09.06.12 Küsnacht - Küsnachtertobel - Pfannenstiel - Meilemer Tobel - Meilen (Beat) |
Nach den zurückliegenden Regentagen, teilweise verbunden mit Überschwemmungen, versprach die Wetterprognose für heute Samstag viele Wolken am Vormittag, für Nachmittag aber Aufhellungen. Genau so war es denn auch. Von Regentropfen sind wir verschont geblieben. Wasser haben wir dennoch viel zu Gesicht bekommen, in Form von sprudelnden Bächen und von unzähligen Wasserfällen entlang der beiden Tobelwege oberhalb Küsnacht und Meilen.
Unsere heutige Route: Küsnacht ZH (415m) - Küsnachter Tobel - Tobelmüli (595m) - Hohrüti (685m) - Chüelenmorgen (736m) - Vorder Guldenen (794m) - Guldener Höchi - Pfannenstiel Hochwacht (803m) / Aussichtsturm / Restaurant - Okenshöhe (799m) - Eichhalden (727m) - Toggwil (643m) - Meilemer Tobel - Meilen Bahnhof (420m) - Meilen Schiffstation (408m) - Schifffahrt von Meilen über Herrliberg, Erlenbach, Küsnacht nach Zürich.
Mit dabei: Thomas, Eva (erstmals), Barbara, Edith, Martha, Agnes, Heidi, Esther, Beat
Bilder von Martha im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/luetzelmatt/20120609KusnachtPfannenstielMeilen
Weitere Bilder in meinem Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/Pfannenstiel090612
Route (inkl. Schifffahrt Meilen - Zürich) dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Wanderroute von Küsnacht über den Pfannenstiel nach Meilen:
Streckenlänge ca. 18km; 450m auf- und abwärts:
Um 10 Uhr kommen wir mit der S16 von Zürich her an der Zürcher Goldküste in Küsnacht an, wo wir uns vor der Cafeteria (?Gold?)Münz ein Startkaffi servieren lassen:
Um 10:30 starten wir unsere Wanderung in Richtung Küsnachter Tobel; um 13:15 erreichen wir den Hochwacht-Aussichtsturm auf dem Pfannenstiel und um 16:15 kommen wir beim Bahnhof in Meilen an. Für die Rückfahrt nach Zürich nehmen wir das 16:26-Schiff, mit dem wir um 17:15 schliesslich in Zürich Bürkliplatz eintreffen.
Erst auf dem Heimweg bemerkte ich auf dem Handy ein SMS von Maya, die sich beim Tobeleingang kurzfristig auch noch einklinken wollte aber uns leider verpasst hat. Sorry!
Das Küsnachter Empfangskomitee gibt uns sein OK für den Tobelweg:
An der Kirche, dem Ortsmuseum Küsnacht und an 65 Findlingen vorbei finden wir den Tobelzugang am Dorfbach:
Die meisten dieser Findlinge sind vor 20'000 Jahren auf dem Rücken des Lindtgletschers aus dem Glarnerland in diese Gegend verfrachtet und im Zusammenhang mit Bauarbeiten ausgegraben worden:
Bildquelle (mit detaillierter Auflistung der 65 Findlinge):
http://www.verschoenerungsverein-kuesnacht.ch/pdf/Findlingstafel.pdf
Während rund anderthalb Stunden führt unser Weg nun dem Küsnachter Dorfbach und später dem Rüsselbach entlang hinauf zum Hügelrücken des Pfannenstiels:
Etwas weiter oben kommen wir am Alexanderstein vorbei, einem "wöschhüüsli"-grossen Findlingsblock:
Es ist vielleicht vermessen, neben Reisezielen wie Ayers Rock und Monument Valley ans Küsnachter Tobel und den Alexanderstein zu erinnern - aber reizvoll.
Seit 20 000 Jahren ist der Findling dort. Rund 400 Jahre - bei Tagesetappen von 50 Zentimetern - dürfte seine Reise auf dem Rücken des Linthgletschers gedauert haben, bis er vom glarnerischen Hausstock nach Küsnacht disloziert hatte. Seither steht er ungerührt da. Die Kluft des Bachs, der sich von der Guldenen her durch die Moräne gefressen hatte, war von der Tobelmühle bis hinunter ins Dorf «eine Wildnis, ein Durcheinander von Wasser, Steinen und Pflanzen, in das sich nur die Männer der Holzkorporation und wilde Buben wagten», wie es ein Seminardirektor beschrieb. Erst die Bachkorrektur 1895 bis 1900 und der brückenreiche Wanderweg des Verschönerungsvereins öffnete diese wuchernde Schneise der Ruhe.
