07.05.11 Besteigung des Grossen Mythen mit Abstieg nach Schwyz (Beat) |
Es gibt kaum eine Wanderung in der Ost- und Zentralschweiz, auf der man nicht irgendwann die unverkennbaren Bergspitzen der Mythen im Kanton Schwyz zu Gesicht bekommt. So war es denn schon lange mein Wunsch, einmal zumindest den (einfacheren) Grossen Mythen zu besteigen.
Heute war es endlich soweit und zwar zusammen mit Daniel, Stefan, Hermann, Regula, Christina, Hedi.
Meine Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/GrosserMythen070511
Unsere Wanderroute: (Brunni - Holzegg mit der Seilbahn) Holzegg - Grosser Mythen - Holzegg - Schwyz
Distanz: 9 km // Aufstieg ab Holzegg: 500 m // Abstieg nach Schwyz: 1400 m
GPS-Aufzeichnung unserer Route mit Darstellung in Google Earth:
Routen-Darstellung (roter Wegverlauf) auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch/:
Aufstiegsroute Holzegg - Grosser Mythen (mit Erstaunen stelle ich nachträglich fest, dass die Auf- und die Abstiegsroute stellenweise voneinander abweichen. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich "neben dem Weg" gelaufen sein soll ....... da haben wohl die GPS-Daten verrückt gespielt):
Für die ersten 300 Aufstiegsmeter von Brunni bis zur Holzegg wählen wir die Seilbahn:
Gemäss diesem Wegweiser wäre der Aufstieg ab Brunni (1100m) bis zum Grossen Mythen (1900m) in 2:20 Stunden zu schaffen. Werner hat diese Strecke am vergangenen Donnerstag als Abendspziergang in 1:30 Stunden hingelegt und er kennt einen "Extremisten", der diesen Aufstieg in 28 Minuten bewältigt.
Weiter berichtet Werner: "Ich kenne einen, dem sagt man einfach Mensch, er ist so um die schätzungsweise knapp 70. Sein Rekord: In einem Jahr ist er 220 mal auf den Mythen gewandert, allerdings von der Holzegg aus. An einem Tag war er 8 mal oben, in diesem Jahr ist er bereits 27 mal oben gewesen. Ich hab den gestern oben getroffen."
Vgl. hiezu Blog-Nachtrag vom 04.07.11: http://www.freizeitfreunde.ch/blogs/298
Praktisch täglich steigt Armin Schelbert auf den immer gleichen Berg
Das Montagsporträt / Der Mythen-Mensch
Armin Schelbert hat bald 2000-mal den Grossen Mythen bestiegen. Er hat noch lange nicht genug.
Von Daniel Foppa, Grosser Mythen
Den Abschnitt zwischen Kurve 21 und 22 mag er nicht. «Da läuft nichts», sagt Armin Schelbert. Was in jedem Fall läuft, ist Schelbert selbst. Und zwar mit einer Regelmässigkeit, die etwas Zwanghaftes hat. 1868-mal hat der 67-Jährige den schroffen Berg bei Schwyz bisher bestiegen. Praktisch immer über denselben Weg, der in 46 Kurven zum Gipfel führt. Schelbert hat jede Kurve mit weisser Farbe markiert: gerade Zahlen für Linkskurven, ungerade für Rechtskurven.
Was für den Beobachter gewöhnliche Kurven eines gewöhnlichen Bergpfads sind, ist für Schelbert eine Welt für sich – ein geschichtenreicher Mikrokosmos am Wegrand. Das beginnt bei Kurve 1, wo Schelbert bei einem eiligen Abstieg ausrutschte und vom Weg flog. Er stürzte zwischen Felsen hindurch etwa zehn Meter tief, verletzte sich aber nicht ernsthaft. «Routine führt zu Unachtsamkeit», sagt der Mythen-Besteiger, der mehrere Freunde am Berg verloren hat. Allerdings stürzten sie nicht vom gut ausgebauten Bergweg in die Tiefe, sondern von einer der ungesicherten Aufstiegsvarianten. Schelbert ist auch dort anzutreffen, doch reizen tut ihn diese Abwechslung nicht. «Auch wenn man 1000-mal denselben Weg geht: Jeder Aufstieg ist anders», sagt er, der am Mythen unter dem Namen «der Mensch» bekannt ist.
