27.10.07 - 28.10.07 Creux du Van (Marcel) |
Hoi zäme
Der Jura ist für mich ein unbekanntes Wandergebiet – umso mehr freute ich mich, als Thomas für dieses Wochenende eine zweitägige Wanderung im Val de Travers ausschrieb! In Neuenburg bestiegen dann fünf BaslerInnen und ein Ostschweizer den Regionalzug nach Bôle. Natürlich strebten wir nach dem Aussteigen gleich das erstbeste Restaurant an – und wir hatten eine gute Wahl getroffen - nicht nur begrüsste der Wirt jeden mit Handschlag, der Kaffee und die Gipfelis waren ausgezeichnet und als wir die Rechnung verlangten haute es uns ab des Preises doch fast vom Stuhl – 4.20 für einen Kaffee mit Gipfeli habe ich seit Urzeiten nicht mehr bezahlt! Frisch gestärkt – und mit genauen Infos des Wirtes über unsere geplante Strecke – gings dann los Richtung Gorges de L'Areuse – wer einmal in dieser Gegend ist, sollte sich die Wanderung durch diese spektakuläre Schlucht nicht entgehen lassen. Wir waren beeindruckt und die Speicherkarten unserer Digicams wurden gleich mal recht gefüllt! Ich habe selten eine so abwechslungsreiche Talstrecke erlebt mit tiefsten Schluchten, Wasserfällen und dazwischen auch wieder ganz lieblichen Seen.
und sehr interessante Brücken
Dass der Himmel in diesem Stück unserer Wanderung sich noch nicht von der blauen Seite zeigte störte nicht wirklich, umso mehr freuten wir uns, als wir zum Hôtel de la Truite gelangten und plötzlich die Sonne am Himmel erschien und wir unseren Kaffee Chauffeur im Freien trinken konnten – übrigens die Tarte de Pomme war auch nicht zu verachten – mmh! Frisch gestärkt und beschwingten Schrittes gings dann weiter dem Flüsschen entlang und nach einigen Minuten zeigte ein Wegweiser erstmals Richtung Ferme Robert – unser Uebernachtungsziel. Nun hiess es einige hundert Meter auf einem schönen Waldweg bergauf zu wandern und so gelangten wir am Nachmittag zu unserem Nachtlager. Natürlich wollte jetzt noch niemand schlafen und Thomas hatte ja auch noch einen Spaziergang vorgesehen.
Dass aus dem Spaziergang dann noch eine ausgewachsene Wanderung wurde, nehme ich Thomas nicht übel – wurde ich doch mit einer phantastischen Abendstimmung auf dem Creux du Van überrascht
– und selbstverständlich wollte auch hier oben jeder seine Eindrücke auf Kamera bannen.
Allzulange konnten wir uns hier oben auch nicht mehr Zeit lassen – gegen Ende Oktober kommt die Dunkelheit oft früher als man denkt. Zurück bei der Ferme Robert liessen wir uns erstmals unser Zimmer zeigen (ein sechser Zimmer mit Kajütenbetten und jede Menge Platz!).
Nun verspürten wir einen rechten Hunger und freuten uns aufs Abendessen. So pilgerten wir nach Schlafsackauspacken und Duschen/Frischmachen schnurstracks wieder zum Restaurant hinauf und setzten uns an unseren reservierten Tisch. Unsere Fonduebestellung konnten wir auch recht flott aufgeben. Die Tees und der Weisswein wurden dann auch rasch serviert, doch mit dem Essen mussten wir uns nun doch einige Zeit gedulden – die Nebentische erhielten erstmals ihre reich garnierten Rehrücken mit Kroketten – ist mir jetzt noch ein Rätsel, wie man sowas in dieser kleinen Küche zubereiten kann. Naja unser Fondue musste hintenanstehen und sich gedulden. Inzwischen traf noch eine ca 15köpfige Gruppe französischer Staatsbürger mitsamt Handharmonika ein und stimmte gleich ein Chanson an. Es wurde lautstark gesungen und so verging dann auch die Wartezeit bis wir unseren riesigen Fonduetopf erhielten – das Warten hatte sich gelohnt, ich durfte mit eines der besten Fondues das ich je gegessen habe verspeisen und auch Kirsch, Weisswein und der Tee waren ein Genuss! Unsere französischen Tischnachbarn hatten inzwischen auch ihr Fondue gekriegt und legten eine musikalische Ruhepause ein. Die dauerte allerdings nicht lange und irgendwann wollte der Sänger auch von unserer Tischrunde einen Songwunsch hören. Nach kurzem Studieren wurde aus unserer Runde der Wunsch nach Edith Piafs 'je ne regrette rien' laut – den Sänger freute es offensichtlich, denn er legte sogleich los und wir unterhielten uns ganz prächtig.