Für Hunderte weiterer wilder Buben und natürlich auch für wilde Mädchen ist der erratische Block seither zur ersten richtigen Mut- und Kletterprobe geworden. Der First des Steins liegt fünf Meter über Grund, die Normalroute mit leichtem Einstieg beginnt beim Wanderweg. Doch die dorfwärts gelegene Steilwand gibt knifflige Probleme auf, und wer den Überhang auf der Bachseite schafft, darf sich trotz guter Griffigkeit des Felsens als fortgeschritten betrachten.
« Wöschhüüsli-Stein» wurde er genannt, wegen der Grösse und Form - bis der Geologe Alexander Wettstein (1861-1887) den Rätseln der Küsnachter Böden auf den Grund ging. Im Tuff beim Tobeleingang fand er Abdrücke von Blättern des Zimtbaums, unter der Burgruine Wulp Überreste von Süsswasserschnecken aus der Voreiszeit vor Millionen von Jahren. Auf dem nach ihm benannten Fels wuchs alpiner Streifenfarn, der sonst dem ganzen Kanton fremd ist.
Quelle (Erwin Haas / Tages-Anzeiger): http://www.erratiker.ch/Doku/Das_Tobel_ist_ein_Geschichtenbuch.pdf
In dieser Umgebung vergisst man rasch, dass die Stadtgrenze von Zürich nur rund 4 km entfernt ist:
Immer mal wieder wechselt der Weg auf die andere Bachseite:
Der Dorfbach gebärdet sich gelegentlich als wilder Bergbach und mit schwerem Gerät muss wieder für Ordnung gesorgt werden:
Bild von Thomas:
Zugang zur Drachenhöhle:
Im Tobel gibt es übrigens auch eine Drachenhöhle. Ein Kinderbuch, herausgegeben von Christoph Schweiss, schildert, was der Lindwurm «Tunichtgut» dort so alles treibt. So erfahren Kinder die Geschichte des Tobels anhand von kurzen Märchen - wie es wirklich gewesen ist, steht etwas kleiner gedruckt am Blattrand. Kleine Feldforscher und Pfadfinder aufgemerkt, der Drache ist zwar ein friedliches Ungeheuer, benimmt sich aber äusserst ungeschickt: Er will schuld daran sein, dass die «Wulp» einst den Hang hinuntergestürzt ist, ebenso wie die Überschwemmungen auf seine Kappe gehen.
Quelle (NZZ): Wenn der Bach zum reissenden Strom wird
Bei der Tobelmüli verlassen wir den Wald, aber nur ganz kurz:
Tunnelblick von Thomas:
Wenn dieses Duell nur gut ausgeht! Bald darauf ........
..... Bald darauf ist Thomas anscheinend auf der Flucht oder auf Abwegen - das ist hier die Frage! .......
....... Er geht jedenfalls in Deckung!
Ein angenehmer Wanderweg - ideal auch für heisse Sommertage:
Bei Hohrüti ist nach einem steilen Treppenaufstieg die Strasse zwischen Forch/Scheuren und Wetzwil/Herrliberg zu überqueren:
Wiederholt treffen wir auf Spuren von Unwettern der vergangenen Tage:
Artenreiche Moorwiesen im Chüelenmorgen:
Beim Forsthaus im Chüelenmorgen machen wir einen Zwischenhalt:
Anschliessend durchqueren wir das Hochmoorgebiet Hinter Guldenen:
Das Hochmoorgebiet Hinter Guldenen wurde im Zweiten Weltkrieg melioriert, in den vergangenen Jahren aber teilweise wieder renaturiert:
Bildquelle Zeitungsausschnitt oben (ZO/AvU): http://www.naturnetz-pfannenstil.ch/dynpg/upload/imgfile582.pdf
Ein grosser Teil der Guldenen, so auch das (seit 5 Jahren geschlossene) Restaurant Waldhof, ist im Besitz der Zürcher Kantonalbank (ZKB):
Die bei Einheimischen als Ausflugsziel so geschätzte Guldenen ist für die Zürcher Kantonalbank von jeher ein Sorgenkind: Als die Bank das Areal 1979 kaufte, wollte sie auf den 56 Hektaren eigentlich ein Sportzentrum für ihre Angestellten bauen. Dieses Vorhaben scheiterte dann aber ebenso am Widerstand der Bevölkerung wie später ein Golfplatzprojekt, und auch der im Jahr 2000 geplante Verkauf an Formel-1-Rennfahrer Michael Schumacher kam nicht zustande.
