01.02.12 Auf Winterwanderwegen von Oberwald im Goms auf den Grimselpass (Beat) |
Gestern Mittwoch bin ich via Göschenen und Andermatt nach Oberwald im Obergoms gefahren. Diese Region bietet neben Langlaufloipen und Schneeschuhtrails auch eine grosse Auswahl an präparierten Winterwanderwegen. Erst in Oberwald habe ich mich für eine (konditionell) anspruchsvolle Route entschieden und zwar für die Wanderung hoch zum Grimselpass und anschliessend wieder zurück nach Oberwald.
ROUTE: Oberwald Station (1366m) - Oberwald Dorf (1368m) - Winterwanderweg auf der Passstrasse - Kehre bei St. Niklaus (1470m) - Rhonequelle (1569m) - 1651m - 1802m - 1904m - Sattelti (2102m) - 2181m - Totesee (2160m - Plänggerli (2161m) -> "Grimselblick" und anschliessend retour nach Oberwald.
Interessanter Blog-Beitrag (im Wetter-Blog -> http://wetter-schweiz.blogspot.com/) des Meteorologen Dani Gerstgrasser über die aktuellen Schneeverhältnisse im Gebiet Andermatt / Obergoms / Grimselpass:
http://wetter-schweiz.blogspot.com/2012/01/schnee-viel-schnee.html
Ich starte gegen 10:15 bei Bahnhof Oberwald, bzw. um 10:30 vorne im Dorf; um 13:30 erreiche ich den "Grimselblick" auf dem Grimselpass und um 15:45 bin ich wieder zurück in Oberwald. (Ich bin recht zügig marschiert und habe nur kurz pausiert; realistischerweise sollte man wohl eine Stunde mehr einrechnen.)
Weitere Bilder in meinem Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/OberwaldGrimselpass010212
Wanderroute dargestellt auf Google earth:
Wanderroute auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Hin-und Rückweg auf dem gleichen präparierten Winterwanderweg; auf dem Rückweg wähle ich für den "Schlussspurt" zum Bahnhof Oberwald allerdings einen Schneeschuhtrail (-> obere Wegspur):
Streckenlänge ca. 21km, 1000m auf- und abwärts:
Im nebligen Göschenen warte ich nicht auf den 09:12-Zug sondern nehme den 08:53-er und habe darum in Andermatt eine halbe Stunde Zeit, die eindrücklichen Schneemassen zu bestaunen:
Erst kurz vor Andermatt hat sich der Nebel gelichtet und der wolkenlose Himmel lässt mich hoffen, dass auch im Goms, jenseits des Furka-Tunnels, die Sonne scheinen wird:
Meine Erwartungen werden voll erfüllt: auch das Goms ist nebel- und wolkenfrei. Der Bahnhof Oberwald liegt bei meiner Ankunft um 10:12 zwar noch im Schatten aber die Sonnenstrahlen sind in "Griffnähe":
Auch Oberwald versinkt im Schnee; auf dem Bahnhof (Bild oben) ist sogar eine Baumaschine im Einsatz:
In einigen Minuten erreiche ich vom Bahnhof aus das Dorf und entscheide mich dort für den Aufstieg zum Grimselpass (die Fahrverbotstafel gilt der Passstrasse in Richtung Grimsel und Furka):
Wem dieser 1000-Meter-Aufstieg zu streng ist (und es ist, vor allem im oberen Abschnitt, wahrlich kein Spaziergang!), hat die Möglichkeit, sich nach Vorbestellung mit dem Pistenfahrzeug hochfahren zu lassen und den Abstieg zu Fuss oder auf einem Schlitten zu machen:
Das erste Teilstück des Winterwanderweges (bis zum Hotel Restaurant Rhonequelle) verläuft auf der für "Sommerfahrzeuge" gesperrten und meterhoch überschneiten Passstrasse:
Im 6km entfernten Gletsch (auf 1757m) verzweigen sich die Passstrassen zum Grimsel und zur Furka.
