21.01.12 Am Sonnenhang über Bellinzona (Monte Carasso / Mornera) (Beat) |
Die Mittel- und die Südtessiner haben für dieses Wochenende (wieder einmal) deutlich besseres Wetter organisiert als die nördlich wohnhaften Ticinesi, geschweige denn wir Deutschschweizer. So habe ich eine Wanderung in der Umgebung von Bellinzona ausgeschrieben. Geplant war eine rund zweistündige Rundwanderung auf Mornera ob Monte Carasso am Sonnenhang über Bellinzona, geworden ist daraus eine über fünfstündige Tour von Mornera hinunter nach Monte Carasso und weiter bis beinahe zum Bahnhof von Bellinzona.
Blick über die Magadinoebene mit Giubiasco und Bellinzona; das Wandergebiet befindet sich am Hang links; zu erkennen ist die Waldschneise der Seilbahn von Monte Carasso hinauf nach Mornera:
Obiges Bild aus FF-Bericht: 12.10.11 / Tessinwanderung: Isone - Cima di Medeglia - Medeglia
Gewählte Route: Mornera (1347m) - Zusatzschlaufe in Richtung Pian di Nar - Sopra Mornera (1400m) - Mornera / Laghetto (1360m) - Monda (1260m) - Baltico (1083m) - Belcorte - Pientina (1038m) - San Bernardo (609m) - Gaggio (390m) - Monte Carasso (247m) - und weiter in Richtung Bellinzona bis zur Busstation an der Piazza Indipendenza (die Bushaltestelle "Monte Carasso, Posta" für die Rückfahrt in Richtung Bellinzona habe ich mit dem besten Willen nicht gefunden, obwohl ich bei der Poststelle und an der dortigen Haltestelle für Fahrtrichtung Locarno gestanden bin).
Weitere Bilder in meinem Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/MonteCarassoMornera210112
Wanderroute dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Streckenlänge ca. 17km, 300m aufwärts, 1400m abwärts:
Mit dem Postauto bin ich von Bellinzona in Richtung Locarno bis zur Haltestelle Monte Carasso, Posta gefahren. Von dort sind es 200 Meter zurück und 50 Meter nach links bis zur Talstation der Seilbahn Monte Carasso - Mornera.
Der 1100-Meter-ZuFuss-Aufstieg dauert gemäss diesem Wegweiser 3:10 Stunden. Ich fahre aber mit der Seilbahn hoch und brauche für den Abstieg etwa viereinhalb Stunden, wähle aber nicht den kürzesten Weg sondern mache ein paar (freiwillige!) Zusatzschlaufen.
Falls die Seilbahn-Talstation nicht bedient ist, kann man sich das Ticket am Automaten besorgen und die Seilbahn funktioniert dann wie ein Lift: Per Knopfdruck kann die Kabine auch an Zwischenstationen herbeigeholt werden und auch einen allfälligen Ausstieg an einer der beiden Zwischenstationen kann man selber einleiten. So habe ich wenigstens den diensthabenden Seilbähnler (ein Deutschschweizer) verstanden.
Zur Zeit kostet das Retourticket übrigens nur 10 statt 18 Franken (-> Promozino invernale).
Man beachte die Infos auf der Seilbahn-Website: mornera.ch
Als einziger Passagier fahre ich mit der kleinen Kabine hoch; an sonnigen Wochenenden in wärmeren Jahreszeiten muss man sich allerdings auf Wartezeiten einstellen:
Durch diesen lichten Birken- und Kastanienwald werde ich später absteigen:
Kurz nach 10 Uhr komme ich oben im frisch eingeschneiten Mornera an (zwischen Tal- und Bergstation liegen übrigens zwei Zwischenstationen, die auf Wunsch benutzt werden können):
Über Nacht sind etwa 10cm Neuschnee gefallen, so dass .....
..... so dass sogar der markierte Schneeschuh-Trail begehbar ist:
Beim Startkaffi im Grotto Mornera montiere ich meine SUVA-Fersenspikes und die Gamaschen; der Seilbahn-Maschinist hat mir nämlich gesagt, unter der Neuschneeschicht liege stellenweise gefrorener Schnee und weil ich heute alleine unterwegs bin, könnte ein Sturz in dieser menschenleeren Gegend verhängnisvoll sein:
Kurz vor halb elf starte ich. Vorgesehen habe ich die Rundwanderung aus wandersite.ch: Nr. 480 / "Rundwanderung Mornera - Pientina - Mornera". Weil diese Rundwanderung nur etwa zwei Gehstunden umfasst, habe ich eine Zusatzschlaufe in Richtung Cap. Albagno vorgesehen. Diese Berghütte und evtl. der Gaggio (2267m) sind nämlich ein nächstes Sommer-Wanderziel. Schliesslich werde ich aber nicht "rundwandern" sondern bis Monte Carasso absteigen wo ich um 16 Uhr eintreffen werde:
Auf meiner Zusatzschlaufe in Richtung Pian di Nar bin ich froh um mein GPS-Gerät. Ich muss nämlich auf den höherliegenden Weg kommen, der von der Cap. Albagno her kommend nach Mornera führt und das ist im verschneiten Wald gar nicht so einfach. Der Seilbahn-Maschinist erklärt mir später, von einer Wanderung bis zur Cap. Albagno sei momentan abzuraten; es liege dort viel Schnee uns es herrsche Lawinengefahr:
Dieses Bild an praller Sonne täuscht, es liegt bedeutend mehr Schnee in dieser Gegend:
Richtung Südwesten (rechts hinten) der uns wohlbekannte Monte Tamaro:
Der Monte Tamaro:
Blick nach Westen:
Schneeschuhe wären hier keine schlechte Idee; ich bin jedenfalls froh um die Gamaschen über den Schuhen:
Blick nach Süden; wenn ich mich nicht täusche .....
