniges und wunderschönes Wanderwochenende im Tessin. Auch wenn die Anreise/Rückreise relativ lang war, sind wir uns einig gewesen, es hat sich mehr als gelohnt! Vielen Dank für eure Begleitung, es hat riesig Spass gemacht mit euch unterwegs zu sein.
Grüssli
Thomas alias Hammerhai