14.02.12 Schneeschuhtour Libingen - Vettigen - Hinter Chreuel (velopeter) |
Ich bin alleine unterwegs und treffe kurz nach 10 in Libingen ein. Mit mir im Postauto ist ein junges Paar, auch mit Schneeschuhen, die die Route von Libingen über den Grat zum Schnebelhorn und hinunter nach Steg gehen wollen.
Die vorgesehene Route: 8 km, 514 m auf, 464 m ab, Sommerwanderzeit 3 Std,; mit Schneeschuhen rechne ich 3 1/2 bis 4 Std.
Die tatsächlich gewanderte Route: 3.2 km, 460 m auf, 6 Std. Die Geschichte dazu erzähle ich im Laufe dieses Blogs. Markiert ist der Wegpunkt bis zu dem ich aufgestiegen bin.
Karte Nr. 3: Die rosa Flächen sind Hangneigungen über 30°. Zu beachten ist der schmale Streifen zwischen Vettigen und ca. Punkt 1068 der nicht in den rosa Bereich fällt.
Libingen; hier ist der Himmel blauer als der Wetterbericht vorhergesagt hat.
Aus dem Dorf geht es zuerst ein paar Meter bergab um nach dem Bach zum Jonenholz wieder anzusteigen.
Das Dorf Libingen mit ziemlich blauem Himmel
Beim Jonenholz zweigt der Wanderweg nach rechts vom verschneiten Strässchen ab. Es hat hier etwa 40 cm Schnee; ich habe aber eine Schneeschuhspur vor mir die allerdings neu verschneit ist. Wer es einfacher haben will folgt weiter dem Strässchen das einen grösseren Bogen macht.
Hier bin ich schon ein ganzes Stück höher als Libingen. Rechts die Schreinerei beim Jonenholz.
Nach einem knackigen Aufstieg bin ich wieder auf dem Strässchen nach Vettigen gelandet. Panorama zum Chellenspitz und Alplispitz. Bei den Bäumen rechts ist der Hof Chnü.
Hier sehen wir den Grat zum Schnebelhorn (nach links) den das junge Paar gehen will.
Faire schweizer Kuh.
Der Blick zum Berggasthaus Chrüzegg.
Der Hof Vettigen. Nach dem Haus zweigt der Wanderweg rechts ab.
Hier werden Mutterkühe gehalten. Im Sommer ist auf den Weiden also Vorsicht geboten.
So präsentiert sich der Aufstieg nachdem ich das Strässchen verlassen habe. Es liegt mehr Schnee als beim Jonenholz aber ich habe immer noch eine Schneeschuhspur vor mir.
Im Wald ahnt man wie schmal der Grat hier teilweise ist. Die Route bin ich letzten Sommer schon einmal gegangen, dann aber über Höchhand, Schwarzenberg und Farner nach Wald.
Nach einem ersten steilen Aufstieg folgt wieder ein flacheres Wegstück und ich habe immer noch eine Schneeschuhspur vor mir.
Auf eine der beiden Seiten abrutschen wäre fatal. So konzentriere ich mich auf dem Grat zu bleiben.
Eine erste sehr steile Stelle. Hier liegt der Schnee noch nicht extrem tief so dass sie mit etwas Arbeit zu bewältigen ist.
Die Markierung zeigt dass ich auf dem richtigen Weg bin. Der Schnee wird allerdings immer tiefer und so ca. bei Punkt 1068 überlege ich mir umzukehren. Auch habe ich schon einige Zeit keine Schneeschuhspur mehr vor mir. Ich realisiere aber schnell dass ich den "point of no return" schon überschritten habe. Der Abstieg im sehr steilen Gelände wäre zu gefährlich und das Risiko des Abrutschens auf einer der beiden Seiten habe ich schon erwähnt. So steige ich weiter auf. Manchmal brauche ich für wenige Meter 10 Minuten und ein paarmal passiert es dass ich in mühseliger Arbeit 2 Höhenmeter gewinne, nur um diese wieder zurückzurutschen. An der steilsten Stelle ist die Hangneigung etwa 80%.
