29.10.12 Flucht vor Winter: Gordola - Monti di Metri - Verzasca-Staumauer - Tenero (Beat) |
Winter bereits im Oktober - das gehört verboten! Ein Winteranfang am 21. Dezember (oder erst an Heiligabend / 24. Dezember) ist früh genug. Die zwei zurückliegenden Wintertage haben mir jedenfalls gereicht und ich habe die Alpennordseite heute Morgen fluchtartig in Richtung Tessin verlassen. Dort bin ich in einer angenehm herbstlichen Umgebung angekommen, so wie es sich für einen anständigen OktoberMontag auch gehört.
Im "Auftrag" von Judith habe ich zudem Ausschau nach Rustici gehalten. Und ich kann ihr zurückmelden: An den kastanienumwaldeten Sonnenhängen oberhalb von Gordola / Tenero (Monti di Metri / Monti di Motti) warten zahlreiche kleine Bergdörfer / Maiensässe auf Erneuerung und Wiederbesiedlung.
Wanderroute: Gordola (216m) - Sotto Sassalto (435m) - Bazzadee (859m) - Monti di Metri (985m) - Miescio (739m) - Diga della Verzasca / Staumauer (474m) - Gordemo (429m) - Tenero FFS (208m)
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/GordolaTenero291012
Route dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Streckenlänge ca. 16km; 1000m auf- und abwärts:
Mit der S20 fahre ich von Bellinzona durch die Magadinoebene Richtung Locarno bis zur Station Gordola. Aus dem Zugfenster werfe ich einen ersten Blick aufs geplante Wandergebiet. Oben in Bildmitte der Sassariente, den Gosha kürzlich bestiegen hat. Ich werde in den Kastanienwäldern links unterhalb des Sassariente zu den teilweise zerfallenen Maiensässen Monti Sassalto, Bazzadee, Monti di Metri hinaufsteigen und anschliessend zur Verzasca-Staumauer (Diga Verzasca) absteigen:
Kurz vor 10 Uhr starte ich die Wanderung in Gordola in Richtung Sotto Sassalto / Monti di Motti. Die Maiensässe Monti di Metri, den höchsten Punkt der heutigen Wanderung auf knapp 1000 m.ü.M., erreiche ich kurz nach 12 Uhr. Unten bei der Verzasca-Staumauer werde ich um 14 Uhr und bei der Bahnstation in Tenero um 15:30 ankommen. Der 1550-Meter-Aufstieg (T3+) zum Sassariente (1768 m.ü.M.) beträgt ab Gordola 5 Stunden:
Eigentlich wollte ich bei der Kirche in Gordola / Sant'Antonio den direkten Aufstiegsweg (grün / blauer Pfeil) wählen. Doch auf Anhieb habe ich diesen nicht gefunden. Möglicherweise ist er wegen Kirchen-Renovationsarbeiten momentan nicht zugänglich. So habe ich halt einen (schönen) Umweg eingeschlagen, bin von oben her ins Valle della Pentima abgestiegen und dort auf den vorgesehenen Wanderweg gestossen:
Vereinzelt hängen noch Früchte (Kaki?) an den Bäumen, einigen hängen gebliebenen überreifen Trauben kann ich nicht widerstehen:
Blick über das Maggiadelta in Richtung Locarno / Ascona. Die Schneegrenze liegt bei rund 1000 Metern, ich werde sie weiter oben knapp erreichen:
Oberhalb von Gordola steige ich über einen "Sentiero comunale" ins Valle della Pentima ab, wo ich auf den "richtigen" Aufstiegsweg stossen werde:
Der Aufstieg über stachlige Kastanienhüllen und Herbstlaub ist schön und auch schön steil, er bringt mich kräftig ins Schwitzen. Manchmal verliere ich den Weg kurz aus den Augen und ich bin froh um das GPS-Gerät, das mir schnell zeigt, wie ich die richtige Spur wieder finde:
Durch Astlücken blicke ich auf den Sassariente:
Der Aufstieg zum Sassariente führt ebenfalls über den Weg, auf welchem ich mich hier befinde. Weiter oben, zwischen den Maiensässen Bazzadee und Monti di Metri, muss aber nach Nordosten abgezweigt werden:
Ich erreiche die Maiensässe Bazzadee - ein erster "Geheimtipp" für die ein Rustico suchende Judith:
Die meisten Steinhäuser sind arg zerfallen und nur ganz wenige .....