Das erste Wegstück, jenes auf der Passstrasse, führt in angenehmer regelmässiger Steigung und in meist sonniger Umgebung obsi:
Blick nach Osten; ungefähr in Bildmitte liegt das Portal des Furka-Tunnels und darüber der Hungerberg, der über einen neuen präparierten Winterwanderweg von Oberwald aus erreicht werden kann:
Im Gegensatz zur Tessinwanderung vor einer Woche bin ich heute nicht mausseelenallein unterwegs:
Nach der ersten Passstrassen-Spitzkehre bei St. Niklaus öffnet sich das Blickfeld talabwärts:
Die Passstrasse unterquert eine mächtig schneebeladene Brücke der seit Tunneleröffnung 1982 stillgelegten Bergstrecke der Furka-Oberalp-Bahn, die im Sommerhalbjahr von der Dampfbahn Furka-Bergstrecke als Touristenattraktion befahren wird:
Leichter Nebelschleier im Goms, dem Tal der Rotten, wie die "junge Rhone" hier heisst; aus der Höhe sind langezogene Langlaufloipen und präparierte Wanderwege zu erkennen:
Nach einer guten Stunde (um 11:20) erreiche ich das Hotel-Restaurant Rhonequelle, wo unzählige "Schnee-Velos" und Schlitten für die Talfahrt bereitstehen; aber ich will ja weiter vorwärts nach oben:
Beim Hotel-Restaurant Rhonequelle zweigt der präparierte Winterwanderweg links von der Passstrasse ab; soweit ich erkennen kann, ist die Passstrasse ab hier in Richtung Gletsch (zumindest momentan) nicht gewalzt:
Blick auf die gegenüberliegende Gommer Talseite:
Schneeschuhläufer haben ihre eigenen kürzeren, dafür umso steileren Trails:
Info zum "Hüswäg-Trail": http://www.globaltrail.ch/de/schneeschuhwanderung/hueswaeg-trail.html
Links der Wanderweg, rechts der Schneeschuhtrail:
Auf der Herfahrt zwischen Andermatt und Realp habe ich an den Hängen zahlreiche Abrissstellen von Schneebrett-Lawinen beobachtet; hier sorgen solche Verbauungen (hoffentlich) für genügend Sicherheit:
Der Weg ist steil und wird immer steiler; frieren ist somit absolut kein Thema um so mehr schwitzen:
Links das Portal des Furka-Tunnels, rechts das Dorf Oberwald:
Kurz nach 12 Uhr erwarte ich, mit stetem Blick auf das Tunnelportal, den Zug, der um 12:12 in Oberwald eintreffen soll und er erscheint tatsächlich (mit rund zwei Minuten Verspätung):
Panoramablick in Richtung Südost:
Bei Spitzkehren hinterlässt das Planierfahrzeug einen holprigen Weg, der stellenweise beinahe nach kürzlich erfolgtem Lawinenniedergang ausschaut:
Die Wege unten im Tal sind um einiges bequemer begehbar als diese hier oben, doch die Umgebung ....
..... doch die grandiose Umgebung belohnt alle Mühen des steilen Aufstiegs:
Der sitzende Schneeschuhwanderer (links) klagt über eine Herzrhythmusstörung; die beiden müssen leider wohl umkehren:
So kommt man vermutlich kräfteschonender hoch; die Steilheit dieses Weges ist kaum richtig ins Bild zu setzen:
Ihrer Sprachfärbung nach zu schliessen ist das ein holländisches Paar; sie kennen sich hier oben besser aus als ich und werden später mit Schlitten an mir vorbei zu Tale sausen:
Bei diesem von weitem sichtbaren Mast ist mit rund 2200m der höchste Punkt erreicht; anschliessend gehts knapp 100 Meter abwärts bevor nach einer kurzen Gegensteigung das Ziel, der "Grimselblick" beim Plänggerli, erreicht wird:
Nun öffnet sich das Blickfeld auch nach Norden; hinten vermutlich die Gärstenhörner und links unten (noch verdeckt) liegen der Totesee und der Grimselpass:
Blick zurück; der Himmel wird zusehend milchig und die Farbkontraste werden immer schwächer. Zum Glück gibts menschliche Wesen, die etwas Leben mit Farbtupfern ins Bild bringen:
Und plötzlich liegt der Grimselpass vor mir; davor der zugefrorene Totesee und dahinter das Nebelmeer über dem Haslital; ab hier bläst mir ein eisiger Wind um die Ohren (der Alpennordseite sind für die kommenden Tage sibirische Verhältnisse mit rekordmässig tiefen Temperaturen angekündigt):
Für einen guten Überblick über die Grimselgegend (Hospiz / Pass / Plänggerli / Gletsch) ist ein detaillierter Kartenausschnitt hilfreich; mein Wanderziel ist der "Grimselblick" beim Plänggerli östlich des Totesees:
Die Weite der Landschaft und der Rundumblick sind atembraubend und kaum angemessen ins Bild zu setzen:
Gegen 13:30 erreiche ich das erstaunlicherweise auch im Winter geöffnete Hotel Restaurant Grimselblick:
Das 500 Meter westlich gelegene "Hotel Grimsel Passhöhe" liegt hingegen im Winterschlaf und ich kann auch keine Website mit näheren Infos über das Gasthaus dort drüben ausfindig machen:
Der Holländer macht freundlicherweise ein Bild von mir und ich muss sagen, ein wenig bin ich schon stolz, dieses Wanderziel, heute am 1. Februar, erreicht zu haben:
Der Eingang zum "Grimselblick" liegt zum Glück auf der nach Süden ausgerichteten Hausseite:
Ich kehre im "Grimselblick" kurz ein und mache mich gegen 14 Uhr auf den Rückweg (nachdem ich mich erkundigt habe, ob demnächst das Pistenfahrzeug-Taxi zu Tal fährt, was aber nur nach Voranmeldung der Fall ist).