Nach 5 Stunden erreiche ich das Helenachappali (Gehzeit im Sommer ca. 1 Std. 20 Min.). Wie tief hier der Schnee liegt sieht man an der Kreuzinschrift die (geschätzt) 1 Meter über dem Boden ist. Der Schnee ist bis zum Grund Pulverschee und hat sich noch überhaupt nicht verfestigt.
Ein letzter Blick hinunter nach Libingen und ins untere Toggenburg bevor ich wieder in den Wald eintauche. Es ist jetzt ca. 15 Uhr.
Der Wanderwegweiser beim Helenachappali. Der Weg führt nach hinten ziemlich eben bis kurz vor der Krete wo noch ein nicht sehr steiler Anstieg folgt. So hoffe ich in ca. 30 Minuten auf der Krete zu sein. Die Sommerwanderzeit ist 10 Minuten.
Der extrem tiefe Schnee hier oben macht mir aber einen Strich durch die Rechnung. Für jeden Schritt muss ich ein paar Anläufe nehmen da ich den hinteren Schneeschuh kaum nach vorne bringe. Schritt für Schritt stehe ich bis zum Schritt im Schnee und meine Wanderstöcke versinken trotz Schneetellern oft bis zum Griff. Jeden Schritt stampfe ich 5-6 mal mit dem Schneeschuh und wenn ich dann das Gewicht verlagere sinke ich immer noch 10 - 15 Zentimeter ein. Den Punkt wo der Weg wieder ansteigt erreiche ich erst nach einer Stunde.
Der Hang wird da steiler und ich merke dass wen ich den Weg weitergehe eventuell ein Schneebrett abrutschen könnte. ( Siehe auch Karte Nr. 3). Der Schnee hat auf dem darunterliegenden Buchenlaub überhaupt keinen Halt. So versuche ich an ein paar Stellen im Zickzack zur Krete aufzusteigen. Für wenige Meter brauche ich jeweils etwa 10 Minuten und bleibe dann wieder stecken. Dabei winkt etwa 25 Höhenmeter über mir die Krete auf der ich landen sollte.
Ca. 16 Uhr 30 muss ich feststellen dass aus dieser Ecke kein Wegkommen ist (d.h. ich könnte zurück zum Helenachappali, würde da aber auch wieder steckenbleiben). So rufe ich die Nummer 117 an und schildere meine Lage und kann auch sehr genau sagen wo ich bin. Der Polizist stellt aber schnell fest dass ein Fahrzeug nirgends in die Nähe kommen kann und verbindet mich mit der Rega. Da ich meinen Standort fast auf den Meter genau angeben kann findet mich die Helikoptercrew kurz vor 17 Uhr auf Anhieb. Es dauert dann noch eine Weile bis ein Notarzt zu mir abgeseilt wird den ich aber als Arzt zum Glück nicht brauche da ich heil und gesund bin. Zum Glück hat es an meinem Standort eine grössere Lücke zwischen den Buchen so dass wir zu Zweit am Drahtseil problemlos hochgezogen werden können. Bei einem Stall machen wir eine Zwischenlandung und können in den Heli umsteigen. Wir fliegen dann nach Ziegelbrücke wo der Heli gegenüber dem Bahnhof landet.
An dieser Stelle danke ich der Helikoptercrew für ihren sehr professionellen Einsatz. Es ist mir peinlich dass ich auf dieser Tour auf fremde Hilfe angewiesen war. Viel falsch gemacht habe ich auf dieser Tour nicht und war auch nie in Gefahr. Wenn ich allerdings an meinem Standort hätte übernachten müssen hätte das schon ganz anders ausgesehen.
So bleibt mir die Erinnerung an eine absolute Hardcore-Schneeschuhtour mit glücklichem Ausgang.
Peter
mammut 20.02.12: | Ui, das war ja mega dramatisch! Zum Glück bist du heil geblieben und hast gut reagiert. Gut, gibt es die Rega. Liebe Grüsse Barbara |
Thomas 20.02.12: | UFF, Peter: Dein Bericht ist mir gewaltig eingefahren, denn ich hätte am Samstag ebenso gut ins Toggenburg statt nach Rothenthurm zum Schneeschuhlaufen gehen können. Jetzt feierst du wohl 2 x Geburtstag pro Jahr? Für morgen wünsche ich dir nur positive Erlebnisse. |