Spektakulärer Überschlag
Begonnen hat Schelberts Passion 1999. Als Gleisbauer, der in der Nacht arbeitete, wanderte er zum Ausgleich nachmittags in der Mythen-Gegend rum. Da riet ihm sein Kumpel Peter Gujer, er solle doch den Gipfel besteigen. Gujer war Koch und musste wie Schelbert abends arbeiten. «Wir konnten keinem Verein beitreten», sagt Schelbert. So wandten sie sich dem Mythen zu. Der 65-jährige Gujer hatte bereits 1971 begonnen, seine Besteigungen zu zählen. Irgendwann hat er damit aufgehört und schätzt, dass er bisher etwa 3000-mal auf dem Gipfel gestanden ist.
Gujer und Schelbert sind die zwei letzten Mitglieder des 100er-Clubs, einer Vereinigung von Mythen-Freunden, die den Berg jedes Jahr mindestens 100-mal besteigen. Dass der Club nie viel grösser war, erstaunt kaum. Der Bergweg ist nur gut sechs Monate offen. Wer in dieser Zeit 100-mal den Mythen besteigen will, muss fast jeden zweiten Tag oben stehen. Schelbert ist die 495 Höhenmeter zum Gipfel auch schon achtmal an einem Tag hinaufgestiegen – mit Lasten beladen für die Gipfelbeiz oder im Laufschritt in eindrücklichen 35 Minuten.
Wer Schelbert zuhört, hat das Gefühl, am Mythen sei der Bär los. Er erzählt vom verborgenen Tierbeobachtungsposten bei Kurve 17, von seinem spektakulären Überschlag bei Kurve 20, der Steinbank, die ein Verehrer bei Kurve 29 einer unbekannten Daisy hingestellt hat, und der Madonnastatue bei Kurve 32, wo ein Alt-Regierungsrat an einem Herzinfarkt gestorben sei. Bei Kurve 22 zweigt der anspruchsvolle Schafweg ab, von dem immer wieder Wanderer aus Bergnot gerettet werden müssen, und bei Kurve 34 findet sich eine Felshöhle, in die sich Schelbert bei Gewitter rettet. Trotzdem hat ihn dort einst ein Blitz zu Boden geschleudert.
Weg durch die Totenplangg
Nach Kurve 37 pflegt er jeweils auf dem alten Weg durch die Totenplangg zum Gipfel zu steigen. Der Pfad führt durch eine gefährlich abschüssige Grashalde. An einer Felswand hat Schelbert dort die Namen früherer Freundinnen verewigt, wie er schmunzelnd zeigt. Überhaupt sind Schelbert und Gujer stets zum Albern aufgelegt. So hat Gujer bei allen Kurven mit der Ziffer 7 goldfarbene Münzen deponiert und weist Wanderer auf die bemerkenswerten Goldadern am Mythen hin. Oder er trägt Tannzapfen auf den baumlosen Gipfel und erklärt Touristen, die habe der Sturm Lothar hochgeblasen.
Der Mythen sei «ein Stück meines Lebens», sagt Schelbert, der mit seiner Frau in Hinwil ZH wohnt. Den Sommer verbringt er allein in einer Wohnung am Fuss des Mythen. Vor vier Jahren musste er sich ein künstliches Kniegelenk einsetzen lassen, was seine Beweglichkeit jedoch nicht beeinträchtigt. Arzt und Therapeut besteigen nach der Genesung mit Schelbert den Mythen. Auch sie wollten den Berg kennen lernen, der ihren Patienten magisch anzieht.
So regelmässig wie die 46 Kurven in seinem Tagesablauf kehrt die Frage wieder, weshalb er denn immer auf denselben Berg steige. Steckt womöglich mehr dahinter als ein blosser Spleen, ein meditatives Mittel zur Selbstversenkung gar? Schelbert sieht das nüchtern: «Immer denselben Weg zu gehen, ist stressfrei. Ich muss mich um nichts sorgen, kann einfach losgehen und weiss: Hier bin ich richtig.» Während er dies sagt, kann man sich den Mythen-Besteiger plötzlich vorstellen, wie er als eine Art alpiner Zen-Meister nervösen Stadtmenschen das Glück der Monotonie näherbringt. Schelbert indes winkt ab: «Dafür braucht es keinen Kurs. Sondern einen harten Grind. Der Rest kommt von alleine.» Sagt es und steigt den Berg hoch, von dem er eben runtergekommen ist.