Gegen 22 Uhr ergriff uns dann die allgemeine Müdigkeit und wir vertauschten das gemütliche Lokal gegen unsere Schlafsäcke und innert kürzester Zeit schlief die ganze Gesellschaft. Die Zeitumstellung gewährte uns eine zusätzliche Schlafstunde und so fiel es uns nicht wirklich schwer, pünktlich um acht Uhr zum Morgenessen zu erscheinen. Es gab zwar kein Müesli aber sonst war es absolut ok und die Rechnung war eh perfekt – für Uebernachtung, Fondue inkl. aller Getränke und Morgenessen bezahlten wir in der Ferme Robert sage und schreibe nicht mal 70 Franken pro Person!!!
Da wir gestern abend bereits den eigentlich für heute vorgesehen Weg auf den Creux du Van erklommen hatten, meinte Thomas, nun könnten wir uns ja noch an der etwas schwierigeren - weil weglosen - Westflanke der Felsarena versuchen. Nicht nur bei schlug angesichts dieser Vorstellung das Herz ein bisschen schneller. Aber was solls wir folgten Thomas den steilen Hang hinauf und ich muss gestehen mir gefiel der Aufstieg und die zwischenzeitlichen Abstiege – auch wenn mit etwas Kletterei verbunden – sehr!
Es war abenteuerlich aber nie gefährlich und die Ausblicke in die Arena des Creux du Van waren beeindruckend.
Unterwegs sahen wir noch einen Fotografen mit einem wahrhaft beeindruckenden Objektiv der uns prophezeite, dass wir heute bestimmt noch Steinböcke und deren Junge zu Gesicht bekämen. Und wirklich - er hatte nicht zuviel versprochen. Kaum hatten wir die Höhe erreicht sahen wir einen weiblichen Steinbock (Steingeiss?)!
– das war ja schon genial aber kaum zwanzig Meter weiter erblickten wir dann noch zwei Jungsteinböcke – und die waren nun wirklich mehr als niedlich! Keine Ahnung wieviele Pictures hier geschossen wurden – es müssen wohl Hunderte gewesen sein.
Zwischendurch würdigten wir natürlich auch die Aussicht über unseren Aufstiegsweg - ich finde es war doch recht beeindruckend, was wir da geleistet haben!
Hier oben gibt s das Restaurant du Soliat, welches einen ganz feinen Hauskaffee herstellt – konnte nicht widerstehen gleich zwei davon zu trinken.
Danach gings dann weiter auf den höchsten Punkt der Hochebene und hier hatten wir eine unglaubliche Sicht auf die ganze Alpenkette: Vom Pilatus über Eiger-Mönch-Jungfrau zum Wetterhorn und vielen anderen Hörnern (Matterhorn etc) bis hin zum Mont Blanc Massiv. Sowas habe ich noch nie gesehen!
Nachdem wir uns an all den Gipfeln sattgesehen hatten, gings dann gemütlich über unzählige Hügel dem Val de Travers entlang Richtung Môtier.
Die noch vorgesehene Wanderung durch die Gorges Poëta Raisse konnten wir leider aus Zeitmangel nicht mehr durchführen. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben – freue mich jetzt schon auf die nächste Jurawanderung!
In Môtier ging ein zauberhaftes Wochenende seinem Ende entgegen. Thomas ganz herzlichen Dank für die Idee und die Durchführung dieser phantastischen Wanderung und Yvonne für die Reservation der Uebernachtung. Meinen Mitwanderern danke ich für die Begleitung – es war einfach wunderschön mit Euch!
Gruss
Marcel