.... wenn ich mich nicht täusche, erkenne ich in der Bildmitte den "Zuckerhut" des San Salvatore:
Tiefblick in die Magadino-Ebene mit der Autobahn, die nach rechts unter dem Monte Ceneri durchführt:
Eine hündische Begrüssung nach Tessiner Art?
Mornera / Laghetto 1360m; östlich von Mornera liegt ein kleiner See, ......
.... der zugefrorene Mornera Laghetto; hier erreiche ich den wandersite.ch-Rundweg. Die Zusatzschlaufe hat mich eine knappe Stunde "gekostet", sie war aber genussvoll und spannend:
Im Winter sind Wegmarkierungen an Bäumen hilfreicher als jene an Steinen; ich werfe auch immer mal wieder einen Blick auf das GPS-Display:
Um 11:45 erreiche ich die gegenwärtig verlassenen Alphütten von Monda,
wo sich das Blickfeld nach Osten öffnet ......
..... nach Osten, wo sich das Tal verzweigt: Nach rechts ins Valle Mesolcina und zum San Bernardino und nach links ins Tal Riviera / Leventina zum Gotthard:
Im Nordwesten vermutlich der Gaggio (2270m), den ich via Cap. Albagno bald einmal (schneefrei) besteigen möchte; dazu ein hikr.org-Bericht: http://www.hikr.org/tour/post23762.html
Auf komfortabel breitem Winterwanderweg gehts weiter in Richtung Baltico:
Pyramiden gibts nicht nur in Ägypten sondern viel mächtiger auch in dieser Gegend:
Hat der Nordföhn, der hier oben auch heute zeitweise kräftige Böen ausstösst, diese Baumstämme so linkslastig verformt?
Stimmungsvoller Birkenwald:
Die Temperatur ist deutlich über der Nullgradgrenze, der Schnee ist sulzig und vereiste Stellen gibts kaum:
Nördlich von Bellinzona der Vorort Molinazzo und der Richtung Lago Maggiore fliessende Ticino:
In Baltico erreiche ich den östlichsten Punkt meiner Wanderung, hier könnte ich absteigen nach ....
..... hier könnte ich absteigen nach Carasso (nicht zu verwechseln mit Monte Carasso, wo ich hinwill); ich wähle den Weg nach Westen in Richtung Belcorte / Pientina:
HINWEIS: Die auf diesen Wegweisern und auf der Karte eingetragene Seilbahn von Baltico hinunter nach Carasso ist für den Personenverkehr nicht mehr zugelassen!
Beim Tiefblick auf Bellinzona sticht neben den Burgen vor allem .......
.... sticht vor allem dieses Gebäude hervor! Welchen Zweck hat es? Ist es ein Gefängnis mit offenem Innenhof? Ich werde erst fündig als ich mit dem Stichwort "Mario Botta", dem bekannten Tessiner Architekten, auf Google-Suche gehe. Ich lande beim "Business Center Bellinzona"
INFO: Das grosse runde und aus roten Ziegelsteinen erstellte Gebäude ist 1997 vom Stararchitekten Mario Botta für die Swisscom gebaut worden. Heute beherbergt es ein Businesscenter mit Konferenz- und Seminarräumen und ist zum Teil Sitz des Bundesstrafgerichtes.
Das auffällige Gebäude beherbergt also kein Gefängnis aber businessmässig liege ich nicht ganz daneben.
Textquelle (Text modifiziert): http://www.myswitzerland.com/de/zeitgenoessisch-business-center-bellinzona.html
Nun aber zu den drei Burgen von Bellinzona:
Das Castelgrande:
Das Castello di Montebello:
Und oben links das Castello di Sasso Corbaro (ein deutlicheres Bild folgt später aus anderem Blickwinkel):
Zwischen Baltico und Belcorte passiere ich das heikelste Wegstück: verdammt schmal, mit Sulzschnee belegt und links "gohts schteil is Loch abe":
Herangezoomt: Der Monte Tamaro, vorne auf der eingeschneiten Alpe Foppa eine Kapelle von Mario Botta:
Birkenwald und .....