In diese Tradition reiht sich der Konflikt um das auf dem Areal gelegene Restaurant Waldhof Guldenen ein, das nun schon seit über drei (inzwischen fünf) Jahren leer steht. Die ZKB verzichtete darauf, einen Nachfolger für den im März 2007 ausgeschiedenen Pächter zu präsentieren, und stiess mit diesem Entscheid bei vielen Ausflüglern auf Unverständnis.
Verschiedene Nutzungen
Jetzt will die ZKB den Waldhof für 14 Millionen Franken umbauen. Mit ihrem Projekt hat die Bank einen Kompromiss gewählt, der Unternehmen wie Öffentlichkeit gleichermassen befriedigen könnte. Wie die Bank mitteilt, soll der Gasthof einerseits für firmeninterne Zwecke genutzt werden. So sind neue Zimmer geplant, damit die Bank im Waldhof mehrtägige Schulungen durchführen kann. In den zwei Scheunen werden ausserdem ein Hofladen, eine Kochschule und ein Mehrzweckraum installiert.
Andererseits soll auch die Bevölkerung vom Umbau profitieren: Die ZKB möchte den erneuerten Gasthof den Ausflüglern endlich wieder zugänglich machen; das Restaurant soll nach dem Umbau mit einer traditionellen Küche aufwarten. Überdies stünde die Mehrzweckhalle auch für öffentliche Anlässe zur Verfügung.
Ausbau noch in weiter Ferne
Bis sie wieder im Waldhof einkehren können, müssen sich die Spaziergänger, Jogger und Langläuferinnen aber noch lange gedulden. Weil der Gasthof in einer Landwirtschaftszone liegt, reicht eine ordentliche Baubewilligung für das ZKB-Projekt nämlich nicht aus; Ende Oktober hat die Bank deshalb einen privaten Gestaltungsplan eingereicht.
Erst im Frühling 2012 erwartet die Kantonalbank einen definitiven Entscheid von Gemeinde und Kanton. Dann will sie sich auch um einen neuen Pächter für das Restaurant bemühen. Läuft alles plangemäss, sollen im Sommer 2013 die Bauarbeiten aufgenommen werden.
Quelle (Tages-Anzeiger): ZKB möchte Waldhof Guldenen auch für eigene Zwecke nutzen
Aufstieg zur Guldener Höchi; dieser Weg ist im Winter als Schlittelweg präpariert und bei guten Schneeverhältnissen führt auch eine Langlauf-Loipe von der Forch über die Guldenen bis nach Hombrechtikon:
Winter auf dem Pfannenstiel: http://www.freizeitfreunde.ch/blogs/257
Blick zurück auf Vorder Guldenen:
Der Waldweg von der Guldener Höchi über den Pfannenstiel-Rücken bis zur Hochwacht ........
.... ist auch eine beliebte Bikerstrecke:
Vorne bei der Hochwacht kommen wir aus dem Wald und hätten bei besseren Sichtverhältnissen prächtige Gipfelsicht bis zum Säntis und in die Glarner Berge; (heute müssen wir uns mit der Nahsicht aufs Zürcher Oberland und den oberen Zürichsee mit Obersee begnügen):
Die Besteigung des Aussichtsturms lohnt sich aber auch heute:
Blick in Richtung Osten; rechts Obersee / Rapperswil mit Seedamm / Zürichsee:
Tiefblick auf die Zurückgebliebenen:
Blick Richtung Norden auf die Stadt Uster, den Greifensee und das Dorf Egg (unten rechts):
Blick Richtung Süden über den Zürichsee, rechts unten Meilen, wo wir nach dem Abstieg durchs Meilemer Tobel ankommen werden:
Martha überprüft, ob die (leider wolkenverhangenen) Muotataler-Gipfel von den Zürchern auch richtig angeschrieben worden sind:
Nach der Abstieg halten wir Mittagsrast unter dem Turm:
Der Wanderwegweiser steht etwas unterhalb des Aussichtsturms, unmittelbar vor dem Hochwacht-Restaurant:
Bevor wir uns an den Abstieg nach Meilen machen, kehren wir auf der schönen Gartenterrasse vor dem Hochwacht Restaurant ein. Vorher verabschiedet sich Thomas von uns. Er will ab Meilen den See Richtung Horgen überqueren, um anschliessend auf dem Spinnerweg ins Säuliamt zurückzukehren.