..... nur ganz wenige sind wieder soweit hergerichtet worden, dass sie vermutlich als Rustici zeitweise bewohnt sein dürften. Der einfachste Zugang nach Bazzadee erfolgt vermutlich über das weiter oben gelegene Monti di Motti, das über einen befahrbaren Alpweg von Cugnasco / Curogna her erreicht wird:
Prächtige Tiefsicht auf das Mündungsgebiet des Ticino und der Verzasca, die Bolle di Magadino:
Das Naturschutzgebiet der Bolle di Magadino haben wir im vergangenen April durchwandert.
Siehe FF-Blog: 08.04.12 / Osterwanderung durch die Bolle di Magadino (Verzasca- und Ticinomündung)
Ganz ohne Schnee komme ich auch im Tessin nicht davon. Doch der ist hier mehr Dekoration als Belästigung:
Nur wenige Minuten nach Bazzadee erreiche ich Monti di Metri, die nächste Maiensässe:
Monti di Metri ist offensichtlich auch mit Fahrzeugen erreichbar (im Bild ein Merc):
Auch in Monti di Metri stehen Steinbauten in allen möglichen "Lebensstadien", von tot über halbtot bis auferstanden. Von hier aus schicke ich an Judith ein SMS. Möglicherweise würde sie hier Rustico-fündig:
Monti di Metri ist ebenfalls sonnig und aussichtsreich gelegen, mit Blick auf Locarno / Ascona. In der Bildmitte sind die beiden Brissago-Inseln zu erkennen:
Ich steige nun ins Val Verzasca ab, d.h. zur dortigen Staumauer mit Stausee, der den Taleingang oberhalb Tenero auffüllt:
Weitere verlassene und zerfallende aber auch bewohnte Steinbauten liegen am Weg. Rechts im Hintergund das Valle di Mergoscia, ein nach Westen verlaufendes Seitental des Val Verzasca:
Vertum, eine ausnahmsweise bewohnte und bewirtschaftete Siedlung:
Auch drüben an den Talhängen des Valle di Mergoscia sind zahlreiche verlassene und zerfallende Siedlungen anzutreffen:
Im vergangenen Mai sind wir vom Cima della Trosa her kommend, dem Talhang entlang durchs Valle di Mergoscia, ins Dorf Busada / Mergoscia abgestiegen.
Siehe FF-Blog: 12.05.12 / Vom Cimetta über den Cima della Trosa und weiter bis Busada / Mergoscia
Oben durchs Geäst leuchtet unübersehbar der beschneite 2442 Meter hohe Pizzo di Vogorno und unten .....
..... und unten im Tal schimmert tiefblau der Lago di Vogorno, der Verzasca-Stausee:
Auf dem Weg zum Stausee durchquere ich ein weiteres "Geisterdorf": Miescio. Über die besonnten Gemäuer huschen aber keine Geistwesen sondern unzählige Eidechsen. Sie verschwinden blitzartig in den Mauerritzen:
Gerne würde ich mich 50, 100, 200 Jahre zurückversetzen lassen, in eine Zeit jedenfalls, als hier in diesen Mauern noch "richtig" gelebt, gewohnt, gearbeitet wurde:
Der Abstiegsweg im Hang über dem Stausee ist steil, doch über Holztreppen und mit seitlichen Absicherungen ist er gefahrlos passierbar:
Die gewaltige Verzasaca-Staumauer / Contra-Staumauer (Diga della Verzasca) ist eigentlich nur von oben und aus einiger Distanz überblickbar:
Der Wanderweg, der von Tenero her auf der östlichen Fluss- und Seeseite talaufwärts führt und oben am Seeende bei der Ponte di Corippo in den westlich verlaufenden Weg zweigt, verläuft nicht direkt an der Staumauer vorbei. Der kurze Abstecher hinunter zur Talsperre ist aber lohnenswert und ersetzt oder ergänzt den Besuch eines 007- oder Superman - Films:
Lago di Vogorno
Die 380 Meter lange und 220 Meter hohe Bogenstaumauer – die Contra-Staumauer – ist die vierthöchste Staumauer der Schweiz (nach denen der Seen Lac des Dix, Lac de Mauvoisin und Lago di Luzzone). Ein Teil des Dorfs Vogorno wurde beim ersten Aufstau des Stausees im Sommer 1965 geflutet; die Häuser wurden am Hang oberhalb des Sees neu erbaut.