... und Birkenholz (ein Gratis-Tipp dazu, speziell fürs Muotatal, folgt gleich):
Um 13:20 erreiche ich Pientina, wo die Seilbahn auf der oberen der beiden Zwischenstationen bestiegen werden könnte. Ich entscheide mich aber für den Abstieg via San Bernardo nach Monte Carasso:
Meine Abstiegsroute ab Pientina via San Bernardo nach Monte Carasso (man beachte die zahlreichen Weglein, in natura sinds wahrscheinlich noch viele mehr):
Hier nun der versprochene Gratis-Tipp für Martha:
Falls im Muotatal noch Brennholz 1A benötigt wird, hier steht es bereit, einfach den Heli vorbeischicken!
Aber Vorsicht: Das hier ist kein Brennholz sondern (beinahe) das einzige menschenähnliche Wesen, dem ich heute über den Weg gelaufen bin!
Ausnahmsweise und zur Abwechslung mal kein Roter Teppich:
Der Abstieg führt weitgehend über steile Natursteintreppen und .....
..... und durch Kastanienwald:
Meine Winterausrüstung kann ich definitiv demontieren, ich bin zurück im Herbst oder schon im Frühling?
Kurz vor San Bernardo unterquere ich die Seilbahn:
Nur für FF-Raiffeisen-AktionärInnen-GenossenschafterInnen? Aussicht Nr. 66
Vor dieser Haustür ist eindeutig nicht Schneeschaufeln gefordert:
Um 14:20 erreiche ich San Bernardo; ab hier ist die untere Seilbahn-Zwischenstation Curzùtt (Corte di Sotto) in 10 Minuten erreichbar:
Der kurze Abstecher zur Kirche von San Bernardo ist lohnenswert:
INFO: Die Kirche von San Bernardo befindet sich im Wald von Monte Carasso und ist aus Holz und Stein. Sie ist die alte Pfarrkirche und war einst Teil des Gemeindelebens. Ihr Ursprung ist bis ins 11./12. Jahrhundert zurückzuverfolgen; sie wurde im romanischen Stil gebaut. Heutzutage steht die Kirche allein auf einem Hügel, wo man eine bezaubernde Aussicht auf die Magadino-Ebene und Bellinzona hat.
Textquelle: http://seregnesi.juniorwebaward.ch/index_file/Page1434.htm
Diese Vegetation vertreibt die letzten Wintergefühle:
Bis beinahe ganz hinunter führen Steintreppen, nur hie und da muss die Strasse überquert werden:
Chiesa della Santissima Trinità:
Gegen 15 Uhr erreiche ich wieder die Postauto-Haltestelle Monte Carasso, Posta, wo ich heute Mogen von Bellinzona her angekommen bin. Aber ich finde mit dem besten Willen keine Haltestelle für die Gegenrichtung und der 15:07-Uhr-Bus in Richtung Bellinzona taucht auch nicht auf. So mache ich mich halt zu Fuss auf in Richtung Stadtzentrum, in der Hoffnung, bald auf eine bediente Bushaltestelle zu treffen:
Ich bin so nochmals über eine halbe Stunde lang unterwegs, komme dafür noch zur obligaten tierischen Begegnung:
Auf dieser modernen Velo- und Fussgängerbrücke überquere ich den Ticino:
Ein Blick zurück auf das heutige Wandergebiet; aus dieser Perspektive ist von der Winterlandschaft oben auf Mornera (verdeckt, rechts oben) nichts zu erahnen:
Dafür ist die dritte Burg, das Castello di Sasso Corbaro, von dieser Seite her deutlicher erkennbar:
Kurz vor 16 Uhr erreiche ich die Piazza Indipendenza, wo auch gleich ein Bus ankommt, der mich in wenigen Minuten zum SBB-Bahnhof Bellinzona bringt:
Beat
INFOS:
- Seilbahn-Link: http://www.mornera.ch/
- wandersite.ch: http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/480%20Tessin.html
- Bellinzona-Turismo: Der Berg von Monte Carasso
- Wanderkolumen "Zu Fuss 2" von Thomas Widmer: Wanderung 23 "Schmuckstück im Wald"
- Bellinzona-Webcams: http://www.swisswebcams.ch/suche/ort/bellinzona-2661567
Martha 23.01.12: | Hallo Beat merci für den Tipp mit dem Holz. Diesen Winter werden wir im Muotatal wohl noch überstehen. Aber der nächste kommt ja bestimmt... smile. Wirklich eindrücklich diese Jahreszeitenwanderung hoffe deinem Fuss geht es wieder besser. Gruss Martha |