13.12.12 Zum "Punto estremo Sud della Svizzera" bei Chiasso (Beat) |
Heute Donnerstag bin ich an die Südspitze der Schweiz, nach Chiasso, gefahren und habe auf einer Rundwanderung den südlichsten Grenzpunkt der Schweiz, den "Punto estremo Sud della Svizzera", aufgesucht.
Zu meiner grossen Verwirrung werde ich dort feststellen, dass (vermutlich in einer "Piratenaktion") die Infotafel des südlichsten Punktes mit jener des nördlichsten Punktes in Bargen bei Schaffhausen ausgetauscht worden ist.
Wanderroute: Chiasso (Bahnhof: 238m) - Bosco Penz - Santo Stefano (491m) - Pedrinate (425m) - "Punto estremo Sud della Svizzera" - Laghetto (537m) - Chiasso
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/Chiasso131212
Route dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Streckenlänge ca. 12 km; 500 m auf- und abwärts:
Erst nach längerem Suchen finde ich eine Geleiseunterführung*) beim Bahnhof Chiasso und starte kurz vor 11 Uhr die Wanderung in Richtung Bosco Penz / Santo Stefano, den Hügel südlich von Chiasso. Um 12:30 erreiche ich den "Punto Sud" und um 13:45 bin ich zurück beim Bahnhof in Chiasso.
*) Die Personenunterführung im Bahnhof führt nämlich nicht unter dem ganzen Gleisfeld hindurch. Erst bei der Rückkehr stosse ich auf die Bahnunterführungsstrasse, die ich hätte benutzen können.
Im Gegensatz zur Alpennordseite, die kräftig eingeschneit wurde, ist im Südtessin nicht Schnee- sondern Laubwandern angesagt:
Auf meiner ganzen heutigen Wanderung bin ich keiner Menschenseele begegnet:
Eigentlich wollte ich dem Nordhang des Bosco Penz entlang bis kurz vor Bresciano gehen und von dort zur Kirche Santo Stefano aufsteigen. Etwa auf halbem Weg stosse ich aber auf diese Abzweigung nach links und auf einen Weg, der noch nicht in der Karte eingezeichnet ist. Ich bin gwundrig, wo er mich hinführen wird:
Blick nach Nordosten über den Chiasso-Vorort Morbio mit dem Zugang ins Valle di Muggio:
Tiefblick auf Chiasso, eine Stadt, die vermutlich keinen Schönheitswettbewerb gewinnt:
Weiter oben stosse ich auf einen Weg, der zur Kirche Santo Stefano führt:
Dieser Turm steht über dem Dorf Pedrinate, das ich später durchqueren werde:
Aussichtsplattform auf dem Penz-Hügel mit Blick auf Chiasso. Leider ist der blaue Tessiner Himmel der vergangenen Tage seit heute von dichten Wolken überzogen und für morgen Freitag ist gar Schneefall angekündigt:
Die Kirche Santo Stefano. Bei schönem Wetter reicht hier die Sicht über das Mendrisiotto bis zu den Viertausender der Walliser Alpen:
Mit dem 12-Uhr-Glockenschlag durchquere ich das Weindorf Pedrinate, das sich 1976 der Stadtgemeinde Chiasso angeschlossen hat:
Im Wald südlich von Pedrinate stosse ich erstmals auf einen Wegweiser mit der Aufschrift zum "Punto estremo Sud della Svizzera":
Richtig, eigentlich ist jetzt Siesta-Zeit:
Beim Grenzstein 76 erreiche ich die schweizerisch-italienische Grenze:
Der Weg führt nun dem Grenzzaun aus Metallpfosten vorbei, der ein Durchschlüpfen, jedenfalls für Schmalbrüstige, nicht verunmöglicht. Weiter vorne ist der Zaun höher und zusätzlich mit einem Drahtgitter versehen:
Beim Grenzstein 75B komme ich zum "Punto Sud", dem südlichst gelegenen Grenzpunkt der Schweiz:
Ziemlich verwirrt stelle ich fest, dass .....
.... dass hier etwas nicht ganz stimmen kann. Ich treffe auf eine grüne Tafel mit der Beschriftung "Schwarzer Stein" - "Gatterstein" / "Heute nördlichster Grenzpunkt der Schweiz":
Eigentlich hätte ich diese Beschriftung erwartet: "PUNTO ESTREMO SUD DELLA SVIZZERA"
Obiges Bild aus: http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/903_Tessin.html
Ein italienisch / französisch / englisch verfasster Text lässt vermuten, dass sich hier jemand einen Jux geleistet hat:
Erklärung der GSmbH / "Group for Switzerland with blue sky":
Frage: Hat diese GSmbH etwa auch den vermissten blauen Tessiner Himmel geklaut?
