08.04.12 Osterwanderung durch die Bolle di Magadino (Verzasca- und Ticinomündung) (Beat) |
Am heutigen Ostersonntag durchwanderten wir die Bolle di Magadino, das naturgeschützte Mündungsgebiet der Verzasca im Norden und des Ticino im Süden der Magadinoebene (Piano di Magadino)
Route: Tenero (203m) - Verzascamündung (Bograsso) - Stallone (196m) - Dammweg entlang Ticino flussaufwärts - Brücke über den Ticino / Ponte Fiume Ticino (199m) - Flussabwärts Richtung Castellaccio - Ticinomündung (Piattone) - Magadino (193m/199m) - mit dem Schiff von Magadino nach Locarno
Mit dabei: Stefan, Beat
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/BolleMagadino080412
Route dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Streckenlänge von Tenero bis Magadino ca. 14km; keine Höhendifferenz:
Kurz vor 10 Uhr erreichen wir von Bellinzona her Tenero; um 14 Uhr werden wir in Magadino ankommen. Während die Ostertage der Alpennordseite viele Wolken und teilweise auch Schneeflocken bescheren, verdankt das Mittel- und Südtessin dem kräftigen Nordföhn viel Sonne und milde Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad:
Zwischen Tenero und Gordola führt eine elegante Fussgängerbrücke über die Verzasca (man könnte auch die Bahnstation in Gordola als Ausgangspunkt wählen):
Der Verzasca-Staudamm (Lago di Vogorno) sorgt für ein stellenweise trockenes Flussbett:
Dem Flussdamm entlang führt der Pfad Richtung Flussmündung:
Der nördliche Zugang zum Naturschutzgebiet der Bolle di Magadino; der südliche Zugang liegt bei Magadino:
Die Bolle di Magadino, zwischen der Mündung der Verzasca und Magadino, sind eine Landschaft von naturwissenschaftlich anerkanntem Wert (IPP, 1802)
International:
- das einzige Mündungsgebiet eines Flusses am südlichen Alpenrand, das im natürlichen Zustand erhalten geblieben ist (eines der wenigen in Europa);
- reich an Biotopen im Wasser und auf dem festen Boden, in verschiedenen Entwicklungsphasen;
- die Bolle nehmen über 300 Vogelarten auf;
- beherbergen eine überaus reiche Flora und Fauna.
National:
- eine charakteristische Delta-Landschaft, einmalig an Schönheit, Originalität, Ausdehnung und ökologischem Wert für die Ökosysteme der Flüsse, die in diejenigen des Sees übergehen;
- die Pflanzenformationen, die für Sümpfe und Auen typisch sind, leben in den Bolle zusammen und wirken interaktiv in einem gemeinsamen Raum;
- weisen einen Reichtum der Formen auf einer verhältnismässig bescheidenen Fläche auf: 90 Algenarten, 20 Briophyten (Moose und Flechten) 16 Pterophyten (Farne und Schachtelhalme) 430 Spermatophyten (Monokotyle und Dikothyle) 387 Pilzarten, 250 Vogelarten.
Regional:
Die Bolle stellen heute nur den Rest eines grandiosen Überschwemmungsgebiets dar, das einst hundert Mal grösser war und sich ohne Unterbruch von den Talgründen des Lago Maggiore bis zum Misox, dem Bleniotal und der Leventina erstreckte. In der Folge der Eindämmung des Flusses Ticino und der anschliessenden Meliorationsarbeiten wurde der grösste Teil der Überschwemmungs- und Sumpfgebiete ausgetrocknet und in landwirtschaftliches Kulturland verwandelt. Der südliche Teil der Bolle ist auf markierten Wegen von Magadino aus, der nördliche Teil von Gordola aus zugänglich.
Quelle: http://www.ticino.ch / Naturlehrpfade: Delta der Flüsse Tessin und Verzasca (Bolle di Magadino)
Übersichtsplan der Bolle di Magadino mit Wanderwegen (rot) und den Beobachtungsplattformen:
Bildquelle der obigen Grafik: http://www.bolledimagadino.com/sentieri_bolle_2010.pdf
HINWEIS: Zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil der Bolle di Magadino besteht keine direkte und kurze Wanderweg-Verbindung (siehe weiter unten im Bericht).