Die Anfangsszene des James-Bond-Films GoldenEye, ein Bungee-Sprung James Bonds von der Staumauer, wurde hier gefilmt. Der Sprung kann von Mutigen nachgestellt werden: Auf der Staumauer werden Bungee-Sprünge angeboten.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Lago_di_Vogorno
Gegenüberliegend das Dorf Mergoscia:
Zwei abwärts aufgenommene Panoramabilder, von der Mauerkrone hinunter zum Mauerfuss und wieder hinauf zur Mauerkrone:
Rechts oben der Pizzo di Vogorno und unten am See das Dorf Vogorno, das nach dem Aufstau des Sees neu gebaut wurde:
Ich überquere die Staumauer und steige auf der westlichen Talseite ein Stück weit hinunter. Auf der Landeskarte ist ein Weg bis ganz hinunter eingezeichnet. Diesen konnte ich im Steilhang allerdings nicht erkennen:
Im Bild die Einrichtung, von der aus die oben erwähnten 007-Bungee-Sprünge erfolgen:
INFOS (nix für mich, das überlasse ich den beiden FF-Süpermen):
- http://www.verzasca-tourism.ch/de/79/bungee_jumping.aspx
- http://www.trekking.ch/de/bungy/bungy-jumping-007-verzasca-ultimo
- http://www.fischeradventures.ch/frame.html?http://www.fischeradventures.ch/bungy.html
Blick von der Staumauer talabwärts über den Lago Maggiore und hinüber zur Monte Tamaro - Monte Lema - Kette:
Vertikalblick von der Staumauermitte, vorbei an meinen Schuhe, hinunter zur Verzasca, d.h. zum kümmerlichen Rest, der ihr unterhalb des Stausees übrig gelassen wird:
Ob sich die beiden Kinder .......
.... ob sich die beiden Kinder zu Weihnachten oder zum nächsten Geburtstag wohl einen 007-Bungy-Jump wünschen werden?
Ich setze meine Wanderung talwärts in Richtung Tenero fort:
Aus Südwesten blendet die Sonne gleich doppelt, vom Himmel und über ihre Spiegelung im See:
Unten Tenero / Gordola und auf der gegenüberliegenden Magadino-Talseite der Übergang beim Monte Ceneri:
Gegen 15:30 kommen ich zur Bahnstation in Tenero und fahre von dort mit der S20 zurück nach Bellinzona:
Durch das Zugfenster werfe ich einen Blick zurück auf ein Wandergebiet, das ich sicher nicht zum letzten Mal besucht habe:
Und falls Judith auf ihrer Suche nach einer Tessiner "Residenz" einen Schritt weiter kommt, würde mich das freuen.
Beat
Weitere INFOS:
- ticino.ch: http://www.ticino.ch/de/commons/details/Gordola-Berzona/13860.html
- wandersite.ch (Nr. 478): http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/478_Tessin.html
- tenero-tourism.ch: http://www.tenero-tourism.ch/de/114/sentierone.aspx
dallostogabi 30.10.12: | Hallo Beat toller Blog und sehr schöne Bilder. Vielen Dank. |
Martha 01.11.12: | Sehr schöni Wanderig, da wäri morn au gern däbi. Wüschä üch ä ganz ä schönä Tag, LG Martha |