Erst zuhause und mit Hilfe von Google stosse ich auf die Urheber dieser Aktion, nämlich die Winterthurer Sponti-"Gruppe für eine Schweiz mit blauem Himmel":
Quellenhinweis (Text unten und Bild oben): http://www.landbote.ch/?id=18&tx_vsarticle_pi1[article]=216860
Der Landbote / Winterthur Stadt | 11.12.2012
Die Schweiz steht kopf
Seit einer Woche ist die Schweiz neu ausgerichtet. Dafür verantwortlich zeichnet die Winterthurer «Gruppe für eine Schweiz mit blauem Himmel». Ein Stück in (bis jetzt) vier Akten.
Hansueli Dubach ist Informatiker. Wer als Informatiker in einer Bank arbeitet, braucht einen guten Ausgleich. Für «Dubi», wie er von seinen Kollegen und Freunden genannt wird, ist es das Wandern. Besonders gern schnürt er mit drei Kollegen die Wanderschuhe: mit Philipp Berni, Luk Martz – beide ebenfalls Informatiker – sowie mit dem Musiker Jürg Thaller.
Geht man nicht gerade wandern, so trifft man sich in der Winterthurer Stammbeiz an der Technikumstrasse und trinkt ein Bier. Und vielleicht noch eins. Und noch eins. Und …
Erster Akt: Die Idee
So ist es auch am Samstagabend, dem 17. November. Es wird spät, man sitzt am runden Tisch gleich vor dem Klavier. Und «Dubi» erzählt von seinen Wanderungen. Schon mehrmals ist er vom südlichsten Punkt der Schweiz (Chiasso, Tessin) zum nördlichsten (Bargen, Schaffhausen) marschiert. Einmal legte er diese Strecke sogar in mehreren, jeweils 24 Stunden dauernden Etappen zurück. Beim Überqueren eines Viehzaunes in Wetzikon bekommt Dubi Elektroschläge ab: «Das macht wieder wach und gibt Energie», schreibt er später auf seiner Internetseite. Nun soll bald die «Direttissima» folgen: Eine schnurgerade Wanderung vom nördlichsten zum südlichsten Punkt der Schweiz auf der direkten Linie mit einer maximalen Abweichung von 500 Metern.
Alles schön und gut, finden die Kollegen. Aber immer nur vom nördlichsten zum südlichsten Punkt, das sei doch etwas langweilig. Doch was wäre, wenn man die beiden Punkte miteinander vertauschen würde? Langsam reift die Idee: Sie wollen die Schweiz auf den Kopf stellen. Und zwar jetzt gleich.
Zweiter Akt: Im Norden
Noch in der Beiz schreibt Luk Martz ein Plakat. Eigentlich soll es lauten: «Tafel weg – kommt wieder». Am Schluss steht dann aber, wohl wegen des Biers: «Tabel weg – kommt wieder». Man geht nach Hause, holt Werkzeug und gute Schuhe. Treffpunkt ist der Hauptbahnhof: Um 01.28 Uhr fährt der Zug nach Schaffhausen, um 2 Uhr kommen sie an. Einen Nachtbus nach Bargen gibt es um diese Zeit nicht mehr. Mit dem Taxi fahren sie nach Bargen, doch bei der Zollstation will der Chauffeur nicht mehr weiterfahren. Durch Nebel und Wald führt der Weg zum Grenzstein Nummer 593. Sie schrauben die grüne Tafel ab, die neben dem Grenzstein angebracht ist und erklärt, was es mit diesem auf sich hat. Dann heften sie das handgeschriebene Plakat dran: «Tabel weg – kommt wieder!» Die Infotafel wickeln sie in geblümtes Geschenkpapier. So reist sie inkognito nach Winterthur.