Armin Schelbert auf dem 1898 Meter hohen Gipfel des Grossen Mythen. Foto: Herbert Zimmermann (13 Photo)
Erstellt: 03.07.2011, 19:05 Uhr
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/Der-MythenMensch/story/19880005
(Obiger Tagi-Link funktioniert leider nicht mehr!)
Hiezu übrigens auch zwei bebilderte WWW-Blog-Beiträge von Thomas Widmer:
http://widmerwandertweiter.blogspot.com/2011/07/der-mythomane.html
http://widmerwandertweiter.blogspot.com/2011/07/der-mensch-und-sein-kompagnon.html
Vor einem Jahr, am 31.01.10, haben wir von Brunni aus eine Schneeschuhtour gemacht: Brunni-Holzegg-Zwäcken-Furggelenstock-Furggelen-Brunni -> http://www.freizeitfreunde.ch/blogs/201
Wir nehmen es heute etwas gemütlicher .......
..... und machen eine mentale Vorbereitung im Berggasthaus Holzegg in Form eines Startkaffis:
Da wollen wir hin:
Um 10:30 starten wir bei der Holzegg und um 11:45 werden wir auf dem Grossen Mythen ankommen
Passkontrolle:
Wir sind nicht die einzigen Mythen-Besteiger an diesem sommerlichen Frühlingstag:
Die Spitzkehren sind durchnummeriert; hier die sechste, bis ganz oben sollen es 47 an der Zahl sein:
Die Wegsicherung ist vorbildlich; über weite Strecken sind Ketten, streckenweise beidseits, montiert. Jetzt wird auch klar, warum Werner bereits am vergangenen Donnerstag hier war: Er hat das alles auf Hochglanz poliert, damit es auch eine Gattung macht, wenn wir kommen.
Unser Ziel kommt näher:
Das Berggasthaus Holzegg (links unten), wo wir gestartet sind, aus der Vogelperspektive:
Sogar eine kurze Brücke gilt's zu überqueren (in diesem Gebiet spukte die GPS-Aufzeichnung; vielleicht des vielen Metalles oder der überhängenden Felsen wegen):
Auch hier die Ketten poliert und im Vollglanz - vermutlich dank Werner:
Alpenpanorama im Süden:
Nun öffnet sich das Blickfeld auch Richtung Norden, hier zum Kleinen Mythen und Haggenspitz .......
..... sowie hinunter nach Brunni, wo wir vor anderthalb Stunden mit der Seilbahn losgefahren sind:
Die letzten Aufstiegsmeter - beinahe wie in einem Treppenhaus (mit letzten Schneeresten am Wegrand):
Tief unten das Berggasthaus Holzegg mit der grossen Sonnenterrasse und der Seilbahnstation:
Bei der Spitzkehre Nummer 41 (von insgesamt 47) haben wir das Ziel beinahe in Griffnähe vor uns:
Um 11:45 erreichen wir Gipfel und Restaurant http://www.grosser-mythen.ch/ (Website mit Webcam):
Es erwartet uns ein einmaliges 360°-Panorama; hier der Blick Richtung Südwesten .....
.... links Brunnen / Vierwaldstätter See, in der Bildmitte Rigi Hochfluh, rechts der Lauerzer See ....
..... Brunnen .....
..... Lauerzer See, rechts hinten Rigi Kulm und ein schmaler Streifen vom Zuger See:
Daniel (ein Ureinwohner aus dieser Gegend) zeigt uns, wo man auch noch hinschauen sollte ......
.... beispielsweise hinüber zum Rossberg / Wildspitz / Ägerisee:
So dumm, warum hat mein Herrchen den Regenschirm zu Hause gelassen?
Eine Liegewiese hat's nicht hier oben - aber immerhin einen Helikopter-Landeplatz:
Im Osten der Glärnisch (das Vrenelisgärtli versteckt sich allerdings hinter dem Ruchen, links aussen):
Rechts neben dem Glärnisch folgen der Druesberg (links) und der Forstberg (Region Hoch-Ybrig) .....