Link zur Webcam beim Hochwacht Restaurant: http://www.hochwacht-pfannenstiel.ch/site/kamera.aspx
Kurz nach 14:30, inzwischen bei stahlendem Sonnenschein, brechen wir zur Schlussetappe hinunter nach Meilen auf. Wie üblich gibt Pilgerfrau Heidi den Takt an:
Zur Abwechslung wählen wir nicht einen schattigen Waldweg sondern den Jakob Ess-Weg, der vom Vorder Pfannenstiel dem Waldrand entlang bis oberhalb von Toggwil (und weiter bis zur Forch) führt:
Linker Hand haben wir schöne Sicht über Getreidefelder, Wiesenflächen und Feuchtgebiete auf den Zürichsee:
Bei Toggwil steigen wir ins Meilemer Tobel ein; dieses ist steiler, schmaler und wilder als das Küsnachter Tobel; der Meilemer Dorfbach stürzt über mehrere eindrückliche Wasserfälle hinunter Richtung Zürichsee:
Wo ein Weg ist, sind Biker; wo kein Weg ist, sind auch Biker:
"Grüezi in Meilen":
Der Tobelweg führt durch die Ruinen der Burg Friedberg:
Auch einen gelegentlichen Blick hinauf zu den Baumwipfeln sollte man nicht verpassen:
Um 16:15 sind wir beim Bahnhof in Meilen und kurz darauf .....
...... und kurz darauf unten am See:
Wir fahren nämlich mit dem Motorschiff Helvetia zurück nach Zürich:
Um 17:15 verlassen wir in Zürich Bürkliplatz das Schiff (im Bild die Quaibrücke mit Fraumünster und Grossmünster):
Allen herzlichen Dank fürs Mitkommen. Beat
Weitere FF-Wanderblogs aus der Pfannenstiel-Gegend:
- 27.11.10 / Meine erste Winterwanderung (am Pfannenstiel)
- 05.06.11 / Panoramaweg Zürichsee / 1. Etappe von Zürich Balgrist nach Meilen
- 06.06.11 / Durchs Meilener Tobel über den Pfannenstiel nach Egg
- 07.06.11 / Velotour durchs Storchenland: Egg - Lützelsee - Feldbach - Egg
- 17.06.11 / Velotour um Greifensee und Pfäffikersee
- 12.11.11 / Pfannenstiel - nebelfrei
- 03.12.11 / Panoramaweg Zürichsee / 2. Etappe von Meilen nach Feldbach
- 15.02.12 / Eiswanderung über den Greifensee
Weitere INFOS:
- Pfannenstiel (allgemein): http://www.pfannenstiel.ch/
- Küsnachter Tobel: http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/660_Zuerich.html
- Meilemer Tobel: http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/660a_Zuerich.html
Martha 10.06.12: | Hallo Beat herzlichen Dank für diese sehr schöne Wanderung. Auch der Blog ist wie immer ein Genuss zum lesen. Merci vielmal. Gruss Martha |
Thomas 10.06.12: | Hoi Beat, gerne schliesse ich mich Martha's guten Worten an mit einer zusätzl. Randbemerkung: Ich hatte keine Hunde-Phobie und ging auch nicht in Deckung. Ich versteckte mich aus Respekt vor der übermächtigen Frauen-Power in der Wandergruppe :-) |
Eva 11.06.12: | Toll Dein Wanderbericht lieber Beat, es hat mir sehr gut gefallen und ich komme gerne wieder mit. Liebe Grüsse Eva |
Heidi 11.06.12: | Wie immer liebe Beat, wänn mer din tolle Wanderblog dörf läse, erläbt mer die schöni Wanderig grad namal, danke villmale. Liebe Grüess |