Dritter Akt: Im Süden
Sonntag, 25. November. Um 07.25 Uhr fährt der Zug nach Zürich, und ab dort gondelt man im Speisewagen ins Tessin. In Lugano müssen sie umsteigen. Dabei vergessen sie die «Tabel» im Zug, merken es aber noch auf dem Perron und sprinten los. In Chiasso liegt der «Punto estremo sud della Svizzera». Er wird seines länglichen, hölzernen Schilds beraubt, dafür hängt nun hier die grüne «Tabel» aus Schaffhausen sowie ein mehrsprachiges Bekennerschreiben. Inhalt: «Wie du vielleicht bemerkt hast, passt die Beschreibung auf dem Schild nicht zu diesem Ort. Da wir der Meinung sind, dass nicht nur Menschen ihren Standpunkt hin und wieder ändern sollen, haben wir die Schilder der Extremalpunkte Süd und Nord ausgetauscht.» Gezeichnet ist es mit «Gruppe für eine Schweiz mit blauem Himmel» (GSmbH) – und diese werde natürlich dafür sorgen, dass die Schilder an ihren richtigen Ort zurückfinden.
Vierter Akt: Ver-rückte Welt
Am 30. November wird das Werkzeug kontrolliert und die Tessiner Tafel, die in der Stammbeiz zwischen Pastis-Flasche und Wandtelefon angeschraubt war, eingepackt. Dann geht es wieder nach Bargen. Durch Dunkelheit, über Glatteis führt der Weg zum Grenzstein. Rasch sind die Tessiner Holztafel und das Bekennerschreiben montiert.
Daheim in Winterthur feiert die GSmbH die ver-rückte Schweiz bei Pizza und Bier. Und jetzt wartet bereits die Umkehr: Bis Februar soll die Aktion rückgängig gemacht werden. Es sind jedenfalls nicht nur Winterthurer, die die Welt umdrehen; es sind auch Winterthurer, die sie wieder in Ordnung bringen. Oder so. Sicher ist: Der 5. Akt folgt.
Katharina Baumann
Die Wanderungen von Hansueli Dubach: http://www.hdubach.ch/index.php/touren--wanderungen
In diesem Gebiet, wo nicht nur Winterthurer ihr Unwesen treiben, sondern auch häufig illegale Grenzübertritte stattfinden, wird Wandernden empfohlen, einen Identitätsausweis auf sich zu tragen:
Ich entferne mich von der Grenze und gehe weiter in Richtung Laghetto, wo ich erneut auf den Grenzzaun stossen werde:
Blick über die Grenze nach Südosten und Richtung Como. Im Hintergrund vermutlich Berggipfel jenseits des Lago di Como in der Lombardei, z.B. Monte Bolettone:
Bei Laghetto, einem Gehöft in einer Waldlichtung, umgeben von Reben .....
.....bei Laghetto stosse ich wieder auf den Grenzzaun, hier bestehend aus Holzschwellen und Drahtgitter:
Ich verlasse das Grenzgebiet, in welchem die Palisaden in allen Variationen eine beklemmende Stimmung verbreiten und steige Richtung Chiasso hinunter:
Rund hundert Meter nach dem Bahnhof von Chiasso (links) verläuft die Grenze zu Italien. Das Gebiet nach der Grenze heisst Ponte Chiasso und gehört zu Como:
Brückenbau der Italiener:
Brückenbau der Schweizer:
Um 13:45 Uhr .....
Um 13:45 Uhr bin ich zurück beim Bahnhof Chiasso und erwische gerade einen direkten Zug (ohne Umsteigen) nach Zürich:
Hoffentlich bringt die Winterthurer "Gruppe für eine Schweiz mit blauem Himmel" auch diesen verschwundenen blauen Himmel wieder zurück ins Tessin, so dass sich ein längerer Besuch in dieser Gegend lohnt.
Beat
Weitere Infos:
- wandersite.ch (Route Nr. 903): http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/903_Tessin.html
- ursiswelt.ch: http://www.ursiswelt.ch/chiasso.htm
- Wanderland / Das Magazin der Schweizer Wanderwege / Spezialausgabe Tessin / April 2/2012
- rolandweibel.com (Schweiz-Durchquerung Nord-Süd / West-Ost): Die vier Grenzsteine der Schweiz
ursi 14.12.12: | Hallo Beat, bin in Gedanken diese wunderschöne Wanderung gerade wieder mitgewandert. Wir sind übrigens zwischen Chiasso und Bresciano auch den Weg, der auf keiner Karte eingezeichnet ist, hochgewandert.. Ganz herzlichen Dank für diesen schönen Bericht! |
Martha 21.12.12: | Tolle Wanderung. Möchte ich auch mal machen. Lieben Dank und Gruss, Martha |