Blick Richtung Monte Tamaro:
Teilweise wird das Mündungsgebiet landwirtschaftlich genutzt:
Die Wege durch den Auenwald dürfen nicht verlassen werden:
Ebenerdige Beobachtungsstelle:
Jenseits der Verzascamündung liegen die grossen Campingplätze von Tenero:
Beobachtungsplattform in erhöhter Lage:
Um Vögel beobachten zu können, muss man sich viel Zeit nehmen, eine günstige Tageszeit (früher Morgen) sowie die optimale Jahreszeit (April/Mai) wählen und evtl. an einer Führung teilnehmen:
Wir wechseln zum südlichen Teil der Bolle di Magadino:
Es besteht keine direkte und kurze Wanderweg-Verbindung zwischen der Nordhälfte und der Südhälfte des Mündungsgebietes. Um auf die gegenüberliegende Flussseite des Ticino zu gelangen, muss man das Flugplatzareal queren und auf einem Dammweg oder dem Ufer entlang etwa anderthalb Kilometer flussaufwärts bis zur Brücke gehen (Ponte Fiume Ticino), auf welcher man den Ticino schliesslich überqueren kann:
Der Flugplatz macht einen verschlafenen Eindruck, so dass wir den Kopf nicht einziehen müssen:
Wir sind auf dem Dammweg und merken erst weiter vorne, dass auch ein Uferweg zur Brücke führt:
Spurwechsel vom Dammweg zum Uferweg; vorne die Brücke über den Ticino:
Der Ticino ist seit 1890 eingedämmt und kanalisiert:
Mit den Gewässerkorrektionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurde der Ticino, der vorher in unzähligen Mäandern die gesamte Talbreite ausnutzte, in einen 60 m breiten, gerade gezogenen Kanal gezwängt. Hochwasserdämme beiderseits der Ufer verhindern, dass der Fluss über die Ufer tritt.
Das durch ausgedehnte Wasserabzugskanäle trockengelegte frühere Sumpfland ist heute ein intensiv genutztes Agrargebiet, unter anderem Reisanbau, in dem sich aber auch Industrie angesiedelt hat. Hier liegt auch der Flugplatz von Locarno.
Nur im direkten Mündungsbereich des Ticino blieb mit den Bolle di Magadino ein geschütztes Auengebiet von nationaler Bedeutung erhalten, das mit seinen Altwasserarmen, Schilfgürteln, Tümpeln und Auwäldern ein artenreiches Biotop für viele seltene Tierarten bildet.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Magadinoebene
Auf der stark befahrenen Brücke überqueren wir den Ticino:
Blick von der Brücke Richtung Flussmündung:
Bei der Ticino-Brücke (Ponte Fiume Ticino) befinden wir uns auf 199 m.ü.M. und damit nur 6 Meter über dem tiefsten Punkt der Schweiz (->193 m.ü.M. am Ufer des Lago Maggiore):
Auf schönem Uferweg gehen wir wieder Richtung Flussmündung; bei Hochwasser kann dieses Gebiet überschwemmt sein; der markierte Wanderweg verläuft darum auf dem Flussdamm:
Wir sind nun in der Piattone, im südlichen Teil der Bolle di Magadino. Aus diesem Guckloch .......
...... kriege ich sogar mal einen fliegenden Vogel vor die Linse:
Kleine Inseln und Sandbänke im Mündungsgebiet:
Drüben liegt Locarno, wo wir am Nachmittag mit dem Schiff von Magadino her ankommen werden:
Hörbar sind die Vögel in den Baumwipfeln sehr wohl, sichtbar hingegen eher selten:
Über einen Damm verlassen wir die Bolle di Magadino:
Das Entenpaar lässt sich sogar aus der Nähe fotografieren:
Um 14 Uhr kommen wir in Magadino an (und damit beim tiefsten Punkt der Schweiz):
Auch die Tessiner Bergspitzen sind noch oder wieder im Winterkleid:
Chiesa parrocchiale di San Carlo Borromeo Magadino:
Die "Capriolo" bringt uns um 14:30 von Magadino auf dem Seeweg hinüber nach Locarno:
Der Schiffsverkehr auf dem Lago Maggiore wird von Italien verwaltet und die Schiffe fahren darum unter italienischer Flagge (die Fahrt kostet Fr. 6.70 / keine Halbtax- und GA-Vergünstigung!):
Blick auf die Bolle di Magadino vom See her ......
..... und auf das Maggiadelta im Westen:
Fahnengeschmückte Ankunft in Locarno:
Mit der Bahn fahren wir zurück durch eine winterliche Gegend (im Bild die Kirche von Wassen an der Gotthard-Bahnlinie):
Herzlichen Dank an Stefan für die Begleitung, Beat
INFOS:
- Italienschsprachige Website der Fondazione Bolle di Magadino: http://www.bolledimagadino.com/
- natuerlich-online.ch: Wandern in der Bolle di Magadino
- Pro Natura "Wanderführer durch 132 Naturschutzgebiete der Schweiz": Ticino (70) / Verzasca (71)
- Broschüre "Ein lebendiges Delta": http://www.bolledimagadino.com/Index/Delta_vivo_D.pdf
Martha 09.04.12: | Schöne Wanderung und schöner Rückblick. Wäre gerne mitgekommen. Gruss und bis zum nächstenmal, Martha |