Blick nach Westen; unten im Einschnitt liegt vermutlich der Grimsel-Stausee
Der Himmel wird milch- und milchiger. Hier oben möchte ich mich nicht aufhalten, wenn ein Schneesturm losbricht. Nur schon der blosse Gedanke daran, beschleunigt meinen Gang:
Bei genauem Hinsehen ist im Osten die Furka-Passstrasse zu erkennen, darüber Kl./Gr. Furkahorn, rechts aussen wohl die Furka-Passhöhe (2429m):
Herangezoomt: Das Belvédère an der Furka-Passtrasse zwischen Gletsch und der Furka-Passhöhe:
Blick voraus Richtung Süden ......
..... und hinunter nach Oberwald, wohin ich zurück will:
Der Beweis: Das weit offene Goms ist kein "Schattenloch"!
Hier kommt es angebraust, das holländische Paar auf ihren beiden im "Grimselblick" gemieteten eleganten Metallschlitten:
Und weg sind sie und wurden nimmer mehr gesehen:
In den meterhohen Schneemauern am Wegrand hats immer wieder Öffnungen mit Blick auf eine Innenwelt:
Tiefblick auf den Bahnhof Oberwald, der etwa 500 Meter talabwärts ausserhalb des Dorfes liegt:
Hier an der Station Oberwald beendeten wir am Karfreitag des vergangenen Jahres die erste Etappe unserer Wanderung auf dem Gommer Höhenweg; gestartet sind wir in Münster.
- FF-Bericht (1. Etappe): 22.04.11 / Gommer Höhenweg von Münster bis Oberwald
- FF-Bericht (2. Etappe): 31.07.11 / Gommer Höhenweg (2) von Münster bis Bellwald
Um viertel nach drei bin ich zurück beim Hotel-Restaurant Rhonequelle:
Etwas unterhalb des Restaurants verlasse ich den Winterwanderweg auf der Passstrasse und wage mich für den Rest des Abstiegs auf den schmalen gespurten Schneeschuhweg:
Die gewählte Abkürzung auf dem festgetretenen Schneeschuhweg .......
Die obige GPS-Aufzeichnung zeigt zudem, dass der Winterwanderweg im oberen Teil steiler hochführt als der grüne Sommerwanderweg, der am Hang deutlich weiter ausholt!
....... ist auch ohne Schneeschuhe problemlos begehbar (wenigstens solange der Schnee nicht zu warm hat):
Drei menschliche Planiergeräte sorgen dafür, dass ich nicht im Schnee versinke; kurz vor Oberwald führt der Schneeschuhweg ein Stück weit über die alte Furkabahn-Bergstrecke und vorne über eine Brücke:
Als ich realisiere, dass ich den 15:44-Zug Richtung Realp-Andermatt erreichen könnte, lege ich einen rasanten Schlussspurt hin und komme kurz vor Einfahrt des Zuges auf dem Bahnhof an:
In Realp und Andermatt, nach der Fahrt durch das Furka-Tunnel, bin ich zurück im Nebel und in Göschenen fallen aus dem Nebel gar Schneeflocken.
Ja, diese Wanderung war tatsächlich expeditionsmässig (siehe auch Protokoll von Thomas Widmer)!
Beat
INFOS:
- wandersite.ch (W19) mit zahlreichen weiteren Links: Grimselpass im Winter
- Tagi-"zu Fuss"-Outdoorblog von Thomas Widmer: Expedition Grimsel - das Protokoll
- obergoms.ch: http://www.obergoms.ch/tourismus/
- Routenkarte: Winterwanderkarte mit Routenvorschlägen
- Zustand der Wanderwege und Loipen: http://www.obergoms.ch/tourismus/wispo/index.php
Thomas 02.02.12: | Hallo Beat, diese Wanderung wäre eine Herausforderung, die mich reizen würde. Nur bin ich zur Zeit so stark erkältet, dass ich sogar auf's Rauchen verzichte, d. h. ich bin wirklich krank und kann deshalb am Samstag nicht mitmachen. Danke einewäg für diesen tollen Bericht und Respekt vor deiner Leistung. |
Heidi 03.02.12: | Liebe Beat, danke für de Bricht und die schöni Bilder, ich chan mir vorstelle das die Strecki rächt aspruchsvoll gsi isch. Gruess Heidi |