.... und anschliessend im Südosten die Muotataler Berge (Wasserberg) und rechts dahinter wohl der Tödi:
Bei diesem Panoramablick wird man beinahe satt ohne zu essen:
Die Bergdohlen halten eher Ausblick nach Pickbarem; das Panorama ist für sie stinknormal und alltäglich:
FF-Gruppenbild mit schlapper Schweizer Fahne:
Um 12:30 beginnen wir mit dem Abstieg (mit viel Gegenverkehr) zur Holzegg, wo wir eine knappe Stunde später ankommen werden:
Auch der Kleine Mythen ist bevölkert; seine Besteigung ist allerdings anspruchsvoller:
Dieser Aussichtspunkt mit Sitzgelegenheit, etwa auf halber Höhe zwischen Holzegg und Mythen-Gipfel, ....
...... hat wohl schon abertausende von Erinnerungsfotos ausgelöst:
Glärnisch, Druesberg, Forstberg, Bös Fulen:
Gegen 13:30 erreichen wir wieder die Holzegg, halten Rückblick Richtung Gipfel und ......
..... und beraten vor dem Wegweiser, wie's weitergehen soll mit dem "angebrochenen" Nachmittag:
Nochmals hoch zum Gipfel oder Abstieg in Richtung Brunni, Ibergeregg, Mostelberg oder Schwyz?
Wir wählen den 1400-Meter-Abstieg nach Schwyz (wo wir um 15:20 eintreffen werden):
Immer wieder blicken wir hoch zum Grossen Mythen und .....
...... und können uns kaum mehr vorstellen, dass wir da tatsächlich irgendwie hochgekommen sind:
Der Abstieg nach Schwyz gestaltet sich da um einiges weniger spektakulär:
Auf dem Vierwaldstätter See vor Brunnen scheint eine Schiffsparade im Gang zu sein:
INFO: Während rund zweieinhalb Jahren wurde das Dampfschiff Unterwalden in der Luzerner Werft generalsaniert. Die Wiederinbetriebnahme des 109-jährigen Veteranen findet im Rahmen einer festlichen Eröffnungsfahrt in Begleitung der übrigen vier Raddampfer auf dem Vierwaldstättersee statt und zwar am Samstag, 7. Mai 2011. Quelle: http://www.lakelucerne.ch
Gegen 15 Uhr liegt Schwyz vor uns:
Eine schwierige Quizfrage: Welcher Berg liegt hinter uns?
Dieser Monströse kennt die Lösung und erwartet dafür von Werner nächste Woche eine Generalüberholung inkl. Polierung auf Hochglanz (und er hat noch etwa ein dutzend gleichermassen bedürftige Kollegen um sich versammelt):
Von Schwyz her 1400 Meter hoch zum Grossen Mythen in 4:15 Stunden (für den Abstieg haben wir uns knapp drei Stunden Zeit genommen):
Bevor wir die Heimfahrt antreten, ......
...... lassen wir uns noch einen Berg servieren - nein, nicht mehr den da, sondern ......
..... sondern einen solchen:
Dank allen die mitgekommen sind. Beat
NACHTRAG:
Daniel übermittelte per MMS noch das untenstehende Bild und stellt mir die Frage:
"Was willst Du uns da sagen, Beat?"
Das war doch beim Startkaffi auf der Holzegg-Terrasse, als ich Euch zu motivieren versuchte, wenigstens die ersten hundert (Horizontal-)Meter bis zum Grossen Mythen mitzukommen!
INFOS und weitere Bildberichte:
Auf wandesite.ch: http://www.wandersite.ch/Tageswanderung/567_Schwyz.html
FF-Bericht von Marcel / 06.11.07 Grosser Mythen: http://www.freizeitfreunde.ch/blogs/56
FF-Bericht von Peter / 31.05.09 Kleiner Mythen und Grosser Mythen: http://www.freizeitfreunde.ch/blogs/117
Mythenweg-Infoblatt der Schwyzer Wanderwege mit Aufstiegsroute von Schwyz her (Kartenausschnitt siehe unten)
-> Link zum Infoblatt: Grosser Mythen - das Wahrzeichen von Schwyz
Hedi 08.05.11: | Beat, Danke für die bemerkenswerte Organisation und Dokumentation. .. und diä Wade lampet abe liit jetz no im Strossegrabe und dä Schenkel rinkel-ränkel ächzt lädiert ufm Ofebänkel und das Knie das arme Vieh das erholt sich nimmer nie ... - massig übertrieben - nach 3 Tagen wird die Erinnerung an den mythischen Mythen alles überragen. |